ftafuchônAWB sw. v. II, nur Gl. 2, 433, 24 (obd.,
11. Jh.) vitavuchut : mendicat. Zusammen mit
der vorhergehenden Glosse heißt es: in den
vnsuparvn varleganin vitavuchut : Spurca [stu-
pra] mendicat ‚(während er) nach schmutzigen
Hurereien bettelt‘ (Prudentius, Passio Laurentii
martyris 248).
Ahd. Wb. III, 923 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 239. 272;
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 296; Starck-Wells 161;
Schützeichel, Glossenwortschatz III, 186; Graff III,
450; Raven, Schw. Verben d. Ahd. II, 43.
Das ahd. Wort ist wohl eine Zss. aus dem Subst.
germ. *fti-, -tu ‚Schmach, Schande(?)‘ und
dem sw. Verb II fuchôn ‚koitieren‘ und bedeutet
also etwa ‚auf schändliche Weise Hurerei trei-
ben‘. Zur Etym. des ersten Bestandteils → ft-
nessi.
Der zweite Bestandteil fuchôn hat Entsprechun-
gen in nndl. fokken, ne. fuck, wohl auch nhd.
ficken (< *fukjan- > fücken > ficken [Entrun-
dung; vgl. Paul, Mhd. Gr.²³ § 49]); s. W. Whal-
lon, Neuphil. Mitt. 88 (1987), 35 ff. Die Frühge-
schichte solcher obszönen Wörter ist dunkel,
denn sie erscheinen in der älteren Lit. fast nie;
das ahd. Wort ist der älteste germ. Beleg.
Wahrscheinlich gehören diese Wörter zur idg.
Wz. *peu̯g̑-, *peu̯- ‚stechen, stoßen‘ in lat.
pungere ‚stechen stoßen, eindringen‘, pūgiō
‚Dolch‘ (vgl. Pokorny 828 und → fiuhta). Ob
auch gr. πῡγή ‚der Hintere, Steiß‘, πῡγίξειν
‚Analverkehr haben‘ verwandt sind (nach Klu-
ge²⁴ ‚stechen‘ — ‚Loch, Tasche‘ — ‚Geschlechts-
verkehr haben‘[?]; s. aber Frisk, Gr. et. Wb. II,
619), ist unsicher. Weiteres s. Kluge²⁴ 291 f. (wo
auch Lit.).
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 168; Suppl. 50; Vries,
Ndls. et. wb. 174; OED² VI, 237 f.; LIV² 480.
S. auch vtibeiten.