fornahiAWB n. ja-St.(?), nur Gl. 1, 645, 15
(12. Jh., bair.[-mfrk.?]): ‚alles, was vorn be-
findlich ist, Vorderstes‘ (zidē uornacha : ad
[omne] caput [viae]). Die Parallelhss. haben
alle fornentgî (s. d.).
Der Ansatz foranac (mit Fragezeichen) im Ahd.
Wb. III, 1167; Splett, Ahd. Wb. I, 656; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 315 und Starck-Wells 811 be-
reitet große Schwierigkeiten; das Ahd. Wb. stellt
die Frage: „Welche Vorstellung hat die Übers.
mit foranac wörtl. ‚Vornacken‘ ausgelöst?“ Des-
halb wird auf S. 1191 die Möglichkeit erwogen,
es könnte eine fehlerhafte Schreibung von for-
nenti sein.
Stattdessen handelt es sich viell. um ein Subst.
auf -ahi (s. d.) zu einem Adj. *fornah- ‚vorn be-
findlich‘ (wörtl. ‚vornartig‘), das durch ahd. for-
nahtîg ‚ganz vorn‘ (s. d.) vorausgesetzt wird (s.
Wilmanns, Dt. Gr. II § 353 f. und vgl. ahd. stei-
nahi ‚steiniges Land‘ zu got. stainahs [ahd.
steinahti] ‚steinig‘). Solche Bildungen sind bes.
im Bair. weiterhin lebendig geblieben. Sie haben
gewöhnlich eine kollektive Bed., die auch hier
viell. wahrnehmbar ist: der lat. Kontext „ad
omne caput viae“ (Ez. 16, 25), der dem Glossa-
tor bestimmt bekannt war, hat wohl den Anlaß
dazu gegeben, daß er gerade dieses Wort
wählte, um die Gesamtheit der vorderen Stra-
ßenenden auszudrücken.