*frî(j)idônAWB(?) sw. v. II, nur Gl. 3, 423, 12
(Marburg D2, 1. Hälfte des 13. Jh.s; Erfurt
Ampl. 08, 12. oder 13. Jh.), part.prät. gefriethat
(Hs. -friesthat), -uriethat: ‚freilassen, manumit-
tere‘. Das Wort ist eine denom. Bildung zu
*frî(j)ida ‚Freilassung‘ (in scazfrîjida ‚dss.‘ Gl.
4, 206, 2 [s. d.]), das seinerseits ein Abstraktum
auf -ida zum Adj. frî ist (vgl. Wilmanns, Dt.
Gr. II § 258 f.). Zur Bildung von schw. Verben
von solchen Abstrakta vgl. gieinidôn ‚sich ver-
einigen‘ zu *einida, lustidôn ‚sich ergötzen‘ zu
lustida, giweridôn ‚anziehen‘ zu giwerida usw.
(s. d. d.).
Es ist aber unsicher, ob es sich wirklich um ein
ahd. Wort handelt. Nach Michiels, Engl. Be-
standteile adt. Gl.hss. 48 f. sind diese Glossenhss.
hauptsächlich mitteldt. mit as. Bestandteilen;
nach Bergmann, Verzeichnis d. ahd. u. as. Gl.
sind sie niederdt. Viell. wäre ein (spät)as. Wort
*frî(ji)thon anzusetzen (vgl. Gallée, Vorstud. z.
e. andd. Wb. 437: gifriđon). Dann könnte das
übergeschriebene s in friesthat viell. für saxonice
stehen (vgl. fugulunkrût).
Anders Raven, Schw. Verben d. Ahd. I, 44: *frien, mit
falsch zitierten Formen geuriet, gefrie(r?)t; Starck-
Wells 178 (frīen), s. aber XLI. 846: geändert in frīji-
dōn.
Ahd. Wb. III, 1263; Splett, Ahd. Wb. I, 263; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 330; Schützeichel, Glossenwortschatz
III, 297.