flôzen¹
Volume III, Column 410
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flôzen¹ sw. v. I, nur bei Williram und in Gl.
seit dem 11. Jh.: wegspülen, (den Staub von
sich) waschen, hervorfließen lassen, einen Fluß
leiten, ausschwemmen, durchseihen, eliquare,
purgare, volvere
Var.: -zz-. Mhd. vlœzen
sw. v. fließen machen, wegspülen, übergießen,
waschen
, nhd. flößen, auch flötzen Baum-
stämme als Flöße befördern, mit einem Floß
transportieren, jmdm. eine Flüssigkeit in klei-
nen Mengen durch den Mund eingeben
(häu-
figer einflößen). Die Doppelheit der Lautfor-
men -ß- und -tz- beruht auf der germ. Flexion
(1.sg. *flautju mit Wandel von *-tj- über ein
im Westgerm. geminiertes *-tt- zu hd. -tz- ge-
genüber 2.sg. *flautīz < *flautijiz); vgl. heißen
neben heitzen, reißen neben reitzen.

Ahd. Wb. III, 996; Splett, Ahd. Wb. I, 246; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 303; Schützeichel⁵ 136; Starck-Wells
166. 810. 846; Schützeichel, Glossenwortschatz III,
220; Graff III, 743 (doch Vermischung mit flôzen²
superbire; s. d.); Schade 207; Raven, Schw. Verben d.
Ahd. I, 42 (ebenso Vermischung mit flôzen²); Lexer
III, 414 f.; Benecke III, 350; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 222 (eliquare). 270 (fluctuare). 541 (purgare). 719
(volvere); Dt. Wb. III, 1820 f.; Kluge²¹ 208; Kluge²⁴
304 (zu Floß); Pfeifer, Et. Wb.² 453. Köbler, Lat.-
germanist. Lex. 303.

Ahd. flôzen hat Entsprechungen in den übrigen
westgerm. Sprachen und im Nordgerm.: as. -flō-
tian (thurhflōtian bespülen, ūtflōtian wegspü-
len, seihen
), mndd. vlȫten (auch vloeten, vloi-
ten, vlueten) fließen lassen, schwemmen, weg-
spülen, befluten, bewässern, flößen
; mndl. vlo-
ten dss.; aisl. fleyta treiben machen, nschwed.
flöda fließen, fluten, strömen, nnorw. dial.
fløyta flößen, ndän. fløde dss.: < urgerm.
*flawtijan-, Kausativ zu urgerm. *flewtan- flie-
ßen
( fliozan). Im Mndd. und Mndl. kann ur-
germ. *flawtijan- auch in der Funktion eines In-
tensivs fortgesetzt sein; oder zum trans. Kausa-
tiv wurde ein intrans. Verb hinzugebildet: mndd.
vlȫten strömen, fließen, ansteigen, anschwel-
len
, mndl. vloten dss. (vgl. auch die Bedeutun-
gen im Nschwed.). Daneben erscheint ein sw.
Verb mndd. vlötten, vlotten, ebenso in trans.
wie in intrans. Funktion, fließen lassen,
schwemmen, bewässern
bzw. fließen, schwim-
men, treiben, geschwemmt werden
.

Das semantisch zu nhd. flößen in der Bedeutung mit
einem Floß transportieren
gehörige Subst. Floß,
mndd. vlote m. Floß, Flotte, mndl. vlote f.n. kleines
Fahrzeug, Flotte, Schwimmholz
, ae. flota m. Schiff,
aisl. floti m. Floß, Fahrzeug, Flotte (nisl. floti,
nnorw. flote, nschwed. flotte, ndän. flaade) (< urgerm.
*flut-an/ōn-) ist die Fortsetzung eines n-stämmigen
Nomen agentis, das unmittelbar aus der Schwundstufe
der Wz. *flewt- fließen abgeleitet ist (zu solchen
Bildungen s. E. Wessén, Zur Geschichte der germani-
schen n-Deklination [Uppsala, 1914], 7 ff.; Lühr, Ex-
pressivität 312 f.).

Fick III (Germ.)⁴ 255; Seebold, Germ. st. Verben 203;
Holthausen, As. Wb. 21; Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
233. 236; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1,
753 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. V, 285 f.; Ver-
dam, Mndl. handwb. 722; Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
752; Vries, Ndls. et. wb. 794; Vries, Anord. et. Wb.²
131; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 577; Fritzner, Ordb. o.
d. g. norske sprog I, 441; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 66; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 245;
Ordb. o. d. danske sprog V, 36; Torp, Nynorsk et. ordb.
128; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 226; Svenska akad.
ordb. F-1001 f.

Zur Etymologie s. fliozan.

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