firmusken sw.v. I, ab dem 10. Jh. in Gl.:
‚zerquetschen; atterrere‘ 〈Var.: -musc-, -must-
(im part.prät.pass.), -missih-〉. – Mhd. müschen
sw.v. ‚stoßen, zerschlagen, quetschen‘, nhd.
dial. bair. zermüschen ‚zerstoßen, zerquet-
schen, zermalmen‘. – Die bei Lexer 1, 2257 fra-
gend erwogene Herleitung des mhd. Worts aus
mhd. (zer-)mürsen ‚in einem Mörser zerstoßen‘
(Lexer 1, 2257; 3, Nachtr. 325) ist angesichts
der ahd. Formen zu verwerfen.
Ahd. Wb. 6, 931; Splett, Ahd. Wb. 1, 648; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 281; Schützeichel⁷ 231; Starck-Wells 428;
Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 483; Graff 2, 881; 4,
1126; Lexer 1, 2257; Dt. Wb. 12, 2735; 31, 726 f. –
Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1681 f.
In den anderen germ. Sprachen entspricht viel-
leicht ae. myscan sw.v. ‚betrüben, plagen, ent-
stellen‘ < westgerm. *musk-ii̯e/a-. Doch kann
ae. myscan eine dial. Form mit sekundärer
Rundung des Vokals, also eine Nebenform von
ae. misc(e)an sein. misc(e)an ist dann eine
denominale Bildung zur ae. Entsprechung des
in aisl. miski m., nisl. miski m. ‚Schaden, Ver-
letzung, Beleidigung‘ fortgesetzten Subst. Die-
ses wiederum ist eine k-Ableitung zu aisl. miss
‚verkehrt, falsch‘ (s. missi).
Sind ahd. -musken und ae. myscan hingegen
etym. zu verbinden, ist der Bed.unterschied
zwischen den beiden Verben über die im Ae.
belegte Bedeutung ‚entstellen‘ vermittelbar; die
ahd. Bedeutung ist dabei wohl die urspr.: ‚zer-
quetschen, zerschlagen‘ > ‚entstellen‘ > ‚be-
trüben‘.
Die in älteren Etymologika bisweilen fragend
erwogene Zusammenstellung mit lit. mùšti
‚schlagen‘ zu einer Wurzel uridg. *(h₂)meu̯k̂-
‚kratzen, ritzen‘ scheitert zum einen daran, dass
dann noch ein Fortsetzer des velaren Reibelauts
in urgerm. **muχsk-ii̯e/a- sichtbar sein sollte,
zum anderen wäre die morphologische Struk-
tur ungewöhnlich, nämlich eine Erweiterung
eines sk-Präsens um ein i̯e/o-Suffix (urgerm.
*muχ-sk-ii̯e/a-).
Angesichts dieser lautlichen und morpholo-
gischen Schwierigkeiten ist für ahd. -mus-
ken eine onomatopoetische Bildung mit ite-
rativem urgerm. *-(i)i̯e/a- zu erwägen, *musk-
gäbe dann lautnachahmend das Geräusch
beim Zerquetschen von einer Frucht o. Ä. wie-
der.
Holthausen, Ae. et. Wb. 229; Bosworth-Toller, AS Dict.
690; Suppl. 639; Vries, Anord. et. Wb.² 388; Jóhan-
nesson, Isl. et. Wb. 659; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 2, 709; Magnússon, Ísl. Orðsb. 624. – Walde-Po-
korny 2, 255; Pokorny 745; Derksen, Et. dict. of Balt.
326 f.; Fraenkel, Lit. et. Wb. 1, 475; Smoczyński, Słow.
et. jęz. lit. 413; ALEW 1, 674 f.
HB