frônoAWB adj. (eigtl. gen.pl. zu frô¹ [s. d.]), seit
dem 9. Jh., in Gl., Exhort., Georgsl., Ludw.,
Lorscher Bienensegen, Musp., Notker, Not-
ker, Ps.gl., Otfrid: ‚dem Herrn gehörig, herr-
lich, heilig, königlich, öffentlich, bonum com-
mune, dominae, dominicus, publicus, sacratus,
superus‘ 〈Var.: frao-, vro-, vra-〉. — Das ahd.
Wort ist in älterer Zeit indeklinabel, es wird je-
doch in einigen Belegen des 11. und 12. Jh.s
flektiert. Die Bedeutungsbreite ist dieselbe wie
bei frô¹ (s. d.; vgl. G. Ehrismann, Zfdt. Wortf.
7 [1905/06], 193 ff.; Wiens, Gottesbezeichnun-
gen 20 ff.; D. H. Green, The Carolingian Lord
[Cambridge, 1965], 38 ff.). — Mhd. vrôn(e),
nhd. nur noch in Komposita wie Fronbote, da-
neben Fron(e) ‚unentgeltliche Arbeit für den
Grundherrn‘, dagegen adjektivisch als
schweiz. frôn ‚heilig, echt, ehelich‘.
Ahd. Wb. III, 1285 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 267; Köb-
ler, Wb. d. ahd. Spr. 333; Schützeichel⁵ 119; Starck-
Wells 180. XLI. 812. 846; Schützeichel, Glossenwort-
schatz III, 305; Graff III, 807 ff.; Schade 228; Lexer
III, 529 f.; Benecke III, 426; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 76 (in commune bonum). 211 (dominicus). 538
(publicus). 582 (sacratus); Dt. Wb. III, 230 ff.; Kluge²¹
221; Kluge²⁴ 318; Pfeifer, Et. Wb.² 480. — Grimm, Dt.
Gr.a III, 140; Behaghel, Dt. Syntax I, 479; Schweiz.
Id. I, 1301; Grimm, Kl. Schr. V, 384 ff.; A. Senn,
JEGP 32 (1933), 515 f.; Voetz, Komposita auf -man
116 f.; St. Sonderegger, Bader-Festschrift 434; ders.,
Aspekte d. Nationenbildung 257 f.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. vrōn(e) ‚dem Herrn gehörend, herrlich,
prächtig, heilig‘; mndl. vrone, vroon ‚dem
Herrn gehörend, herrlich, prächtig‘, nndl.
vroon- (in vroonland ‚Land des Herrn‘); afries.
frān(a) ‚heilig, (subst.) Vertreter des Grafen‘: <
westgerm. gen.pl. *frawanō. Als Grundbedeu-
tung des Wortes ist somit ‚der Herren‘ anzuset-
zen, welches in Verbindungen wie ‚Land der
Herren‘, ‚Erbe der Herren‘ dann als Adjektiv in-
terpretiert werden konnte. Mit dieser adjektivi-
schen Verwendung des Gen.Pl. ist der spätwan-
dal. PN Fronimuth zu vergleichen, dessen Erst-
glied auf fraujane, gen.pl. zu frauja, zurückgeht
(anders H. Tiefenbach, Hist. Spr.forschung 104
[1991], 264).
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 1007; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. V, 538 f.; Verdam, Mndl.
handwb. 753; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 764; Vries,
Ndls. et. wb. 806; Holthausen, Afries. Wb.² 31; Richt-
hofen, Afries. Wb. 756. — W. Laur, BN N.F. 21 (1986),
313; H. Tiefenbach, BN N.F. 21 (1986), 36;
N. Wagner, BN N.F. 27 (1992), 297.
S. frô¹.