firmucken sw.v. I, nur part.perf. in Gl.
1,130,36 (Ra, Kb, Pa): ‚abgestumpft sein (?),
ersticken (?); suffocatio‘ 〈Var.: -mo-; -ch-〉. Im
Abr ist die Wiedergabe eines lat. Subst. durch
ein ahd. Part.Prät. nichts Ungewöhnliches (vgl.
z. B. 1,60,8 [Pa]: lat. ira ‚Zorn‘ : ahd. gibolgan
‚erzürnt‘; 1,94,27 [Pa, Kb] lat. possessio ‚Be-
sitz‘ : ahd. gierbit ‚geerbt‘). Der ahd. Gl.eintrag
steht eigentlich bei lat. hebetudo ‚Stumpfheit,
Gefühllosigkeit‘. Diese Zuordnung ist aber un-
klar (die Annahme eines Verbs firmûchen ‚räu-
bern‘ [so Graff 2, 655 und Guericke 1915: 54 f.]
ist abzulehnen); daher liegt die Annahme näher,
dass die „Übersetzung vom lat. Interpretament
suffocatio ‚das Ersticken‘ her erfolgt <ist>, das
mit firdempfit ‚erstickt‘ glossiert ist“ (Splett
1976: 199). – Das Verb ist nicht mehr fortge-
setzt. Teilweise wird ahd. firmucken, auf der
Basis einer Bedeutung ‚stumpfsinnig sein‘, mit
mhd. zermucken sw.v. ‚zerdrücken, zermal-
men‘, nhd. mucken ‚Widerspruch erheben, auf-
begehren‘ verglichen (so etwa in Ahd. Wb. 6,
821; Pfeifer, Et. Wb.² 2, 894 [s. v. mucken]).
Jedoch ist eine solche Verbindung aus seman-
tischen Gründen sicherlich abzulehnen (vgl.
dazu auch irmuckazzen).
Ahd. Wb. 6, 821; Splett, Ahd. Wb. 1, 635; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 281; Schützeichel⁷ 228; Starck-Wells
423; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 443; Seebold,
ChWdW8 214; Graff 2, 655; Lexer 3, 1074. – Wissmann
1932: 137 Anm. 2; Splett 1976: 198 f.; Riecke 1996: 578.
Das ahd. Verb, das über westgerm. *-mukki̯e/a-
auf urgerm. *-muk-i̯e/a- zurückgeht, hat keine
unmittelbaren Entsprechungen in den anderen
germ. Sprachen.
Ausgehend von der Bed. ‚ersticken‘ kann das
Verb im Sinne von ‚durch Rauch ersticken‘ als
Anlautvariante ohne s-mobile (dazu vgl. unten)
an die Verbalwz. urgerm. *smeu̯k- ‚rauchen‘
angebunden werden, die u. a. fortgesetzt ist in
nhd. dial. bair. smiehen ‚langsam zu Asche
werden, glimmen‘, mndl. (nur inf.) smieken
‚schwelen, rauchen‘, nndl. smieken ‚brennen,
schmauchen, rauchen‘ (daneben auch die sw.v.
mndl. smuken [neben smuycken] ‚schwelen, rau-
chen, nebeln, dampfen‘, nndl. smuiken ‚nebeln,
nieselregnen‘ < urgerm. *smūk-), ae. smēocan
(smēac, —, —) st.v. ‚rauchen, räuchern‘ (als
sw.v. fortgesetzt in me. smẹ̄ken ‚rauchen,
dampfen‘, ne. smeek ‚dss.‘) (< urgerm. *smeu̯k-
e/a-); nhd. (veraltet) schmäuchen ‚Schmauch
hervorbringen‘, mndd. smȫken ‚dem Rauch
aussetzen, ausräuchern, mit Rauch ersticken‘,
ae. smīecan ‚rauchen, räuchern‘ (< urgerm.
*smau̯kii̯e/a-); nhd. dial. luxem. schmocken,
mndd. smōken ‚rauchen, qualmen, Rauch ent-
wickeln‘, mndl. smoken ‚schmauchen, qual-
men, rauchen‘, nndl. smoken ‚rauchen (lassen),
qualmen‘, ae. smocian ‚rauchen, räuchern‘, me.
smōken (neben smoke, [frühme.] smokie[n]) ‚rau-
chen‘, ne. smoke ‚dss.‘ (< urgerm. *smuk[k]-
ōi̯e/a-); ae. smoca ‚Rauch‘, me. smōke (neben
smok, smoc) ‚dss.‘, ne. smoke ‚dss.‘ (< urgerm.
*smukan-; unklar ist, ob die einmal im Reim
auf <roke> ‚Rauch‘ belegte Form <smoke>
hierher gehört oder lediglich, wie auch <roke>
zu mndl. rooc ‚Rauch‘, eine Schreibvar. zu
mndl. smooc [s. u.] ist); mhd. smouch st.m.
‚Rauch, Dunst‘, nhd. Schmauch m. ‚dicker,
qualmender Rauch‘, mndd. smōk (neben smoek)
m. ‚Rauch, Qualm, Rauch des Herdfeuers‘,
mndl. smooc ‚dicker Rauch, Qualm, Schmauch,
Geruch‘, nndl. smook ‚Rauch, Qualm, Ne-
bel, Dampf‘, ae. smīec ‚Schmauch, Rauch,
Dampf‘, ne. (dial.) smitch ‚Rauch‘ (< urgerm.
*smau̯k-i-).
Daneben finden sich im Germ. auch Formen,
die auf urgerm. *smeu̯ǥ- weisen, nämlich nndl.
smuigen sw.v. ‚rauchen, schwelen‘, nwestfries.
smūge sw.v. ‚schwer, geräuschvoll atmen, qual-
men‘ < urgerm. *smūǥai̯-/-i̯e/a-.
Nach Kroonen, Et. dict. of Pgm. 459 ist die
Form mit urgerm. *-ǥ- die ursprüngliche, wobei
die Formen mit *-k- aus dem Iterativ urgerm.
*smuk[k]ōi̯e/a- (s. o.) rückgebildet sind. Ob-
wohl diese Annahme für die mit *s- anlau-
tenden Formen möglich ist, kann sie die Form
urgerm. *-muki̯e/a- kaum erklären, da es sich
bei ihr offenbar um ein Relikt handelt (we-
der ist neben urgerm. *-muki̯e/a- ein Iterativ
*mukk- bezeugt noch lässt sich eine Einwir-
kung von urgerm. *smeu̯ke/a- auf urgerm.
*-muki̯e/a- wahrscheinlich machen). Man hat
somit für urgerm. *-muki̯e/a- wohl ein ur-
sprüngliches *-k- < uridg. *-g/ĝ- anzusetzen
und so für urgerm. *smeu̯k- und *smeu̯ǥ- auch
zwei unterschiedliche Wz.erweiterungen (da-
zu s. u.).
Fick 3 (Germ.)⁴ 531; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 458 ff.;
Seebold, Germ. st. Verben 440 f.; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 3, 1, 298 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 4,
265 f.; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 7, 1370. 1376 f.
1381 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 627 f.; Suppl. 154;
Vries, Ndls. et. wb. 659 f.; Fryske wb. 20, 229 f.; Dijkstra,
Friesch Wb. 3, 153; Holthausen, Ae. et. Wb. 301 ff.; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 888 ff.; Suppl. 705 f.; eMED s. vv.
smẹ̄ken v., smōke n., smōken v.; Klein, Compr. et. dict. of
the Engl. lang. 2, 1403; eOED s. vv. smeek v., smitch n.¹,
smoke n., smoke v. – Lexer 2, 1018; Dt. Wb. 15, 951 f.
954 f. 1075; Kluge²¹ 662; Kluge²⁵ s. v. schmauchen; Pfei-
fer, Et. Wb.² 1220. – Schmeller, Bayer. Wb.² 2, 548.
Urgerm. *-muki̯e/a- und *smeu̯k/g- führen
auf die Verbalwurzel uridg. *(s)meu̯g- bzw.
*(s)meu̯gh- ‚rauchen, Rauch‘ zurück. Unmit-
telbar zu der Wz. uridg. *(s)meu̯gh- stellt sich
gr. σμχω ‚lasse verschwelen, verzehre in lang-
samem Feuer, lasse hinschmachten, (med.) ver-
schwele, schmachte hin‘ (< urgr. *smūkh-), des-
sen -ῡ- mit Tucker 1990: 335 ein Beispiel für „a
secondary ablaut pattern“ ist (in Nachfolge von
C. J. Ruijgh, FS Palmer 1976: 337–347; der
Rückgriff auf eine Wz.form *smeu̯Hgh-, wie
Kroonen, Et. dict. of Pgm. 459 annimmt, ist so-
mit unnötig).
Mit der Form *smeu̯g- stimmt arm. mowrk
‚gerösteter Weizen‘ überein, das auf uridg.
*smug-ro/eh₂- zurückgeht.
Ferner stehen: mir. múch f. ‚Rauch‘, mkymr.
mwc, nkymr. mwg m. ‚dss.‘, korn. mooge ‚dss.‘,
nbret. mog m. ‚Herd, Feuerstelle‘, moug m.
‚Erstickung‘ < urkelt. *muk-o/u- (von diesem
Subst. sind air., mir. múchaid ‚erstickt, löscht,
unterdrückt‘, kymr. mygu ‚rauchen‘, korn. megi
‚räuchern, ersticken‘, nbret. migañ, migiñ ‚lö-
schen, ersticken‘ abgeleitet), dazu wohl auch
mir. muich f. ‚Schwermut, Traurigkeit‘ (< ur-
kelt. *muk-i-); die kelt. Formen setzen re-
gelmäßig *-u- fort, nur die Ableitung mir.
múchaid zeigt ū. Ein Langvokal wird auch für
mir. múch angenommen, obwohl die beiden
Schreibungen <much> das nicht bestätigen;
auch das wohl zugehörige mir. muich zeigt
kurzes u, so dass die Formen mit -ú- wohl se-
kundär sind (man wird kaum mit Kroonen,
Et. dict. of Pgm. 459 ein Nebeneinander von
„OIr. múch f. ‚fire‘ < *smuHk-; MW mwg
m. ‚fire‘ < *smukH-“ vermuten); arm. mowx
‚Rauch‘ (< *smukho-), mowtˁ ‚Dunkelheit‘ (<
*skmukhto-), moxir ‚Asche‘ (< *smukhiro- [oder
*smukheh₁ro-]).
Zu dieser Gruppe können möglicherweise auch
die folgenden balto-slaw. Wörter gestellt wer-
den: lit. smáugti ‚(er-)würgen, quälen, peinigen,
drosseln‘, lett. smaukt (für smaugt?) ‚würgen‘
(< *smou̯g[h]-i̯e/o-. Ein anderer Anschluss ist
die Verbindung mit ahd. smiogan ‚sich zu-
sammenziehen‘ [s. d.]).
Wahrscheinlich liegt eine Wz. uridg. *(s)meu̯-
zugrunde, die unterschiedlich erweitert wurde.
Walde-Pokorny 2, 688 f.; Pokorny 971; Frisk, Gr. et. Wb.
2, 752; Chantraine, Dict. ét. gr.² 993 f.; Beekes, Et. dict.
of Gr. 2, 1371; Hübschmann, Arm. Gr. 475; Martirosyan,
Et. dict. of Arm. 484; Fraenkel, Lit. et. Wb. 2, 841; Smo-
czyński, Słow. et. jęz. lit. 574 f.; ALEW 2, 947; Müh-
lenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 3, 955; Fick 2 (Kelt.)⁴
218; Matasović, Et. dict. of Proto-Celt. 281; Vendryes,
Lex. ét. de l’irl. anc. M-69 ff.; Dict. of Irish M-179 f. 183;
Dict. of Welsh 3, 2507. 2529; Deshayes, Dict. ét. du bret.
511. 517. – W. Stokes, ZVSp 28 (1887), 291; A. Meillet,
MSLP 8 (1893), 294; Zupitza 1896: 166; J. Hubschmid,
ZRPh 92 (1976), 41–43; Mallory 1997: 529; de Bernardo
Stempel 1999: 58. 97; Olsen 1999: 33. 41. 199. 803 f.;
Zair 2012: 141; A. Falileyev, P. Kocharov, in Fomin u. a.
2012: 69 f.
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