*fnotônAWB sw. v. II, nur part. präs. (adv.) fno-
tonto Notker, Bo. und Gl. 2, 508, 37 (11. Jh.,
alem.): ‚heftig schütteln, quassare‘ (vgl. nhd.
mdartl. schweiz. pfnötter ‚Mensch, der leicht
friert‘ [Schweiz. Id. V, 1277]; viell. schwäb.
pfnotten ‚schluchzen, unterdrückt weinen‘ [Fi-
scher, Schwäb. Wb. II, 1076]). — gifnotônAWB, nur
Notker, Ps.: ‚zerschlagen, zerschmettern, con-
quassare‘. Dieses Verb, das im Germ. sonst
nicht belegt ist, ist wohl eine alem. Variante
von ahd. (h)notôn ‚schütteln, quassare‘ (→ no-
tôn). Vielleicht handelt es sich um die auch
sonst bei lautmalenden Wörtern und Wörtern
mit stark affektiver Bed. belegte Alternation
zwischen fn- und hn- (→ fnehan), aber eine
andere Erklärung ist auch möglich: ein ahd.
Verb *bi-hnotôn mit dem Präfix bi- in seiner
intensivierenden oder transitivierenden Funk-
tion (vgl. A. L. Lloyd, AJGLL 4 [1992], 123)
hätte im frühen Obd. mit Verlust des schwach
betonten i des Präfixes zu *phnotôn (zum Ver-
lust von i in bi- vgl. Lloyd, a. a. O. 117 ff.),
dann durch Assimilation zu *pfnotôn, alem.
fnotôn (Braune, Ahd. Gr.¹⁵ § 131) werden kön-
nen. Als das Präfix nicht mehr erkennbar war,
konnte dann das perfektivierende gi-Präfix
hinzugefügt werden. Zwar ist weder *bihnotôn
noch *bifnotôn belegt, vgl. aber das verwandte
bi(h)niotan ‚abschlagen, befestigen‘, das im
Abrogans (K) als phiniutit vorkommt (→ binio-
tan).
Ahd. Wb. III, 1013 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 250; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 390; Schützeichel⁵ 137; Starck-Wells
167; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 228; Graff
III, 783; Schade 209. 287; Raven, Schw. Verben d.
Ahd. II, 46; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 135 (conquas-
sare); Dt. Wb. III, 1863.