fhaAWB f. n-St., in Gl. vorwiegend aus dem
alem., bair., frk. und obd. Sprachraum, im
Tatian, bei Williram, seit dem 8. Jh.: ‚Fuchs,
Füchsin, vulpes, vulpecula‘, übertr. (Tatian)
‚listiger, verschlagener Mensch‘ 〈Var.: u-; foe
Gl. 3, 53, 20 (11. Jh.)〉. — Mhd. vohe sw. f., vôh
(mit Apokope in Gl.-Belegen des 13. und
14. Jh.s: nom. sg. 〈voh, voch〉; vgl. Paul, Mhd.
Gr.²³ § 53. a.), nhd. dial. (schweiz.) fôh ‚Fuchs‘
(Schweiz. Id. I, 724); daneben mit der Fortset-
zung des īn-Suffixes frühnhd. föhin (15. Jh.),
daraus mit Entrundung nhd. jägersprachl. Fä-
he, Fehe ‚Füchsin‘, aber auch ‚weibl. Tier bei
Dachs und Marder‘.
Ahd. Wb. III, 1023; Splett, Ahd. Wb. I, 252; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 306 f.; Schützeichel⁵ 137; Starck-
Wells 168. XL. 810; Schützeichel, Glossenwortschatz
III, 233 f.; Seebold, ChWdW8 132; Graff III, 431;
Schade 209 f.; Lexer III, 432; Benecke III, 360; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 632 (vulpes); Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 721 (vulpes, vulpecula); Dt. Wb. III, 1236;
Kluge²¹ 222; Kluge²⁴ 270; Pfeifer, Et. Wb.² 381. — Pa-
lander, Ahd. Tiernamen 45 f.
Ahd. fha hat Entsprechungen in: mndd. vō f.
‚Füchsin‘; aisl. fóa f. ‚Fuchs, Füchsin‘, als Vor-
derglied in ON (vgl. dän. Foburgh, heute Få-
borg; s. M. Kristensen, Namn och bygd 16
[1928], 115 f.); got. fauho f. (nur nom. pl. fau-
hons) ‚Fuchs, ἀλώπηξ‘: < urgerm. *fuχōn-. Mit
dem gemeingerm. femininen Wort wurde zu-
nächst wohl die Gattung ‚Fuchs‘ bezeichnet, al-
so sowohl der ‚Fuchs‘ als auch die ‚Füchsin‘. Da
die ōn-Stämme aber genusspezifisch sind — sie
dienen i.a. zur Movierung von meist sw. Mask.
(vgl. ahd. affa ‚Äffin‘ : affo ‚Affe‘, hîwa ‚Gattin‘
: hîwo ‚Gatte‘) —, kam es zu einer grammatikali-
schen Genusdifferenzierung. Wahrscheinlich
wurde nach dem Muster von ahd. luhs ‚Luchs‘
< urgerm. *luχ-sa- (neben späterem aschwed. f.
ló) *-sa- zur Charakterisierung des männl. Tie-
res verwendet (→ fuhs). Das Suffix ist auch sonst
bei Tiernamen gebräuchlich; vgl. hros ‚Roß‘,
lahs ‚Lachs‘.
Fick III (Germ.)⁴ 243; Holthausen, Ae. et. Wb. 113
(s. v. fox); Vries, Anord. et. Wb.² 136; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 566 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord.
69; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 281; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 247 (s. v. fux); Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 144 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. F-28.
Der etymologische Anschluß von ahd. fha usw.
< urgerm. *fuχōn- < vorurgerm. *pu-ān- an
aind. púccha- m.n. ‚Schwanz, Schweif, Hinter-
teil‘ (vgl. Wackernagel, Aind. Gr. I, 155—157) <
uridg. *pu-so- hat weiterhin Bestand (auf ei-
nen wurzelausl. Palatal * weist tōrwālī pūš
‚Fuchs‘; zur Entwicklung von uridg. *s im In-
doiran. > aind. ch-, inlautend -cch- s. Hoff-
mann-Forssman, Av. Laut- u. Flex.lehre 103;
Mayrhofer, Sanskrit-Gr. § 18). Danach ist die
germ. Benennung des Fuchses eine Pars-pro-to-
to-Bildung nach dem auffälligsten Merkmal des
Fuchses, seinem buschigen Schwanz. Die enge
Verbindung zwischen den Begriffen ‚Fuchs‘ und
‚Schwanz‘ zeigen auch lit. uodẽgis ‚Fuchs‘ : lit.
uodegà ‚Schwanz‘, span. dial. rabosa ‚Fuchs‘:
span. rabo ‚Schwanz‘ (s. A. S. C. Ross, Engl. Phi-
lol. Stud. 9 [1965], 31). Morphologisch bereitet
aber die Verbindung von aind. púccha- mit ahd.
fha usw. einige Schwierigkeiten. Nimmt man
für aind. púccha- < uridg. *puso- eine Ablei-
tung mithilfe des *-se/so-Suffixes an, ergibt
sich das Problem, daß ein nominales *-se/so-
Suffix nur im Falle einer verbalen Basis mit
*-se/so-Suffix auftritt; vgl. aind. vāñchā- f.
‚Wunsch‘, Verbalabstraktum zu vāñchati ‚be-
gehrt, wünscht‘ < [*u̯H-se-ti] (Wackernagel,
Aind. Gr. II, 2, 246), icch- f. ‚Wunsch‘ zu ic-
cháti ‚wünscht‘ < *is-sé-ti [**H₂is-sé-ti].
Eine verbale Basis, von der aind. púccha- abge-
leitet sein könnte, fehlt jedoch.
Anders A. S. C. Ross, a. a. O. 31 ff., der von der
Bedeutung ‚der Listige, Kluge‘ ausgeht und das
Wort für den Fuchs so mit einer uridg. Wz.
*peu̯- ‚erforschen, begreifen, verständig sein‘
(Pokorny 827) in Verbindung bringt. Entweder
sei die tiefstufige Wz. *pu- um *-ku̯- erweitert
und mit dem Tiernamensuffix *-so/sā- versehen
oder ein -se/so-Verb *pu-s-é-ti bilde die
Grundlage, das über *pus-so/sā- mit Meta-
these *pusso/sā- und Vereinfachung von *-ss-
*puso/sā- ergeben habe. Abgesehen von der
lautlich nicht stimmigen Analyse — statt *-ku̯-
könnte allenfalls palatales * oder tektales *k
angetreten sein — scheitert diese Herleitung dar-
an, daß die Bedeutung ‚der Listige, Kluge‘ über-
tragen ist und deshalb nicht Ausgangspunkt ei-
ner Etymologie sein kann.
Nach einer anderen Auffassung (A. Kutzelnigg,
Muttersprache 90 [1980], 185 ff.) ist das Benen-
nungsmotiv für den Fuchs sein penetranter Ge-
ruch, der auch mdartl. beschrieben wird: ‚stin-
ken wie ein Nest voll Füchs‘ (Fischer, Schwäb.
Wb. V, 1775), ‚der stenk wie e nasser Fühs‘
(Müller, Rhein. Wb. VIII, 668 ff.). Doch kann
die von Kutzelnigg angenommene „geruchsbe-
zogene Interjektion“ *fu (→ fûl) nicht die Basis
für das Wort fha sein, weil bei dieser Herlei-
tung die Spirans *χ keine Erklärung findet.
Fern bleiben die slaw. Wörter aruss. puchъ
‚Pelzbesatz‘, russ., ukrain., w.russ. puch
‚Daune, Flaum‘, bulg. puch, serbo-kroat. pȕha
‚Pustel, kleines Geschwür‘, slowen. pûh
‚Hauch, Dunst, Flaum‘, tschech. puch ‚Daune,
Gestank‘, slowak. puch ‚Gestank‘, poln. puch
‚aufsteigender Dampf, Flaum‘, ndsorb. puch
‚Aufatmen, Seufzer‘ sowie verwandtes lit. paus-
tìs ‚Haar von Tieren‘ (J. Endzelin, Mikkola-
Festschrift 25 gegen C. C. Uhlenbeck, PBB 22
[1897], 538 f.), da diese Wörter bei einer
Grundbedeutung ‚Hauch‘ zum Wortfeld aksl.
-puchati ‚blasen‘, russ. púchnut’ ‚schwellen, sich
aufblasen‘ gehören (s. auch Persson, Beitr. z.
idg. Wortf. I, 249 Anm. 1; Schuster-Šewc, Hist.-
et. Wb. d. Sorb. 1187 f.).
Verfehlt O. Schrader, BB 15 (1889), 135 f.: zu gr.la-
kon. φοῦαι ⋅ ἀλώπεκες (Hes.); F. A. Wood, PMLA 14
(1899), 319: zu gr. πυκνός ‚dicht, fest, stark, tüchtig,
klug‘; ders., AJPh. 41 (1920), 349: zu gr. πευκεδανός
‚scharf, stechend‘, πευκάλιμος ‚scharf, eindringend‘,
πεύκη ‚Fichte‘.
Walde-Pokorny II, 82 f.; Pokorny 849; Mann, IE
Comp. Dict. 1007; Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. II,
298 f.; ders., Et. Wb. d. Altindoar. II, 140; Wartburg,
Frz. et. Wb. XV, 2, 185; Miklosich, Et. Wb. d. slav.
Spr. 268 f.; Vasmer, Russ. et. Wb. II, 469 f.; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 554; A. S. C. Ross, a. a. O. 1 ff.; R. Caprini,
Quaderni di sem. 4 (1983), 59 ff., die u. a. einen Zu-
sammenhang zw. ne. fox und fog ‚Nebel‘ herstellt;
R. Solari, AION-Fil. Germ. 28/29 (1985/86) [1988],
613 Anm. 48.
S. fuhs.