firnibuliAWB n. ja-St., nur Gl. 1, 82, 39. 83, 39
(Abrogans): ‚Finsternis, caligo‘. S. fir-, nebul.
Vgl. mhd. genibele. — *firnibulitAWB(?), nur Gl.
1, 192, 12. 193, 13 (Abrogans: Pa farnipulte, K
Ra firnipolte): ‚in praecipiti‘. Die ahd. Glossie-
rung ist unklar; vgl. Splett, Abrogans-Studien
269. Im Kontext bedeutet das lat. Lemma ‚in
einem abschüssigen Ort‘; nach Splett, a. a. O.
hätte der Glossator aber viell. an praeceps
‚kopfüber, mit dem Kopfe voran‘ gedacht. Der
Versuch, das ahd. Wort mit dem ae. Wort un-
bekannter Herkunft hnifol ‚Stirn, Kopf‘ zu
verbinden (auch in hnifolcrumb ‚kopfüber,
vorüber stürzend‘; vgl. Liehl, Mittelvokale 25;
Holthausen, Ae. et. Wb. 166; Bosworth-Tol-
ler, AS Dict. 547; Suppl. 555; Suppl. II, 41),
scheitert daran, daß die Hss. Pa und K sonst
immer, Ra fast immer anlautendes h vor n bei-
behalten; vgl. hnach (-hc), (ana)hnegenti
(-hnekenti), hneigenti (hnekendi), anahnigandi
(-hnicando), pihniutit (phiniudid), hnotot,
hnutten (Splett, a. a. O. 483 ff.; Koegel, Über d.
Keron. Gl. 126. 128. 130). Trotz der Verschie-
denheit der Bed. ist das ahd. Wort also wahr-
scheinlich das flekt. Part.Prät. von *firnibulen
‚verfinstern, finster machen‘. Was der Glossa-
tor im Sinne hatte, ist nicht nachzuvollziehen;
viell. hat er in praecipiti im Sinne von ‚in die
Tiefe, in den (dunklen) Abgrund gestürzt‘ ver-
standen (vgl. die erweiterte Glossenstelle im
Abavus maior [Splett, a. a. O. 269]: in praeci-
pite. in abrupto loco in profundo; vgl. auch Ge-
orges, Ausführl. lat.-dt. Handwb. II, 1824
[praeceps] ‚die jähe Tiefe, der Abgrund [der
Gefahr]‘ usw.; auch das nahe verwandte Wort
praecipitium ‚der tiefe Sturz‘ [Georges, a. a. O.
1892]) und durch firnibulit ‚in die Finsternis
gestürzt‘ glossiert. — Splett, Ahd. Wb. I, 660.
667; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 282; Starck-
Wells 158. 845; Schützeichel, Glossenwort-
schatz VII, 41. 90 f.; Graff II, 997; Raven,
Schw. Verben d. Ahd. I, 140.