fiorAWB Kard.zahl, in zahlreichen literarischen
Quellen und Gl. vom 8. Jh. an: ‚vier, quattuor
(quater)‘ 〈Var.: -eo-, -ia-, -ie-〉. — Mhd. vier,
nhd. vier. Als Kompositionsglied erscheint im
Ahd. in den Malbergischen Glossen der Lex
sal. fitter- (geschrieben fit ter) in fitter-thu-
schunde ‚viertausend‘ (Grimm, Gesch. d. dt.
Spr.³ 385; W. v. Helten, PBB 25 [1900], 267.
514 ff.). Die Zahlen von vier bis zwölf werden
im Ahd. flektiert, wenn sie als Adjektive hinter
dem zugehörigen Subst. stehen oder wenn sie
substantivisch gebraucht werden. Vor einem
Subst. erscheint in der Regel die unflektierte
Form (Genaueres bei P. V. Stiles, NOWELE 7
[1986], 8 ff.). Die Flexion ist die der Substanti-
va der i-Deklination (Mask., Fem.), gegebe-
nenfalls mit partitivem Genitiv (s. Szemerényi,
Stud. in IE Numerals 40); ein Nom.Akk. des
Neutrums wird durch die adjektivische En-
dung -iu, frk. -(i)u hergestellt:
m.f. nom.akk. fiori, gen. m.f.n. fioreo, fioro, dat.
m.f.n. fiorim, -in. n. nom.akk. fioriu, frk. fior(i)u. Im
Mhd. werden die Zahlen von vier bis zwelf ‚12‘ teils
endungslos gebraucht, teils adjektivisch dekliniert:
m.f. nom.akk. viere, gen. m.f.n. vierer(e), dat. m.f.n.
vieren. n. nom.akk. vieriu; nhd. vier.
Ahd. Wb. III, 888 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 236; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 266; Schützeichel⁵ 134; Starck-Wells
154. 809; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 174;
Seebold, ChWdW8 128; Graff III, 670 ff.; Schade
197; Lexer III, 338 f.; Benecke III, 306 f.; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 478 (quattuor); Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 546 (quattuor); Dt. Wb. XII, 2, 251 ff.; Kluge²¹
821; Kluge²⁴ 960; Pfeifer, Et. Wb.² 1516; Braune,
Ahd. Gr.¹⁵ § 271; Paul, Mhd. Gr.²³ § 234; Walch-
Häckel, Gr. d. Frühnhd. VII, 575 ff.
Ahd. fior usw. entsprechen in den übrigen west-
germ. Sprachen in der Stellung vor dem Subst.
i.a. unflektierte Lautformen; wie im Ahd. flek-
tiert das Zahlwort nach der substantivischen i-
Deklination, wenn es als Adj. dem Subst. folgt
oder substantivisch gebraucht wird (P. V. Stiles,
a. a. O.):
as. (unflektiert) fiuwar (Heliand fiuuuar naht), fior,
fiar, fier, vier; (flektiert) m. nom. Heliand (sia) fiori,
Freckenhorster Heberegister fieri, dat. (mid) thēm fiu-
wariun (Cottonianus -run); mndd. (unflektiert) vēr
(veir), vir; flektiert m.f.n. nom.akk. vēre, gen. vērer,
dat. vēren;
mndl. (unflektiert) vier; (flektiert) m.f.n. nom.akk.
viere, gen. vierre (vierder), dat. (hem) vieren; nndl.
vier;
afries. (unflektiert) fiouwer, fiuwer, fiower, fiwar,
fior, viar; bei substantivischem Gebrauch ohne Geni-
tivus partitivus begegnet substantivische Flexion: fiwe-
rasum ‚der eine von vieren‘; nostfries. fēr, vēr, nwest-
fries. fjouwer, Kompositionsglied afries. fiar-, fyaer-;
im Ae. erscheinen die Zahlen vier bis neunzehn bei at-
tributivem Gebrauch in der Regel unflektiert, doch
gibt es Ausnahmen im Nordh.: (unflektiert) wests.,
merc., nordh. fēower, kent. fīower, nordh. auch fēwr,
fēor, (flektiert) nordh. nom.akk. fēwere, fē(o)wero
(fēuero), dat. feowrum; in der Zusammensetzung
nordh. fēar- (fēarfald ‚vierfältig‘), spätwests. fyðer-, fi-
ðer- (< *feþur-; s. F. Kluge, PBB 6 [1879], 394. 576)
neben fēor- (ae. fēorfeald, ahd. fiorfalt ‚vierfältig‘); me.
fe(o)wer, f(o)uwer, fur, feo(u)r, fore, vo(u)r, faur,
fawr, ne. four.
Demgegenüber wird das Wort ‚vier‘ im Anord.
durchwegs flektiert — indeklinabel sind in der
Regel dagegen die Zahlen von fünf bis zwanzig:
aisl. m. nom. fiórer (nnorw. fire), gen. m.f.n. fiogorra,
fiugurra (mnorw. figurra, fygura), dat. m.f.n. fiórom,
akk. m. fióra. f. nom.akk. fiórar. n. nom.akk. fiogor,
fiugur (aisl. ferner ‚vier‘ flektiert wie ein st. Adj.);
nnorw. fire; aschwed. m. nom. fiūri(r), fȳri(r) (agutn.
fiaurir; nschwed. fyra [Kasusform, Akk., zum
Nom. Pl.m.], ndän. fire), gen. m.f.n. fiughur(r)a, fiūra,
fȳra (agutn. fygura), dat. m.f.n. fiūrom, fȳrom (agutn.
fiaurum), akk. m. fiūra, fȳra. f. nom.akk. fiūra(r), fȳ-
ra(r). n. nom.akk. fiughur (mschwed. fȳra); in der Zu-
sammensetzung aisl. fer- (ferfaldr ‚vierfach‘, auch fjór-
faldr), aschwed. fiæþer-; runenschwed. (Rök um 800)
fiakura, fiakurum.
Kaum Flexion zeigt wiederum das Got.:
got. fidwor, substantivisch dat. fidworim, in der Zu-
sammensetzung fidur- (fidurfalþ ‚vierfältig‘, fidurdogs
‚viertägig‘, dat. fidurraginja ‚Amt eines Vierfürsten‘),
krimgot. fyder /fidǝr/; zur attributiven Verwendung
von fidwor im Got. vgl. fidwor dagans ‚vier Tage‘, fid-
wor þusundjos ‚viertausend‘.
Fick III (Germ.)⁴ 227; Holthausen, As. Wb. 20; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 135 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 124; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 239; Gallée, As. Gr.³ § 359;
Holthausen, As. El.buch § 381; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. I, 1, 697; Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. V, 236; Lasch, Mndd. Gr. § 397; Verdam, Mndl.
handwb. 711; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 740 f.;
ders., Mndl. Gr. § 232; Vries, Ndls. et. wb. 782; Holt-
hausen, Afries. Wb.² 28; Richthofen, Afries. Wb. 744;
Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I, 439;
Dijkstra, Friesch Wb. I, 359; Helten, Aostfries. Gr.
§ 236. 264; Holthausen, Ae. et. Wb. 102; Bosworth-
Toller, AS Dict. 281; Suppl. 214; ME Dict. E-F,
847 ff.; OED² VI, 124 ff.; Oxf. Dict. of Engl. Et. 373;
Sievers-Brunner, Ae. Gr.³ § 325; Vries, Anord. et.
Wb.² 118. 124; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 280 f.; Fritz-
ner, Ordb. o. d. g. norske sprog I, 430 f.; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 63; Noreen, Aisl. Gr.⁴ § 227, 1.
292. 448; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 220; Ordb.
o. d. danske sprog IV, 1026 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb.
105; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 249; Svenska akad.
ordb. F-1901 ff.; Noreen, Aschwed. Gr. § 483; Feist,
Vgl. Wb. d. got. Spr. 149 f. (doch: Grundform „ku̯etu-
u̯ṓres[?]“, nach Wood, Postcons. w in IE 117, oder
„idg. Nebenform petu̯ōr- ... [?]“; so R. C. Boer, Oer-
germaansch handboek [Haarlem, 1918], 143 f.); Leh-
mann, Gothic Et. Dict. F-44 f.; W. v. Helten, IF 18
(1905), 94 ff.; Kieckers, Handb. d. vgl. got. Gr. § 141;
Braune, Got. Gr.²⁰ § 141; Krahe-Meid, Germ. Sprach-
wiss. II § 61, 4; R. Loewe, PBB 27 (1902), 75 ff.; A. S.
C. Ross-J. Berns, in Indo-European Numerals 579 ff.
Was den f-Anlaut des Wortes ‚vier‘ im Germ.
betrifft, so ist anzunehmen, daß urgerm. *χu̯ in
der Vorform *χu̯eđwōr(ez) (s. u.) wegen *w in
der Folgesilbe, ähnlich den lautlichen Verhält-
nissen bei *femf < *fenχu̯e (→ fimf), zu *f assi-
miliert wurde (F. Kluge, PBB 11 [1886], 560).
Die Annahme, daß das Numerale seinen Anlaut un-
mittelbar vom Wort ‚fünf‘ bezogen hat (z. B. Zupitza,
Germ. Gutturale 7; Dieter, Altgerm. Dialekte § 112
Anm. 2; Fick, a. a. O.; Persson, Beitr. z. idg. Wortf. 503
Anm. 1; G. S. Lane, JEGP 38 [1939], 193; A. S.
C. Ross-J. Berns, a. a. O. 582; O. Szemerényi, Studi
micenei 1 [1966], 40 als Alternative zu der Annahme
einer Dissimilation *χu̯ — *w > *f — *w; s. o.), ist so
überflüssig.
Lautlich wenig überzeugend führen Vries (Ndls. et.
wb. 782) und andere (z. B. Ross-Berns, a. a. O. 583)
die Vorform des Wortes ‚vier‘ auf vorurgerm. *peku̯o-
res zurück (vgl. Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. I § 60
Anm.; Th. Siebs, Zfvgl. Spr. 43 [1910], 381: uridg.
*petwōr[es]), einer aus *ku̯eku̯ores dissimilierten
Form, die ihrerseits aus *ku̯etu̯ōres assimiliert sei
(Kluge, Germ. Konjugation 102 f. Anm.; dagegen
J. Schmidt, AfdA. 6 [1880], 123 f.). Mit vorurgerm.
*ku̯eku̯ores rechnet auch W. v. Helten, IF 18 (1905),
94 ff. — bei einer alleinigen Lautfolge *ku̯- -ku̯ im
Germ. müßte -d- in got. fidwor aus fidur- eingeführt
sein (Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 149); ähnlich für das
Westgerm: T. L. Markey, JIES 7 [1979], 207: vorur-
germ. *ku̯eku̯ṓr-; E. P. Hamp, Michigan Germ. stud. 2
(1976), 1: Im Ordinale *feđworđaz oder *feđwurđaz
sei die Folge *đ — đ zu * — đ dissimiliert worden; von
*feworđaz sei * auch ins Kardinale eingedrungen.
Damit ergebe sich folgende Chronologie: *hweđ-
wurđaz / *f(e)nhwtaz > *hweđwurđaz — hwewurđaz
/ fenhwtaz > *feđworđaz > feđworđaz, feworđaz /
fenhwtaz (zustimmend T. L. Markey, a. a. O. 207 f.).
Unhaltbar: W. H. Bennett, Lang. 45 (1969), 243: Der
anlautende Labial im Wort ‚vier‘ beruhe teils auf Entleh-
nung aus dem p-Keltischen, teils auf Kontamination.
Aus got. fidwor und fidur-, ae. fyðer-, fiðer-,
ahd. fitter-, aisl. fer- (aus schwachtonigem
*feðr-) — krimgot. fyder ist wohl doppeldeutig
(Th. v. Grienberger, ZfdPh. 30 [1898], 131;
doch s. Stearns, Crimean Gothic 136: eher <
*fiđur-; bei einer Entsprechung zu got. fidwor
wäre krimgot. *feder zu erwarten) — ergeben
sich für das urgerm. Wort ‚vier‘ die Vorformen
*feđwōr und *feđur-/feþur-. Wegen der Flexion
im Germ. kommt wohl noch ein *feđwarez (<
*ku̯etu̯óres) hinzu, wobei *feđwōr- und *feđwa-
rez im Got. zu *feđwōrez gekreuzt worden sein
dürften (ein unmittelbar auslautendes *-ōr hätte
im Got. -ar ergeben; vgl. got. swistar; → swestar);
zur traditionellen Bestimmung von *feđwōr als
Neutr., wie es etwa Szemerényi tut (Einf. in die
vgl. Sprachwiss.⁴ 235; ders., Studi micenei 1
[1966], 34; [dagegen A. Meillet, BSLP 29
(1929), 171]; s. u.). Da im Got. der Nom. Pl.m.
*feđwōrez über *feđwōrz lautgesetzlich zu fid-
wor führt (mit Assimilation von auslautendem
*z wie in got. air ‚früher‘ < *airiz; s. Lühr,
Stud. z. Hildebrandlied 465 Anm. 1; zu den dem
Lautwandel von *-rz > -r scheinbar widerspre-
chenden Bildungen got. hors ‚Hurer‘, skeirs
‚hell‘ usw. s. êr¹) und damit die Fortsetzung des
Akk.Pl.m. *feđwōrunz zusammenfällt, wird fid-
wor (gegenüber substantivischem, nach den i-
Stämmen flektierenden fidworim; dazu s. u.) als
Attribut unflektiert verwendet.
Allein mit einer Vorform *ku̯etu̯ṓr für got. fidwor
rechnen W. Scherer, Zur Geschichte der deutschen Spra-
che (Berlin, 1886), 448; Joh. Schmidt, Idg. Neutra
191 f.; P. V. Stiles, NOWELE 6 [1985], 85 f. (Osthoff-
Brugmann, Morph. Unters. V, 53 Anm.: *ku̯etu̯ṓr-ǝ);
dagegen W. v. Helten, IF 18 (1905), 94 ff.; J. Wright,
Grammar of the Gothic Language (²Oxford, 1910),
§ 89 Anm.; Kieckers, a. a. O.; H. Krahe, IF 66 (1961),
36 f.; Krahe-Seebold, Hist. Laut- u. Formenlehre d.
Got. 116; Krause, Handb. d. Got.³ § 171.
Die nordgerm. Formen lassen sich alle auf der
Basis von *feđura/ō- und *feđuri- erklären, wo-
bei für das Nordgerm. mit zwei sporadischen
Lautentwicklungen zu rechnen ist: erstens mit
Wandel von *đ zwischen einem hinteren Vokal
und u > (vgl. urgerm. *ewđura ‚Euter‘ >
aschwed. iūgher gegenüber afries. iāder) wie
z. B. im Nom.Akk.n. aisl. fiogor < *feðurō,
Gen.Pl.m.f.n. aisl. fiogorra, aschwed. fiughur(r)a
< *feðurrō < *feðureRō, runenschwed. fiakura,
fiakurum mit -k- für -- (Weiteres bei P. V. Sti-
les, NOWELE 6 [1985], 101 ff.; zur Brechung
vgl. unten) und zweitens mit Schwund von ð vor
r mit Ersatzdehnung (vgl. aisl. Pl.m. hvárer zu
hvaþarr ‚welcher von beiden‘). Hinzu kommen
Synkoperegeln und die unterschiedlichen For-
men der u-Brechung im Altwest- und Alt-
ostnord. (s. A. Kock, PBB 20 [1895], 126 f.; doch
vgl. H. Benediktsson, Lang. 39 [1963], 431;
ders., Norw. Journal of Ling. 5 [1982], 39 f.).
Gegenüber altwestnord. m. nom. aisl. fjórer <
*fjǫðrir < *feðurēR, akk. fjóra < *feðuranR,
dat. fjórum < *feðurumR ergeben sich so im Alt-
ostnord. m. nom. aschwed. fȳri(r) < *fiuðrir <
*feðuriR. Wieder anders, und zwar wohl durch
Einwirkung von tvennr ‚zweiteilig, zweifach‘
(< *twiznaR), þrennr ‚dreifach‘ (< *þriznaR),
erklärt sich der Vokalismus von aisl. ferner (W.
v. Helten, IF 18 [1905], 97 Anm. 2).
Schwierig ist der Ansatz der westgerm. Aus-
gangsform. An die Stelle von *feđwar (mit Ent-
wicklung von westgerm. -ar < *-ōr in *feđwōr)
oder *feđwarez (< *ku̯etu̯óres), *feđur-/feþur-
(entweder mit Schwund von *w vor *u aus *feđ-
wur-/*feþwur- < *ku̯etu̯ oder aus *ku̯etur)
sind dentallose Lautungen getreten. Der Annah-
me, daß urgerm. *-đu̯- zu westgerm. *-u̯u̯- ge-
worden ist (A. Leskien, Die Declination im Sla-
visch-Litauischen und Germanischen [Leipzig,
1876], 155 f.; Dieter, Altgerm. Dialekte § 170c;
P. V. Stiles, NOWELE 6 [1985], 91 ff.), wider-
spricht die Erhaltung von urgerm. *đ im West-
germ. sowohl vor *u als auch vor *w (vgl. ahd.
dat. sg. scatwe von scato ‚Schatten‘ usw.; zur
Diskussion der Beispiele s. P. V. Stiles, a. a. O.
93 f.; zu *ezwiz, *izwiz ‚euch‘ > westgerm.
*euw-, *iuw- s. jedoch d).
Möglicherweise ist die Ursache für den Dental-
schwund im westgerm. Wort ‚vier‘ beim Ordi-
nale zu suchen. In der Fortsetzung des Ordinale
könnte zunächst der erste Dental dissimilato-
risch geschwunden sein: *ku̯etu̯to- > *feđwur-
đa- > *fewurđa- > *feurđa + n- ‚der vierte‘ >
ahd. fiordo usw. (vgl. P. V. Stiles, NOWELE 8
[1986], 5). Von der Lautstufe *fewurđa- aus
war eine Lautung *fewur als Kardinale abstra-
hierbar, ein Vorgang, der möglicherweise in der
Abstrahierung von aisl. fim(m) aus dem Ordi-
nale fimte eine unmittelbare Parallele hat (→
fimf). Mit Schwund von *w vor *u (zu einem
solchen Schwund s. o.) kann *feur (< *fewur)
ohne weiteres dem Kardinale (und Komposi-
tionsglied) ahd. feor, fior, as. fior, fiar und dem
Kompositionsglied afries. fiar-, fyaer- zugrun-
degelegen haben. Hat neben *fewur die Form
*feđwar noch eine Zeitlang weiterbestanden,
könnte sich weiterhin ein *fewar ergeben haben,
und dann, als Kreuzung aus *feur und *fewar,
ein *feuwar > ae. feower usw. (zur Lautent-
wicklung von ae. *-eww- s. Campbell, OE Gr.
§ 120, 2. 275; zum Wandel von westgerm. *-ar
> nordseegerm. *-ær s. Klein, Wechselbez. zw.
as. u. ahd. Schreibwesen 331 ff. 448 ff.). Sekundä-
ren i-Vokalismus, und zwar wohl verursacht
durch die Flexion als i-Stamm, zeigen afries.
fiouwer, as. fiuwar (P. V. Stiles, NOWELE 6
[1985], 90 f.; doch s. W. v. Helten, IF 18
[1905], 95).
Nach allgemeiner Auffassung hat sich urgerm. *fewōr
zu westgerm. *fear oder *fewar entwickelt (s.
G. P. Cubbin, IF 84 [1979], 226 ff.; zu Modifikationen
s. F. Kluge, PBB 8 [1882], 517 ff.; ders., Urgerm.³
252; V. Jansson, in Bidrag till Nordisk Filologi tillägna-
de Emil Olson [Lund, 1936], 285; E. P. Hamp, Michi-
gan Germ. stud. 2 [1976], 1). Die -Formen sind je-
doch eine nordgerm. Sonderentwicklung (s. o.).
Die im Ost-, Nord- und Westgerm. nachweisba-
re Flexion als i-Stamm beruht wohl auf Anglei-
chung an die Flexion von urgerm. *þrīz <
*trei̯es ‚drei‘ (→ drî), und zwar könnten nach
Kasus obliqui wie dem Dat.m.f.n. *þrimiz der
Dat.m.f.n. des Wortes ‚vier‘ zu *feđur-imiz (an-
stelle von *feđur-miz < *ku̯etur-mis) umgestal-
tet und dann dazu erst ein Nom.m. *feđwōrīz
(dazu wieder Dat. *feđwōrimiz > fidworim) /
*feđurīz (> nordgerm. *feđuri-; s. o.) / *feurīz
(> ahd. fiori usw.; s. o.) gebildet worden sein.
Osthoff-Brugmann, a. a. O. I, 131; Weiteres bei
P. V. Stiles, NOWELE 7 (1986), 13 ff.; verfehlt W. v.
Helten, IF 18 (1905), 85 (Brugmann, Grdr.² II, 2, 14):
Die Basis für die Flexion als i-Stamm sei das von der
Fortsetzung von uridg. *penku̯e bezogene auslautende
*e, dessen germ. Fortsetzung *i als Zeichen eines i-
Stammes interpretiert worden sei. Auslautendes *e
schwindet im Zweisilbler spurlos, d. h., es sind keine
Umlautwirkungen aufgrund eines Wandels von *e zu
*i feststellbar (die 2.Sg.Imp. ahd. ber < *bhére hat e
analogisch von der 2.Pl.Imp. beret bezogen).
Als Ausgangsformen hat man für das Urgerm.
neben dem Kompositionsglied *feđur-/*feþur-
demnach wohl einen Nom.m. *feđwarez, ein
*feđwōr, Fortsetzung des Kollektivs (s. u.), und
einen Dat. *feđurmiz (umgebildet zu *feđuri-
miz) anzusetzen.
Auch in weiteren idg. Sprachen wird das Wort
‚vier‘ regelrecht flektiert: aind. m. nom. catvraḥ
(av. caθβārō), akk. catúraḥ (av. caturǝ̄; vgl. gr.
hom. πίσυρας; zu -í- s. u.), m.n. instr. catúrbhiḥ,
dat. catúrbhyaḥ, gen. caturṇm, lok. catúrṣu, f.
nom. cátasraḥ (< *ku̯etesres; s. u.), akk. cátasraḥ
(av. cataŋrō), instr. catasbhiḥ, dat. catasbhyaḥ,
gen. catasṇām, lok. catasṣu, n. nom.akk. catv-
ri (mit sekundärem -i < [**-ǝ₂] als Zeichen des
Neutrums); vgl. apers. *čaçušuva- ‚Viertel‘ als
Lehnwort im Elam, npers. čahār. Der av. Gen.
caturąm ist älter als aind. caturṇm mit sekun-
därem -n- wie in trīṇm (vgl. gr. lesb. πισύρων,
att. τεττάρων), wobei die alten Schwundstufen-
formen im Indoiran. zu *čatur- ausgeglichen
worden sind (Wackernagel, Aind. Gr. III, 348).
Als Kompositionsglied sind im Indoiran. belegt:
aind. cátur- (catúr-aṅga- ‚viergliedrig‘), av. caθ-
βarǝ- < urindoiran. *čátu̯- (Hoffmann, Auf-
sätze zur Indoiranistik I, 330) < *ku̯étu̯- (vgl.
gr. τρα-; s. u.) neben av. caθru- (Hoffmann,
a. a. O. 187; z. B. jav. caθru.gaoša- ‚vierohrig‘),
dem gall. petru-, z. B. in Petrucorii (Petrocorii)
‚Volk von Périgord‘, eigentlich ‚vier Heere Be-
sitzende‘ (neben petur-; s. u.), mkymr. pedry-
(pedrylaw ‚geschickt‘, eigtl. ‚mit viereckiger
Hand‘) < uridg. *ku̯etru- entspricht; vgl. auch
lat. quadru- (s. u.).
Gegenüber der Flexion des Indoiran. ist im Gr.
bei dem Wort ‚vier‘ die Femininform verlorenge-
gangen; nur noch das Mask. und Neutr. wird
wie ein Adj. flektiert. Doch zeigen die Dialekte
zahlreiche Lautformen, z. B. m.f. att. τέτταρες,
hom. τέσσαρες (mit Verallgemeinerung von -αρ-
< *), arkad., ion. τέσσερες (< *ku̯etu̯eres; vgl.
die Kollektivzahl lit. ketverì, aruss., nruss. čet-
vero; s. u.; anders Bechtel, Gr. Dial. III, 156 zu
arkad., ion. τέσσερες: Assimilation *e — *a > e
— e), lesb. πέσσυρες (neben hom. πίσυρες <
*ku̯etures; zum „schwa secundum“ > -í- im Gr.
s. u. und vgl. lat. quattuor), böot. πέτταρες, dor.
τέτορες (< *ku̯etu̯ores mit -τ- statt -ττ- aus dem
Dat. τέτρασι oder eher als Umbildung von dor.
*τέσσορες nach dem Akk. *τετυρας, Gen. *τε-
τυρων, so A. Lillo, Mü. Stud. z. Spr.wiss. 49
[1988], 72 f.), n. τέτταρα, τέσσερα usw. neben
dem Kompositionsglied τετρα/τετρο- (τετρά-
πους; vgl. auch myken. instr. qe-to-ro-po-pi von
κwετρόποπφι ‚vierfüßig‘; s. Jorro-Adrados, Dic-
cionario Griego-Español II: Diccionario Micénico
[DMic.] II [Madrid, 1993], 203), τρα-, myken.
to- (τράπεζα bzw. to-pe-za ‚Tisch‘) mit
Schwund von *ku̯ bei einer Vorform *ku̯tu̯-
(vgl. urindoiran. *čátu̯-; s. o.), τρυ- (τρυ-φάλεια
‚Helm mit vier φάλοι‘) < *ku̯tru- (mit Schwund
von *ku̯; vgl. aind. turya-, jav. tūiriia- ‚der
vierte‘ gegenüber jav. ā-xtūirīm ‚viermal‘ < *ā-
kturīi̯am [Hoffmann, a. a. O. 190 Anm. 1] < in-
doiran. *(k)tur- < uridg. *ku̯tur- [s. J. Schind-
ler, Sprache 23 (1977), 34; Cowgill-Mayrhofer,
Idg. Gr. I, 118]; aber mit anderer Vereinfachung
des Anlauts arm. kՙaṙasown ‚vierzig‘ < *ku̯tu̯-),
eine Vielfalt, die im Gr. vor allem auf der un-
terschiedlichen lautlichen Entwicklung von ur-
idg. *ku̯ und *tu̯, gegebenenfalls mit Schwund
von *ku̯, aber auch auf verschiedenen Ablaut-
formen beruht.
Gegenüber dem Gr. findet sich im Kelt. wieder-
um auch Flexion des Femininums. So steht ne-
ben m. Nom. air. cethair (< *ku̯etu̯ōres; mit *ō;
vgl. got. fidwor), Gen. m.n. cethre (*ku̯etu̯ōrii̯on
nach *trii̯on), Akk. cethri (*ku̯etu̯orins mit Um-
bildung nach *trins?), N. nom.akk. cethair
(*ku̯etu̯ōri; vgl. aind. catvri) eine Lautform F.
nom. cethoir, cethéoir (*ku̯etesores; zu -éoir vgl.
air. téoir ‚drei‘; Thurneysen, Gr. of OIr. 246;
anders W. Cowgill, Lang. 33 [1957], 341 f.: vor-
urkelt. *ku̯etesres); vgl. aind. nom.akk. tisráḥ (→
drî), akk. cethora, cethéora (*ku̯etesors), gen.
cethéora; nach den üblichen Kompositionsglie-
dern ist die Kompositionsform air. cethar- um-
gebildet; vgl. demgegenüber gall. petor-ritum
‚vierrädriges Fahrzeug‘ (< *petur-). Aus dem
Brit. kommen hinzu akymr. petguar, mkymr.
pedwar (abrit. Stadtname Πετουραρία), korn.
peswar (< *petu̯ores), f. peteir, mkymr. pedeir
(*petesres).
Schwierigkeiten bereitet die Lautform von lat.
quattuor, italien. quattro, frz. quatre, rum. pa-
tru, span. cuatro usw. (< nom.akk.n.? *ku̯etu̯ṓr;
zur Kürzung von Langvokalen vor auslauten-
dem r im Lat. s. Leumann, Lat. Laut- u. Formen-
lehre 111) mit tt — das Zahlwort ist nach dem
Vorbild von quīnque usw. indeklinabel. In An-
betracht von lat. battuō ‚ich schlage‘ < *batu̯ō,
bei dem tt auf eine durch *u̯ verursachte Konso-
nantengemination zurückgeführt werden kann,
darf man wohl auch bei quattuor eine Lautent-
wicklung von *tu̯ zu tt annehmen (Lühr, Ex-
pressivität 80 f.; anders R. G. Kent, Lang. 3
[1927], 13: Wandel von āt > att, wobei ā aus
dem Ordinale quārtus mit Dehnung vor r +
Konsonant stamme). Die Lautfolge *ku̯et- mit
„schwa secundum“ ist dabei auch für gr. hom.
πίσυρες (s. o.), slaw. *čьtyr- (tschech. čtyři), alb.
katër ‚vier‘ anzunehmen (E. P. Hamp, IF 74
[1969], 153; anders H. Pedersen, Zfvgl. Spr. 38
[1905], 420: slaw. *ь unter bestimmten Bedin-
gungen < *e). Neben lat. quattuor erscheint im
It. osk. (Festus-Paulus) nom.akk.n. petora ‚quat-
tuor‘ (< *ku̯etu̯or-), petiru- in petirupert, petiro-
pert ‚viermal‘ (< *petiri̯o- mit Wandel von *-ri̯
vor Vokal > r), dessen Ausgangspunkt *petriā
eine Umbildung nach *triā ‚drei‘ (vgl. umbr. tri-
iuper ‚dreimal‘) darstellt (Buck, Gr. of Oscan
and Umbrian § 100, 2. 191, 4. 192; Brugmann,
Distrib. u. koll. Numeralia 28); und als Kompo-
sitionsglied findet sich lat. quadri-, (vor p auch)
quadru- < *ku̯etru- (mit unklarem -d-; s. Leu-
mann, a. a. O. 198) — vgl. lat. quincu- (mit einem
nach quadru- analogischen -u-) —, umbr. petur-
(peturpursus ‚quadrupedibus‘; Buck, a. a. O.
§ 263); vgl. auch südpiken. petroh < *petro-
‚Vierer‘ und lat. Cognomen Petra, Gentilname
Petrōnius (s. G. Klingenschmitt, in Lat. u. Idg.
90).
Gegenüber dem It. und Kelt. deuten die balto-
slaw. Lautungen auf balt. *ketur- (vgl. aind. ca-
túr-) bzw. slaw. *ketūr-, wobei im Vorurslaw.
das Verhältnis *-u̯ōr- : *-ur- zur Dehnung von
*-ur- > *-ūr- geführt haben dürfte (Vaillant,
Gr. comp. des langues slaves II, 2, 628; doch vgl.
den Ablaut von aksl. kvasъ ‚Sauerteig‘ : kysělъ
‚sauer‘ (Aitzetmüller, Abulg. Gr. § 54; kaum
*-ūr- auch in got. fidūr-; so Brugmann, Grdr.²
II, 2, 14). Während im Lit. keturì (lett. četri mit
č aus dem Russ., gegenüber alett. cettre und dem
Ordinale lett. cętutais = lit. ketvitas, apreuß.
kettwirts), kẽturios f. als i̯o/i̯ā-Stamm flektiert
(abweichend jedoch der Akk.m. kẽturis < *ku̯e-
turs, wie aind. catúraḥ; vgl. oben), zeigt das
aksl. Wort die Flexion eines Konsonanten-
stamms: aksl. nom.m. četyre, f.n. četyri, m.f.
akk. četyri, m.f.n. gen. četyrъ (auch četyrjь
durch Vermischung mit der i̯o-Flexion), dat. če-
tyremь, instr. četyrьmi, lok. četyrechъ. Als Kol-
lektivzahl kommt im Balt. und Slaw. vor: lit. ket-
verì bzw. aksl. četvorъ ‚vier, viererlei, vierfach‘,
russ.-ksl. četvoro, aruss. četvero, russ. čétvero
‚vier‘ (< urslaw. *četvoro, *četvero; vgl. lit. f.
kẽtverios und aind. catvarám n. ‚viereckiger
Platz, Hof‘; s. Brugmann, Distrib. u. koll. Nu-
meralia 25); zum unterschiedlichen Ablaut im
Balto-Slaw. vgl. auch russ.-ksl. četvьrgъ ‚Don-
nerstag‘ gegenüber lit. ketvérgis ‚vierjährig‘. Die
Kompositionsform lautet im Lit. ketur- (ketur-
kõjis ‚vierfüßig‘) und im Aksl. četver- (četvrědь-
nevьnъ ‚viertägig‘, četvrěnogъ ‚vierfüßig‘).
Wie urgerm. *feđwariz und aind. śatvraḥ, gr.
dor. τέτορες weisen auch arm. nom. čՙorkՙ (akk.
čՙors; mit Wandel von *ku̯i̯ > čՙ, einem nach
der Fortsetzung des Ordinale *ku̯eto- < *ku̯e-
tu̯to- analogischen Schwund von *t und Ent-
wicklung des sich so ergebenden *čheu̯oreh >
*čhou̯oreh > *čhoreh; G. Klingenschmitt münd-
lich; vgl. auch H. Pedersen, Zfvgl. Spr. 39
[1906], 396) und toch. A śtwar, B śtwer auf ur-
idg. *ku̯etu̯óres m. Während im Aind. und Kelt.
f. *ku̯etesres fortgesetzt ist (s. o.), stammt das
Fem. toch. B śtwāra dagegen mit Assimilation
*a — *ā > *ā — *ā (s. W. Cowgill, Lane-Fest-
schrift 171 ff.) von einer Vorform urtoch.
*k’ätu̯arā her, auf die sich auch die für das Fem.
gebrauchte Form toch. A śtwar zurückführen
läßt (bei einem für toch. B śtwāra möglichen
Ansatz *ku̯etu̯ōrǝ [**ku̯etu̯ōrH₂] mit *ǝ wie in
der Vorform des aind. Neutrums catvri findet
die Verwendung von A śtwar auch für das Fem.
keine Erklärung; G. Klingenschmitt mündlich).
Aus all diesen Belegen ergeben sich für das Ur-
idg. die Formen *ku̯etu̯óres m. (akk. *ku̯etúrs,
gen. *ku̯turóm, instr. *ku̯tu̯bhís, lok. *ku̯étu̯-
su?), *ku̯étes(o)res f. und ein Kollektiv *ku̯etu̯ṓr
(lat., got., aind.) mit einer nach dem Mask.
*ku̯etu̯óres analogischen Akzentuierung; zum
Akzent vgl. insbesondere die Vorform von got.
fidwor.
Unzutreffend setzt R. Schmitt-Brandt (Die Entwick-
lung des indogermanischen Vokalsystems [²Heidelberg,
1973], 24 Anm.) eine Vorform *ku̯etu̯er- für gr. αρ in
att. τέτταρες usw. an; vgl. Szemerényi, Syncope in Gr.
and IE 288.
Für das Mask. vorauszusetzendes *ku̯étu̯ores
hat nach dem voruridg. Akzentgesetz *é - o - x
> uridg. *e - ó - x eine Akzentverschiebung zu
*ku̯etu̯óres erfahren, wie sie auch beim Perf.
(z. B. *u̯e-u̯órt-e gegen präs.inj. *dhé-dhō-t
[**dhé-dhoH₁-t]) begegnet (H. Rix, Knobloch-
Festschrift 348 Anm. 12; G. Klingenschmitt, in
Tocharisch 389 Anm. 131).
Wegen der Vollstufe *-u̯er- in ion. τέσσερες usw.
nimmt R. S. P. Beekes (JIES 15 [1987], 215 ff.) ein Pa-
radigma Kollektiv nom. *ku̯ét-uōr, akk. *ku̯t-uér-,
gen. *ku̯t-ur-ós, m. nom. *ku̯ét-uor-es, akk. *ku̯it-
uér-s (mit Wandel von *e > *i wegen gr. lesb. πι-
σύρων), gen. *ku̯t-ur-óm, f. *ku̯et-ur-sr-es? an. -í- in
gr. πισύρων dürfte jedoch eine nur gr. Lautentwick-
lung eines „schwa secundum“ in labialer Umgebung
darstellen, wobei „schwa secundum“ hinter zweifacher
Konsonanz vor Resonant aufgekommen sein dürfte
(G. Klingenschmitt mündlich).
Walde-Pokorny I, 512; Pokorny 642 ff.; Mann, IE
Comp. Dict. 1030; Szemerényi, Einf. in die vgl.
Sprachwiss.⁴ 235; Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. I,
371 f.; ders., Et. Wb. d. Altindoar. I, 526 ff. 657; Mo-
nier-Williams, Skt.-Engl. Dict. 384 f.; Bartholomae,
Airan. Wb.² 310. 656 f. 577 ff.; Horn, Grdr. d. npers.
Et. 101; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 960 f.; Frisk, Gr. et.
Wb. II, 883 f. 917 f. 937; Chantraine, Dict. ét. gr.
1108 f.; Brugmann, Griech. Gram. § 235; A. Thumb,
Handbuch der griechischen Dialekte (Heidelberg,
1909), 156; Schwyzer, Gr. Gram.² I, 351 f. 589 f.; Un-
termann, Wb. d. Osk.-Umbr. 550 f.; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. II, 400 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴
553 f.; Meiser, Hist. Laut- u. Formenlehre d. lat. Spr.
§ 65, 5. 88, 4. 116, 4; Du Cange² VI, 604 f.; Körting,
Lat.-rom. Wb.³ Nr. 7652; Meyer-Lübke, Rom. et.
Wb.³ Nr. 6945; Meyer, Et. Wb. d. alb. Spr. 181 (doch:
alb. katër < lat. quattuor; zustimmend Brugmann,
Grdr.² II, 2, 13); Orel, Alb. et. dict. 173 f.; Tagliavini,
L’albanese di Dalmazia 144; G. Meyer, BB 8 (1883),
185; Huld, Basic Alb. Etym. 79; Hübschmann, Arm.
Gr. 485; R. Schmitt, Gr. d. Klass.-Arm. 129. 131;
Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 131; Miklosich, Et. Wb.
d. slav. Spr. 36; Berneker, Slav. et. Wb. I, 153; Sad-
nik-Aitzetmüller, Handwb. zu den aksl. Texten 16;
Arumaa, Urslav. Gr. III § 167; Vasmer, Russ. et. Wb.
III, 331 f.; Meillet, Études sur l’étym. 231; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 247 f.; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt.
Wb. I, 410; Trautmann, Apreuß. Spr.denkm. 357;
Stang, Vgl. Gr. d. balt. Spr. 278; Holder, Acelt. Spr. II,
973; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. C-86 f.; Dict. of
Irish C-157 ff.; E. P. Hamp, Ériu 24 (1975), 177 f.;
J. Schmidt, Zfvgl. Spr. 25 (1881), 43 ff.; Billy, Thes.
ling. Gall. 118 f.; Pedersen, Vgl. Gr. d. kelt. Spr. I, 14;
II, 128; Windekens, Lex. ét. tokh. 133 (doch verfehlter
Ansatz *ku̯etu̯eres für das Toch.); A. Meillet, MSLP
17 (1911—12), 287; Windekens, Le tokharien 489 (mit
Rückführung von toch. B ā in śtāra auf uridg. *ō;
s. o.); Adams, Dict. of Toch. B 641 f.; ders., Toch.
hist. phon. and morph. 641 f.; G.-J. Pinault, Lalies 7
(1989), 61; Brugmann, Grdr.² II, 2, 12 ff.; Szemerényi,
Stud. in IE Numerals 15 ff. 79 ff. 115 ff.; R. E. Emme-
rick, in Indo-European Numerals 167 f. 295 ff.;
W. Winter, ebd. 106. 349; F. M. J. Waanders, ebd.
371 ff.; R. Coleman, ebd. 393 ff. 424 f.; D. Greene,
ebd. 508 f. 539; B. Comrie, ebd. 741 ff.; E. P. Hamp,
ebd. 907.
Zu „vorgr.“ διθύρ-αμβος als Entsprechung von aind.
cátur-aṅga- s. W. Brandenstein, IF 54 (1936), 34 ff.
Die frühere Rückführung von heth. nom. sg. ku-ut-ru-
u̯a-aš /kutruu̯āš/ ‚Zeuge‘ auf eine Vorform *ku̯tru-
‚vierter‘ (C. H. Carruthers, Lang. 9 [1933], 151 f.)
wird von Oettinger (Stammbildung d. heth. Verbums
494 Anm. 94: *ku̯truu̯n-s) und H. Eichner (in Lautge-
schichte und Etymologie 140: *ku̯trui̯o-, jedoch Plene-
schreibung bei der „Labiovelarkontinuante“ ku-u-ut-
ru-wa-a-iz-zi ‚läßt bezeugen‘) wieder aufgegriffen (zu
anderen Auffassungen s. Tischler, Heth. et. Gl. I,
681 f.).
Daß es sich bei der Vorform von uridg. *ku̯etu̯óres um
eine alte Zusammensetzung *oket(o)-u̯ṓro- ‚Spitzen-
reihe‘ aus einer zu dem Wort ‚acht‘ gehörigen Lautung
*oketom und der Vorform von aind. vāra- ‚Reihe‘, lit.
vorà ‚Reihe‘ handelt (F. Muller, IF 44 [1926], 137 f.),
ist völlig ungewiß; wie auch O. Bremers (Streitberg-
Festgabe [1924], 20 f.) Herleitung von *ku̯étu̯óres aus
*okétou̯ṓres, einer Ableitung von *oketou̯e ‚Paar von
je 2 Augenheit‘ = ‚2 + 2 Augen‘. Bremer hat sich of-
fenbar verrechnet; man erhält ‚2‘ und ‚4‘, nicht ‚4‘ und
‚8‘ (Muller, a. a. O. 137). So bemerkt Bremer selbst:
„... nur sehe ich dann keinen Weg, wie 4 die Bedeu-
tung von 8 angenommen haben sollte, während oketo-
= 2 durch das hinzugefügte u̯ṓres (< du̯ō + -res?) die
Bedeutung von 4 erhalten haben könnte.“ Unerweis-
bar ferner H. Günterts (WuS 11 [1928], 141 f.) Ver-
bindung mit lat. triquetrus ‚dreieckig‘ (aufs vierspitzige
Kreuzzeichen hindeutend: vierspitzig > vier Teile >
vier); s. A. J. v. Windekens, IF 87 (1982), 8 ff., nach
dem jedoch das Element *ku̯e- von *ku̯etu̯óres usw.
(wie in *pénku̯e ‚fünf‘; → fimf) uridg. *ku̯e ‚und‘
gleichzusetzen (ebenso A. J. Carnoy, Lefort-Festschrift
564) und *-tu̯or- zu lit. tveriù, tvérti ‚fassen, greifen‘
usw. zu stellen sei. Spekulativ auch E. A. Ebbinghaus,
PBB 72 (1950), 319 ff.: Die Basis des Wortes ‚acht‘ lie-
ge in *éku̯ǝtu- ‚vier‘ vor, woraus mit Abtönung des
vollstufigen *é zu *ó und Nullstufe in der zweiten Sil-
be die Form *oku̯tōu entstanden sei. Aus der Grund-
form *éku̯ǝtu- sei der Nom. *ku̯ǝtu̯ós entstanden, der
mit einem Determinativ zusammen *-os + r dann -or
(*ku̯etu̯ōr ‚vier‘) ergeben habe; B. Čop, Ural-Altaische
Jbb. 44 (1972), 170: *ku̯et-u̯or-es mit *u̯er- ‚Mann‘
wie *ku̯ete-sor-es mit *sor- ‚Frau‘; dagegen Szeme-
rényi, Kinship Terminology 40: *ku̯et-esores; unzutref-
fend R. Normier, IF 85 (1981), 47 (heth. -sara- in has-
sussara- ‚Königin‘ usw. sei nichtidg. Herkunft; → drî).