flôzen²AWB sw. v. I, nur Gl. 1, 186, 12. 187, 12 Pa
flaozzan, Kb flozzen: ‚sich überheben, prah-
len, superbire‘. et an der Textstelle keilen et
flozzen edho uparhucken ‚insoliscere insuperbire‘
(mit fälschlicher Hinzufügung von in- unter
Einfluß des lat. Lemmas) wird verschieden in-
terpretiert: Präfix it- (Karg-Gasterstädt, in
Ahd. Wb. III, 997), Schreibung für etho
(Splett, Abrogans-Studien 261) oder et = lat.
et — dies läuft jedoch der Glossierungstechnik
des Abrogans wie der St. Galler Hs. zuwider
(Splett, a. a. O.).
Ahd. Wb. III, 997; Splett, Ahd. Wb. I, 247; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 303; Starck-Wells 166. 810. 846;
Schützeichel, Glossenwortschatz III, 221; Graff III,
743; Raven, Schw. Verben d. Ahd. I, 42 (doch bei
Graff und Raven Vermischung mit flôzen¹ ‚wegspü-
len‘; s. d.). — Köbler, Lat.-germanist. Lex. 303.
Auch die Deutung des Verbs, zu dem allein im
Got. das Adj. *flauts (nur nom. pl. flautai)
‚prahlerisch, κενόδοξος‘ und das Verb got. flaut-
jan (nur 3.sg.präs. flauteiþ) ‚prahlen, περπερεύ-
εσθαι‘ gehören, ist umstritten.
Nach F. Holthausen (AfdA. 24 [1808], 34) zu lat.
plaudō ‚klatsche, schlage‘, das jedoch Hyperurbanis-
mus von *plōdō sein kann (R. Thurneysen, Zfvgl. Spr.
28 [1887], 157; anders Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
II, 319: d-Präsens von uridg. *plau̯- ‚schlagen‘; dage-
gen Walde-Pokorny II, 100; Pokorny 838. Lit. plóti
‚platt drücken, abplatten, flach schlagen, mangeln‘
bleibt in jedem Fall fern; s. Fraenkel, Lit. et. Wb. 629).
Wieder anders und abwegig: J. Endzelin, Zfvgl. Spr.
51 [1923], 258: ahd. flôzen² zu lett. plaûdis ‚Brassen‘,
eigtl. ‚Breitfisch‘.
Demgegenüber stellt Th. v. Grienberger (Unters.
z. got. Wortkunde 70) got. flauts im Sinne von
‚geschwollen‘ zu ahd. fliozan (s. d.), das ist wohl
der wahrscheinlichste Anschluß (fragwürdig
nach Walde-Pokorny II, 95; Pokorny 837).
Denn die Bedeutung ‚prahlen‘ kann im Sinne
von ‚überfließen‘ verstanden werden (Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1461 [flot]). Zugrun-
de läge in diesem Fall ein von urgerm. *flewt-
‚fließen‘ abgeleitetes Intensiv *flawtijan-, auf
das nicht nur ahd. flôzen², sondern auch got.
flautjan zurückgehen kann, wobei von dem
Verb im Got. dann ein Adj. rückgebildet wäre.
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 196; Lehmann, Gothic Et.
Dict. F-61.
Die Bedeutung von Wörtern wie lit. plūdžià ‚Schmä-
her, üble(r) Schwätzer(in)‘, die zu lit. pldai ‚Über-
schwemmung‘ usw. gehören (Fraenkel, Lit. et. Wb.
630 f.), stellt wohl keine genaue Bedeutungsparallele
dar (anders E. A. Wood, IF 22 [1907—08], 155; Falk-
Torp, a. a. O.), weil hier der beim Fließen entstehende
Schalleindruck zwischen Wörtern für ‚schwatzen,
plappern‘ und ‚fließen‘ vermittelt.