fnescazzenAWB sw. v. I, nur in Gl., seit Ende des
8. Jh.s: ‚kurz und stoßweise atmen, keuchen,
schluchzen, röcheln (im Tode), singultare
(subst. singultus; part. präs. anhelabundus)‘
〈Var.: -k-, -g-, -ch-〉. — Mhd. phneschezen
‚schnell atmen, keuchen, schnauben, seufzen‘,
nhd. nur mdartl. bair. pfneschetzen ‚mit ziehen-
dem Atem weinen‘ fortgesetzt.
Ahd. Wb. III, 1013; Splett, Ahd. Wb. I, 250; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 305; Starck-Wells 167; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 228; Seebold, ChWdW8 131;
Graff III, 782; Schade 209; Raven, Schw. Verben d.
Ahd. I, 43; Lexer II, 259; Benecke II, 1, 513 f.; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 536 (singultare); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 41 (anhelabundus). 614 (singultare, sin-
gultus). — Schatz, Ahd. Gr. 15; Krüer, Bindevokal 250,
Anm. 1; Riecke, Schw. jan-Verben d. Ahd. 222. —
Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. III, 97; Le-
xer, Kärnt. Wb. 25.
In den anderen germ. Sprachen gibt es keine di-
rekten Entsprechungen. Das Suffix -azzen (<
urgerm. *-atje/a-) bildet denominale oder de-
verbale Verben mit intensiv-iterativer Bedeutung
(vgl. Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III, 260).
Die Basis fnesc- begegnet auch in mhd. phne-
schen ‚schnell atmen, keuchen, seufzen‘. Diese
ist wohl schon eine Ableitung mit dem iterative
Verben bildenden Suffix urgerm. *-k- von ur-
germ. *fnase/a- (> aisl. fnasa ‚schnauben‘, mit
Dentalerweiterung → fnâstôn). Zur iterativen
Funktion der k-Ableitung vgl. etwa auch hôre-
chen ‚horchen‘ zu hôren ‚hören‘.
Fick III (Germ.)⁴ 244 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 110;
Vries, Anord. et. Wb.² 136; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
567; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 69.
Basis des ahd. Verbs ist die im Germ. mit dem
Element *-s- erweiterte Wurzel uridg. *pneu̯-
‚hauchen, keuchen‘, die unerweitert lediglich in
gr. πνέω ‚atme, hauche, blase‘ vorkommt. Ahd.
fnescazzen ist auf jeden Fall von gr. πνγω ‚been-
ge den Atem, erwürge, ertränke, ertrinke‘ (das
keine gesicherte Etymologie hat) zu trennen
(zusammengestellt von A. Fick, BB 7 [1883],
95; F. Bechtel, BB 10 [1886], 286; ders., Lexilo-
gus 298; Fick I (Idg.)⁴ 483; A. Walde, Zfvgl.
Spr. 34 [1897], 532: Vorform *pnezg-; C. Bally,
MSLP 12 [1903], 328: Vorform *pzgō).
Walde-Pokorny II, 85; Pokorny 839; LIV² 489; Boi-
sacq, Dict. ét. gr.⁴ 798; Frisk, Gr. et. Wb. II, 567 f.;
Chantraine, Dict. ét. gr. 920 f. — Zupitza, Germ. Gut-
turale 8.
S. fnâstôn.