firiwizgernAWB [-ts-] adj., nur in Gl. seit dem
10. Jh. und Notker, W. Ps.: ‚wißbegierig, neu-
gierig, vorwitzig, argwöhnisch, curiosus, suspi-
ciosus‘ (ae. fir-, fyrwitgeorn). Das Wort ist eine
Zss. aus firiwizzi² n. ja-St. (s. d.) und gern(i)
(s. d.), mit Verlust des Fugenvokals in „Tri-
komposita“ mit Betonung úx/-(x)/x (vgl. Grö-
ger, Ahd. u. as. Komp.fuge 128 f.; es handelt
sich kaum um eine Zss. mit dem Adj. firiwiz-
zi¹, was Gröger, a. a. O. 112 und 128 auch er-
wägt). — firiwizgernîAWB f. īn-St., nur Wess. Glau-
ben I und Gl. seit dem 9. Jh.: ‚(vermessene)
Neugier, Vorwitz, curiositas, Argwohn, Eifer-
sucht, zelotypia‘. — firiwizgernlîchoAWB adv., nur
Gl. 2, 728, 26 (2 Hss., 11. und 12. Jh.): ‚neugie-
rig, vorwitzig, curiose‘ (ae. firwitgeornlīce). S.
-lîh. — firiwizgernoAWB adv., nur Gl. 2, 752, 4
(11. Jh.): ‚wißbegierig, neugierig, curiosius‘. —
firiwizlîhAWB adj., nur im Abrogans: ‚vielseitig in-
teressiert, wißbegierig(?), varius, wunderbar,
erstaunlich, mirificus, schön(?), formosus‘. — fi-
riwizlîchîAWB f. īn-St., nur Gl. 1, 253, 23 (K) zum
Lemma bannum = pannus ‚Kopfbinde‘(?). Die
Bed. ist unklar; nach Splett, Abrogans-Studien
377 ‚Erhabenheit‘ (vgl. Starck-Wells 157: ‚sel-
tener, wunderbarer Schmuck‘). Da firiwizlîh
(s. d.) u. a. mirificus ‚wunderbar, erstaunlich‘
(vgl. firiwizzi² ‚Wunder‘) wie auch formosus
‚schön‘ glossiert, ist es möglich, daß eine Bed.-
entwicklung von ‚erstaunlich‘ zu ‚erstaunlich
schön‘ stattgefunden hat (vgl. ne. stunning ‚er-
staunlich‘, auch ‚äußerst schön‘). Dann müßte
aber das Abstraktum ‚Schönheit, Glanz‘ auf
ein konkretes Objekt bezogen werden: ‚etwas
Schönes, Glanzvolles‘ (wie bei nhd. Seltenheit).
S. firiwizlîh. — Ahd. Wb. III, 907 ff.; Splett,
Ahd. Wb. I, 299. 300. 1146. 1148. 1149; Köb-
ler, Wb. d. ahd. Spr. 275 f.; Schützeichel⁵ 135;
Starck-Wells 157; Schützeichel, Glossenwort-
schatz III, 178 f.