frîthof
Band III, Spalte 578
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frîthofAWB m. a-St., in Gl. ab dem 9. Jh., Mons.
Frg., bei Notker, Otfrid, Tatian: Vorhof,
Vorplatz, Vorraum (einer Kirche), Begräbnis-
stätte, Friedhof, atrium, coemeterium, curtis,
porticus, praetorium
Var.: u-, -ii-, -hou-.
Mhd. vrîthof, nhd. Friedhof. Zum Nhd. hin
fand eine Bedeutungsverengung auf Begräb-
nisstätte
statt, da der eingefriedete Platz um
eine Kirche meistens dazu diente. Auch wurde
dieser Platz als ein Ort des Friedens aufgefaßt
und so eine volksetymologische Angleichung
des Vordergliedes an das Wort für Friede vor-
genommen. Diese Umbildung verhinderte das
Fortbestehen der lautlich zu erwartenden Form
*Freithof in der Literatursprache. Die diph-
thongierte Form liegt noch in Mundarten vor:
tirol., schwäb., bair. freithof, kärnt. freitáff.

Ahd. Wb. III, 1272; Splett, Ahd. Wb. I, 266. 394; Köb-
ler, Wb. d. ahd. Spr. 331; Schützeichel⁵ 141; Starck-
Wells 179; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 300;
Graff III, 792; Schade 226; Lexer III, 524; Benecke I,
700; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 58 (atrium); Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 61 (atrium). 110 (coemeterium).
166 (curtis). 501 (porticus). 516 (praetorium); Dt. Wb.
IV, 1, 1, 123; Kluge²¹ 219; Kluge²⁴ 316; Pfeifer, Et.
Wb.² 376. Fischer, Schwäb. Wb. II, 1735 f.; Schmel-
ler, Bayer. Wb.² I, 830 f.; Lexer, Kärnt. Wb. 143;
Schöpf, Tirol. Id. 152. K. Frommann, Die dt. Mdaa.
2 (1855), 91; ders., Die dt. Mdaa. 3 (1856), 392. Lex.
d. Mittelalters IV, 923 ff.; Kretschmer, Wortgeographie
275 ff.; Grimm, Dt. Myth.³ I, 75; HRG I, 1297 f.; W.
de Cubber, Stud. Germ. Gand. 14 (1988), 112
Anm. 142.

In den anderen germ. Sprachen finden sich fol-
gende Entsprechungen: as. frīdhof Vorhof,
mndd. vrīthof, vrīethof freier Hof, Klosterhof,
Kirchhof
(daneben auch vrīhof durch Anglei-
chung an vrī frei); andfrk. frīthof Vorhof,
mndl. vrijthof, vrithof Kirchhof, nndl. (veralt.)
vrijthof Kirchhof. Es handelt sich wohl um ein
recht spätes westgerm. Kompositum *frīđ-χufa-
(zum Zweitglied hof). Das Erstglied gehört
zu ahd. frîten verwöhnen, hegen, schonen
(s. d.), eine Ableitung vom urgerm. Adjektiv
*frīđa-, das in ae. frīd- belegt ist (nur in frīdhen-
gest stattlicher Hengst [der Bedeutungsansatz
gilt aber als unsicher; vgl. Exeter Book 333 f.],
substantiviert in me. frith königlicher Wald,
Waldstück, eingefriedeter Raum
, ne. frith Si-
cherheit, Waldstück
), aisl. fríđr, nisl., fär. frí-
đur, nnorw. dial., aschwed., nschwed. frid
hübsch, friedlich, sicher.

Fick III (Germ.)⁴ 247; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 214 f.; Holthausen, As. Wb. 23; Sehrt, Wb.
z. Hel.² 151; Berr, Et. Gl. to Hel. 136 f.; Lasch-Borch-
ling, Mndd. Handwb. I, 1, 1004; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. V, 535; Helten, Aostndfrk. Psalmenfrg. 30.
68. 152; Verdam, Mndl. handwb. 752; Vries, Ndls. et.
wb. 805; Holthausen, Ae. et. Wb. 116; Bosworth-Tol-
ler, AS Dict. 337; Suppl. II, 28; ME Dict. E-F, 908 f.;
OED² VI, 203 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 142. 143; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 568; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog I, 487. 489; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 73; Torp, Nynorsk et. ordb. 135; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 237; Svenska akad. ordb. F-1515 f.;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 167; Lehmann, Gothic Et.
Dict. F-91. Ilkow, Nominalkomposita 135.

Urgerm. *frīđa- geht auf vorurgerm. *prī-to-
[**priH₂-to-] zurück, das eine genaue Entspre-
chung in aind. prītá- freundlich gestimmt, av.
-frita- erfreut (in huuā-frita- hochbeliebt)
hat. Es handelt sich hierbei um eine Ableitung
mit dem *-to-Suffix von der Wurzel uridg. *pri-
ó- [**priHó-] lieb ( frî). Semantisch ist von
einer Grundbedeutung zum Eigenen gehörend
auszugehen, die sich über zum Eigenen gehö-
render Raum
zu eingehegter Raum entwik-
kelte.

Walde-Pokorny II, 86 f.; Pokorny 844; Mann, IE
Comp. Dict. 988 f.; Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. II,
380; ders., Et. Wb. d. Altindoar. II, 181 f.; Bartholo-
mae, Airan. Wb.² 1854. Scheller, Ved. priyá- 114 ff.

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