forspônAWB sw. v. II, nur bei Otfrid 4, 12, 16
(3.pl.prät. fórspotun in den Hss. V und P) be-
legt: ‚(voller Unsicherheit) Überlegungen an-
stellen, sich (bange, verlegen, unsicher) fra-
gen‘. Die Form forspôn wird unter der Annah-
me einer „besondere<n> Art von Assimilati-
on“ (Franck, Afrk. Gr.² 167) dem Verbum for-
skôn gleichgestellt. Doch fehlen ähnlich gela-
gerte Beispiele. Auch erscheint in der Hs. F die
zu erwartende Form fórskotun. Da die Hs. V
von Otfrid selbst kontrolliert wurde und P eine
zeitlich nahe Abschrift von V ist, ist forspôn
eine sprachechte Form. Doch findet ein forspôn
weder im Ahd. noch sonst eine Anknüpfung.
Möglicherweise ist daher mit einer Gelegen-
heitsbildung zu rechnen. Diese könnte durch
das kurz vorhergehende Verb spehôn ‚(er-)spä-
hen, erkunden‘ (s. d.; Otfrid 4, 11, 2: spíohota
ther díufal / selbon Júdasan thar ‚der Teufel er-
spähte Judas selbst dort‘) verursacht sein, das
semantisch ahd. forskôn ‚(er-)forschen‘ (s. d.)
nahesteht (vgl. vor allem das Kompositum bi-
spehôn ‚auskundschaften, erforschen‘). Bei der
Form fórskotun in der zeitlich entfernteren Ab-
schrift F läge dann eine Angleichung an den
normalen ahd. Wortgebrauch vor.
Abzulehnen Graff VI, 317: = farspuon; vgl. Kelle, Ot-
frid II, 72 Anm. 3.
Ahd. Wb. III, 1196 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 258; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 321; Schützeichel⁵ 139; Schade 217;
Dt. Wb. IV, 1, 1 f.
S. auch forskôn.