fiuhtaAWB f. jōn-St., nur in Gl. seit dem 11. Jh.:
‚Fichte, Föhre, fius(?), picea (Picea abies Kar-
sten), pinus (Pinus sylvestris L.)‘; zur alten Ver-
wechslung der lat. Baumnamen vgl. Marzell,
Wb. d. dt. Pflanzennamen III, 788 ff. und → fo-
raha 〈Var.: v-; -cht-, -th-, -tth-〉. Daneben
*fiohtaAWB f. n(?)-St., nur in Gl. seit dem 12. Jh.:
‚dss.‘ 〈Var.: viecht, fieth-, fiet-, phite〉. — *fioh-
ta lebt im Mhd. als viehte st. sw. f. ‚Fichte,
abies, pinus‘ und noch im Nhd. (mit regelmä-
ßiger Monophthongierung von ie > ī und
Kürzung vor Konsonantenhäufung; vgl. Paul,
Mhd. Gr.²³ § 43. 47) als Fichte f. fort, dagegen
ist fiuhta nur noch mdartl. (schweiz. füechte,
bair.-österr. faiχt[n] [feucht(en)], schwäb.
feicht) und in ON wie Feichtbichel, Feuchtwan-
gen usw. bewahrt. Zum Nebeneinander von
ō(n)- und jōn-Stämmen bei Baumnamen vgl.
Kluge, Nom. Stammbildung³ § 83 und → fora-
ha.
Ahd. Wb. III, 887 f. 924 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 235;
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 265 f. 296; Starck-Wells 161.
XL. 809. 845; Schützeichel, Glossenwortschatz III,
172 f. 186; Graff III, 451; Schade 201; Lexer III, 337;
Benecke III, 306; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 237
(fius). 436 (pinus); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 267
(fius). 491 (picea). 492 (pinus); Dt. Wb. III, 1612 ff.;
Kluge²¹ 196; Kluge²⁴ 291; Pfeifer, Et. Wb.² 341. —
Schweiz. Id. I, 668; Fischer, Schwäb. Wb. II, 1466 f.;
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 688; Schöpf, Tirol. Id. 127;
Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. I, 170; Lexer, Kärnt. Wb.
92; Kainz-Walcher, Weststeir. Wb. 73. 346. — Marzell,
a. a. O. III, 724 ff.
Dieser Baumname ist innerhalb der germ.
Sprachgruppe auf das Dt. beschränkt, was wohl
durch die ursprl. Verbreitung des Baumes zu er-
klären ist (s. aber Hoops Reallex.² VIII, 610).
Im As. kommt fiuht(i)a f. jōn-St. vor (einmal
nom. pl. uiuhtan : piceae; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 109, 4; einmal aber fiuchtie : piceae,
nom. pl. stark flektiert? oder sg.? oder von der
lat. Endung beeinflußt? [vgl. Ahd. Wb. III,
925]); auch *fiohta ist in ON belegt (fieht-thorp,
-tharp; Wadstein, a. a. O. 164). Im Mndd. be-
gegnet vüchte f. (Westfalen).
Fick III (Germ.)⁴ 243; Holthausen, As. Wb. 20;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 1019; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. V, 547. — Hoops, Waldbäume u.
Kulturpflanzen 31. 54 ff.; Hoops Reallex.² VIII, 608 ff.
Urgerm. *fewχtō(n)-, -jōn- < idg. *peu̯t(ā)-
[**peu̯t(eH₂)-] entspricht air. ochtach ‚Fichte,
Föhre‘ < *puktākā; ohne t-Erweiterung auch gr.
πεύκη ‚Fichte‘; lit. pušìs (< *pu-) ‚Kiefer, Fichte‘,
apreuß. peuse (< *peu̯-) ‚Kiefer‘. Zugrunde
liegt die idg. Wz. peu̯- ‚stechen‘ in gr. ἐχε-
πευκής (Beiwort) ‚stechend, scharf (mit einer
Spitze versehen?)‘; daneben *peu̯g̑- in lat. pūgiō
m. ‚Dolch‘, pungō ‚steche‘, punctum n. ‚Stich,
Punkt‘ usw. Die Fichte heißt also ‚der stechen-
de, mit Nadeln versehene Baum‘.
Walde-Pokorny II, 15; Pokorny 828; LIV² 480;
Mann, IE Comp. Dict. 931; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 301.
777; Frisk, Gr. et. Wb. II, 523 f.; Chantraine, Dict. ét.
gr. 893; Fraenkel, Lit. et. Wb. 679 f.; Trautmann,
Apreuß. Spr.denkm. 398; ders., Balt.-Slav. Wb. 232 f.;
Fick II (Kelt.)⁴ 54; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. O-
7; Dict. of Irish O-91; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
II, 383 (s. v. pugil). — Specht, Urspr. d. idg. Dekl. 58
(zur Wortbildung).
Das germ. Wort ist kaum eine alte Entlehnung aus
dem Kelt. (so E. Polomé, Ogam 6 [1954], 153 f.).
Abzulehnen Fr. A. Wood, MLN 23 (1908), 49: zu ei-
ner Basis *peu̯- ‚slime, juice‘, zur Wz. *peu- : *pū- in
lat. pūs ‚Eiter‘ usw.; vgl. Pokorny 849.