flitarazzenAWB sw. v. I, nur Gl. 2, 442, 25 (11. Jh.):
‚schmeicheln, zärtlich verlocken‘ (nur part.
präs. gen.sg. flitarazzantin ‚schmeichelnd,
blandus‘). Das Verb ist eine intensiv-iterative
Bildung auf -azzen (s. d.) zu *flitaren = mhd.
vlittern, flettern ‚flüstern, kichern‘, frühnhd.
flittern ‚flattern, schmeicheln, liebkosen‘, nhd.
flittern ‚umherflattern, flimmern‘. Diesem
Verb entspricht me. flit(t)eren, fleteren ‚flitzen,
huschen, umherflattern‘, ne. flitter ‚umherflat-
tern‘.
Ahd. Wb. III, 985; Splett, Ahd. Wb. I, 248; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 302; Starck-Wells 165; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 216; Graff III, 773; Schade
206; Raven, Schw. Verben d. Ahd. I, 41; Riecke, Schw.
jan-Verben d. Ahd. 222; Lexer III, 406; Benecke III,
342; Dt. Wb. III, 1807; Kluge²¹ 207 (s. v. Flitter); Klu-
ge²⁴ 302; Pfeifer, Et. Wb.² 356. — ME Dict. E-F, 645.
Ne. flitter ist kaum, wie die meisten engl. Wörterbü-
cher angeben, eine frequentative Ableitung von ne. flit
(vgl. z. B. Oxf. Dict. of Engl. Et. 363; OED² V, 1067).
Schon im Me. gab es zwei verschiedene Verben: flitte-
ren (s. o.) und flitten (ME Dict. E-F, 634 f.), ein
skand. Lehnwort (vgl. aisl. flytja ‚fortschaffen, beför-
dern‘, aschwed., nschwed. flytta, ndän. flytte und s.
Vries, Anord. et. Wb.² 134; Björkman, Scand. Loan-
words 210; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 243), des-
sen Hauptbed. ‚fortschaffen, befördern (trans.), zie-
hen (intr.)‘ waren. Wegen der Ähnlichkeit der Formen
hat man dann flitter mit flit verknüpft und einige Bed.
von flitter auf flit übertragen.
Wie andere auf fl- anlautende und auf -ern aus-
lautende Wörter (→ flisteren) sind diese Wörter
wohl „lautsymbolischen“ Ursprungs (vgl. A. Li-
berman, GL 30 [1990], 81 ff., bes. 85). Die
Grundbed. der ganzen Gruppe war viell. ‚unste-
te Bewegungen in der Luft machen‘, spezifisch
auch ‚um jmdn. schmeichelnd herumflattern‘
oder ‚jmdm. heimlich in die Ohren blasen‘.
Bei solchen Wörtern ist idg. Herkunft oft nicht
nachzuweisen; in diesem Fall aber handelt es
sich viell. um eine ganze Sippe idg. lautsymboli-
scher Wörter zu einer Wz. *pled-, *plet- ‚flat-
tern‘: lit. plazdti (< *plad-d-) ‚flattern, pulsie-
ren usw.‘, lett. plezdinât ‚schwingen‘, refl. -tiês
‚mit den Flügeln schlagen, flattern‘, pledinât,
plidinât ‚(Flügel) bewegen‘, refl. -tiês ‚flattern
usw.‘; → fledarmûs (mit Lit.).