folgênAWB sw. v. III: ‚folgen, begleiten, nachfol-
gen, anhängen, beistimmen, befolgen, verfol-
gen, accedere, accidere, assentiri, acquiescere,
clamare, comitari, consentire, contingere, deser-
vire, favēre, ire, manēre, obtemperare, sectari,
sequi, con-, ex-, in-, ob-, subsequi, succedere‘
〈Var.: u-; -lk-, -lgh-〉; selten auch folgônAWB sw. v.
II (Ludw., Gl., Notker, W. Ps.: zum Teil viell.
nur o-Schreibung für e; vgl. J. Schatz, Sievers-
Festschrift [1925], 355 f.). — Mhd. volgen, nhd.
folgen.
Ahd. Wb. III, 1032 ff. 1042; Splett, Ahd. Wb. I, 253.
254; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 307. 308; Schützeichel⁵
137; Starck-Wells 168. 810. 846; Schützeichel, Glos-
senwortschatz III, 237. 239; Seebold, ChWdW8 132;
Graff III, 507 ff.; Schade 210; Raven, Schw. Verben d.
Ahd. II, 213 f.; Lexer III, 441 f.; Benecke III, 367;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 10 (acquiescere). 135 (co-
mitari). 144 (consequi). 523 (sectari). 529 (sequi). 563
(succedere); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 6 (accedere). 7
(accidere). 10 (acquiescere). 58 (assentiri). 107 (cla-
mare). 117 (comitare). 137 (consentire). 146 (contin-
gere). 187 (deservire). 604 f. (sequi). 137 (consequi).
244 (exsequi). 257 (favēre). 342 (insequi). 355 (ire).
391 (manēre). 441 (obsequi). 442 (obtemperare). 596
(sectari). 638 (succedere); Dt. Wb. III, 1875 ff.; Kluge²¹
211 f.; Kluge²⁴ 307; Pfeifer, Et. Wb.² 363.
Entsprechende Verben in anderen germ. Spra-
chen gehören entweder zur 1. oder 2. sw. Klasse
oder sind in den jüngeren Quellen unbestimm-
bar: as. folgōn, mndd. volgen; mndl. volg(h)en,
nndl. volgen; afries. folgia, fulgia, nostfries. fol-
gen, nwestfries. folgje; ae. folgian, fylgan, me.
folwen, ne. follow; aisl. fylgja, nnorw. fylgja,
nschwed. följa, ndän. folge; das Wort ist im
Got. nicht belegt, an seiner Stelle steht laistjan,
das gr. ἀκολουϑεῖν oder διώκειν übersetzt. Zu
slaw. Entlehnungen aus dem Dt. (slowen. bôgati
[dial. bołgati], ubôgati ‚folgen, gehorchen‘,
poln. folgować ‚erleichtern, nachlassen, folgen‘
usw.) s. Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav.
Spr. Nr. 283.
Fick III (Germ.)⁴ 237; Holthausen, As. Wb. 21; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 138 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 128; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 241; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 766; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. V,
300 ff.; Verdam, Mndl. handwb. 728; Franck, Et. Wb.
d. ndl. taal² 755; Suppl. 185; Vries, Ndls. et. wb. 797;
Holthausen, Afries. Wb.² 29; Richthofen, Afries. Wb.
748 f.; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I,
533; Dijkstra, Friesch Wb. I, 388; Holthausen, Ae. et.
Wb. 111 f. 119; Bosworth-Toller, AS Dict. 300. 350;
Suppl. 230. 275; ME Dict. E-F, 687 ff.; OED² VI,
1 ff.; Oxf. Dict. of Engl. Et. 367; Vries, Anord. et.
Wb.² 148; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 558; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 76; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 291; Torp, Nynorsk et. ordb. 141; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 256.
Das Wort hat keine sichere Etymologie. Früher
wurde es oft als eine Zss. aus ahd. fol(l)a ‚voll‘
und gên ‚gehen‘ gedeutet (vgl. z. B. die zehnte
Aufl. von Kluges Et. Wb. [1924]; in der elften
[1934] wurde diese Etym. jedoch aufgegeben),
wobei auf die z. T. gleichbed. Bildungen ahd.
follagân, -gangan (s. d.), as. fulgān, -gangan und
ae. ful(l)gān, -gangan hingewiesen wurde. Es
handelt sich aber um eine schon im Mittelalter
entstandene volksetymologische Verbindung
der beiden Sippen aufgrund der Ähnlichkeit der
letzten Silbe des Verbs folgên mit dem Verb gên,
gân. Also haben die Zss. follagân usw., die wohl
ursprl. ‚vollständig gehen > vollenden, ausfüh-
ren‘ bedeuteten (vgl. ähnliche Bed. im Ae.,
Mndd. und Mndl.; auch das ahd. Wort bedeutet
u. a. ‚perambulare‘ und ‚bei etwas beharren‘),
auch die Bed. von folgên usw. angenommen (vgl.
Franck, a. a. O., Suppl. 185).
Abzulehnen ist auch J. Grimms Versuch (Dt. Wb. III,
1875 f.), folgên mit germ. *fulljan- zu verknüpfen.
In jüngerer Zeit werden im allgemeinen zwei
Etymologien erwogen: 1) ahd. folgên usw. gehö-
ren zu kymr., korn. ol ‚(Fuß-)Spur‘, kymr. ol-
afiad ‚Nachfolger‘, abret. ol ‚Aufspürung, Un-
tersuchung‘, nbret. heûl ‚folgen‘, wenn diese
kelt. Wörter wirklich auf *polgh- zurückgehen
(vgl. Kluge²¹ 211 f.). Das ist aber keineswegs si-
cher, da sich für diese Wörter sonst keine Ver-
gleichsmöglichkeiten bieten.
2) Viel wahrscheinlicher ist die Anknüpfung an
germ. *felχ- : *folχ-, *fel- : *fol- (< idg.
*pel-) ‚(sich) wenden, beugen, biegen usw.‘.
Zur Etym. → felahan. Die Bed. ‚folgen‘ läßt sich
entweder aus ‚sich jmdm. oder etwas zuwenden‘
oder aus ‚anhängen‘ (vgl. ae. æt-, gefēolan ‚an-
haften, sich anklammern, festhalten‘) herleiten.
Die bei Kluge²⁴ a. a. O. erwähnten möglichen außer-
germ. Vergleiche gr. πελάτης ‚Höriger, Lohnarbeiter‘,
πλᾶτις ‚Gattin‘, πέλασις ‚Annäherung‘ werden ge-
wöhnlich zur idg. Wz. *pel(ǝ)- [**pelH₂-] ‚stoßend in
Bewegung setzen, treiben‘ (Pokorny 801 f., LIV²
470 f.) gestellt, mit einer spez. gr. Entwicklung ‚ansto-
ßen > sich nähern‘; möglicherweise gehören sie aber
stattdessen zur selben Wz. *pel- ‚wenden, drehen
usw.‘ wie ahd. felahan und folgên. Sehr unsicher.