formônAWB sw. v. II, nur in Gl. 3, 7, 34 aus der
2. Hälfte des 8. Jh.s (3.sg. formot : fovet): ‚pfle-
gen, fovere‘, später im Deutschen nicht mehr
fortgesetzt.
Ahd. Wb. III, 1189; Splett, Ahd. Wb. I, 1216; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 320; Starck-Wells 172; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 271; Graff III, 695; Schade
216; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 275 (fovēre); Raven,
Schw. Verben d. Ahd. II, 48.
In den anderen germ. Sprachen finden sich nur
im Westgerm. Entsprechungen zu ahd. formôn:
as. formon ‚helfen, schützen‘ (auch giformon
‚dss.‘); ae. feormian ‚unterhalten, bewirten, un-
terstützen, nähren, verzehren, benutzen‘ (wegen
der semantischen Differenz ist unklar, ob in ae.
feormian, me. fermen ‚reinigen‘ dasselbe oder
ein homonymes Verb anderer, unklarer Her-
kunft vorliegt [vgl. Bammesberger, Beitr. z. et.
Wb. d. Ae. 50 f.]). Nach allgemeiner Auffassung
ist die westgerm. Gruppe aus lat. firmare ‚befe-
stigen‘ entlehnt. Doch bleibt, ganz abgesehen
vom Vokalunterschied, auch der Bedeutungsun-
terschied zwischen germ. ‚pflegen‘ und lat. ‚be-
festigen‘ (vgl. die Angaben bei Du Cange² III,
507 f.), sowie den roman. Fortsetzern aitalien.
fermare, frz. fermer, span., port. firmar ‚bekräf-
tigen‘ (vgl. Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 3784;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 3318; Wart-
burg, Frz. et. Wb. III, 569 ff.) trotz Wißmann,
Anord. u. westg. Nom. Postverb. 53 („‚ernähren,
unterhalten‘ läßt sich aus ‚sichern‘ leicht verste-
hen“) schwierig, da eine semantische Entwick-
lung von einer konkreten zu einer abstrakten
Bedeutung das gewöhnlichere ist. Bei einem pri-
mären Verb müßte ae. feorm ‚Gastmahl, Bewir-
tung‘ als postverbales Nomen aufgefaßt werden
(so Wißmann, a. a. O. 53); jedoch bliebe dabei
aisl. ferma ‚Nahrung, Speise‘ unklar, denn es
kann kein postverbales Nomen zum Verb aisl.
ferma (entlehnt aus dem mndd. Verb fermen <
lat. firmāre) sein, da dieses stets ‚konfirmieren‘
im christlichen Sinne bedeutet. Das germ. rück-
gebildete Substantiv gelangte als Lehnwort in
das Mlat. als firma ‚Mahlzeit‘ (Du Cange² III,
504 f.).
Wegen dieser semantischen Schwierigkeiten
könnte zwar ae. feorm mit aisl. ferma verbunden
und als Grundform nordwestgerm. *ferma(n)-
angesetzt werden, woraus die Verben ahd. for-
môn, as. formon und ae. feormian abgeleitet wä-
ren (im Ae. sind sowohl das Substantiv wie das
Verb bereits seit dem Beowulf bezeugt). Jedoch
bleibt auch hier die weitere Etymologie proble-
matisch, da von einem *-m-Suffix (das Suffix
bildet Verbalabstrakta und daraus hervorgegan-
gene Konkreta; vgl. Krahe-Meid, Germ. Sprach-
wiss. III § 104, 2) zur Wurzel uridg. *per- ‚hin-
überführen, -bringen, -kommen‘ (→ faran) aus-
zugehen wäre, es aber zwischen ‚hinüberführen‘
und ‚Gastmahl‘ kaum semantische Berührungen
gibt.
Abzulehnen ist die Annahme von v. Schaubert, Ae.
‚feormian‘ 1 ff., die in ae. feormian ein an lat. per-meare
‚durchgehen, durchwandern; hingelangen, hindrin-
gen‘ angelehntes komponiertes Verbum sieht. Denn
erstens ist das Simplex lat. meare ‚ziehen, wandeln,
gehen, fließen, strömen‘ im Germ. nicht vertreten (vgl.
Bammesberger, Beitr. z. et. Wb. d. Ae. 50) und zwei-
tens bleibt die semantische Entwicklung ungeklärt
(H. Ch. Matthes, Arch. f. d. St. d. neueren Spr. 187
[1950], 132 f.).
Holthausen, As. Wb. 22; Sehrt, Wb. z. Hel.² 147;
Berr, Et. Gl. to Hel. 133; Holthausen, Ae. et. Wb.
101; Bosworth-Toller, AS Dict. 280; Suppl. 213; ME
Dict. E-F, 509. 511; Vries, Anord. et. Wb.² 118; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 550; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 60; Svenska akad. ordb. F-616 f. — Frings,
Germania Romana I², 92 und II, 255; Sweet, Oldest
Engl. texts 60. 65. 529.
S. âferm.