frat
Band III, Spalte 528
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frat adj., nur Gl. 2, 433, 65 (11. Jh.) dat. sg.f.
fratero: entzündet, eitrig, wund, puter, mhd.
vrat wundgerieben, entzündet, halb faul, zer-
bröckelnd, fracidus, durchtrieben, verschla-
gen
, nhd. (veraltet und mdartl.) frat(t) dss..
fratôn sw. v. II, nur Gl. 2, 220, 65 (9. Jh.): ver-
letzen, wund machen, sauciare
, mhd. vreten,
vraten entzünden, wund reiben, (bildl.) her-
umziehen, quälen, plagen
, nhd. mdartl.
schweiz. fratten sich wund reiben, wund sein,
fretten sich wund reiben, emsig arbeiten,
ängstlich sorgen
, schwäb. fretten wund rei-
ben, plagen
, bair. fretten reiben, scheuern,
plagen, mühen
, vorarlb. fratten wund wer-
den, sich wund reiben, den Rasen verletzen,
bes. durch zu tiefes Mähen
(Weiteres zu den
dt. Mdaa. s. u. [bibliographische Hinweise]
und vgl. Piirainen, Germ. *frōđ- u. germ.
*klōk- 77 ff.). fretî f. īn-St., nur Gl. 2, 227, 68
(9./10. Jh.): blauroter Fleck, wundgeriebene
Stelle, livor (vulneris)
, mhd. vrete, vrate Ent-
zündung, wunde Stelle
.

Ahd. Wb. III, 1225. 1226. 1246; Splett, Ahd. Wb. I,
261; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 326. 329; Starck-Wells
176. 177; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 287.
294; Graff III, 819; Schade 221; Raven, Schw. Verben
d. Ahd. II, 48; Lexer III, 492. 502 f.; Benecke III,
395 f.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 542 (puter). 590
(sauciare). 378 (livor); Dt. Wb. IV, 1, 1, 67 f. 140.
Schweiz. Id. I, 1337 ff.; Fischer, Schwäb. Wb. II, 1703.
1746 f.; Jutz, Vorarlberg. Wb. I, 989; Schmeller, Bayer.
Wb.² I, 829 f.; Lexer, Kärnt. Wb. 101; Schöpf, Tirol.
Id. 151. 153; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. I, 188; Un-
ger-Khull, Steir. Wortschatz 249; Luxemb. Wb. I, 407;
Müller, Rhein. Wb. II, 833 (frott); Mitzka, Schles.
Wb. I, 339. 343.

Die einzige Entsprechung im Germ. ist afries.
-frōtha in bēnfrōtha m. n-St. Knochenverwun-
dung
(mit anderer Ablautstufe und gramm.
Wechsel; zur n-Dekl. in Zss. vgl. Kluge, Nom.
Stammbildung³ § 80).

Holthausen, Afries. Wb.² 32; Richthofen, Afries. Wb.
768; Helten, Lex. d. Aostfries. 29.

Diese Wörter haben keine sichere Etymologie.
Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 206 f.
nimmt eine Grundbed. entzünden an und führt
die Sippe auf die idg. Wz. *prē- [**preH₁-] an-
zünden, anfachen
zurück (LIV² 489; nach Po-
korny 809 f. *perǝ- : *prē- sprühen, spritzen
usw.
). Er vergleicht bes. gr. πίμπρημι blase an,
fache an, sprühe aus
, πρηδών f. entzündliche
Geschwulst
, πρῆσμα n., πρῆσις f. Entzündung.
Man könnte auch russ. pret’ schwitzen, sieden,
ukrain. príty brennen (Sonne), vprity sich er-
hitzen, faulen
, poln. prze schwitzen, sich er-
hitzen
(< *prēeti) und heth. parai- (nach Oet-
tinger, Stammbildung d. heth. Verbums 468 f. par-
e-) blasen, anfachen hinzufügen. Wenn diese
durchaus plausible Etym. richtig ist, handelt es
sich bei ahd. frat um ein Verbaladj. *prǝtó- ent-
zündet
und bei afries. -frōtha um ein Subst. mit t-
Suffix (vgl. Wilmanns, Dt. Gr. II § 254 ff. und
eid) *prto- neben dem höchst fraglichen
nnorw. Wort frøsa sprudeln, schnauben, fau-
chen
(vgl. Pokorny 809; Torp, Nynorsk et. ordb.
138) der einzige Beleg für die ō-Stufe dieser Wz.

Bestimmt abzulehnen ist E. Piirainens (a. a. O.) An-
schluß an die Sippe von ahd. fruot, frad (s. d. d.).

Walde-Pokorny II, 27 f.; Frisk, Gr. et. Wb. II, 538 f.;
Chantraine, Dict. ét. gr. 902 f.; Vasmer, Russ. et. Wb.
II, 430 f.

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