fratAWB adj., nur Gl. 2, 433, 65 (11. Jh.) dat. sg.f.
fratero: ‚entzündet, eitrig, wund, puter‘, mhd.
vrat ‚wundgerieben, entzündet, halb faul, zer-
bröckelnd, fracidus, durchtrieben, verschla-
gen‘, nhd. (veraltet und mdartl.) frat(t) ‚dss.‘. —
fratônAWB sw. v. II, nur Gl. 2, 220, 65 (9. Jh.): ‚ver-
letzen, wund machen, sauciare‘, mhd. vreten,
vraten ‚entzünden, wund reiben, (bildl.) her-
umziehen, quälen, plagen‘, nhd. mdartl.
schweiz. fratten ‚sich wund reiben, wund sein‘,
fretten ‚sich wund reiben, emsig arbeiten,
ängstlich sorgen‘, schwäb. fretten ‚wund rei-
ben, plagen‘, bair. fretten ‚reiben, scheuern,
plagen, mühen‘, vorarlb. fratten ‚wund wer-
den, sich wund reiben, den Rasen verletzen,
bes. durch zu tiefes Mähen‘ (Weiteres zu den
dt. Mdaa. s. u. [bibliographische Hinweise]
und vgl. Piirainen, Germ. *frōđ- u. germ.
*klōk- 77 ff.). — fretîAWB f. īn-St., nur Gl. 2, 227, 68
(9./10. Jh.): ‚blauroter Fleck, wundgeriebene
Stelle, livor (vulneris)‘, mhd. vrete, vrate ‚Ent-
zündung, wunde Stelle‘.
Ahd. Wb. III, 1225. 1226. 1246; Splett, Ahd. Wb. I,
261; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 326. 329; Starck-Wells
176. 177; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 287.
294; Graff III, 819; Schade 221; Raven, Schw. Verben
d. Ahd. II, 48; Lexer III, 492. 502 f.; Benecke III,
395 f.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 542 (puter). 590
(sauciare). 378 (livor); Dt. Wb. IV, 1, 1, 67 f. 140. —
Schweiz. Id. I, 1337 ff.; Fischer, Schwäb. Wb. II, 1703.
1746 f.; Jutz, Vorarlberg. Wb. I, 989; Schmeller, Bayer.
Wb.² I, 829 f.; Lexer, Kärnt. Wb. 101; Schöpf, Tirol.
Id. 151. 153; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. I, 188; Un-
ger-Khull, Steir. Wortschatz 249; Luxemb. Wb. I, 407;
Müller, Rhein. Wb. II, 833 (frott); Mitzka, Schles.
Wb. I, 339. 343.
Die einzige Entsprechung im Germ. ist afries.
-frōtha in bēnfrōtha m. n-St. ‚Knochenverwun-
dung‘ (mit anderer Ablautstufe und gramm.
Wechsel; zur n-Dekl. in Zss. vgl. Kluge, Nom.
Stammbildung³ § 80).
Holthausen, Afries. Wb.² 32; Richthofen, Afries. Wb.
768; Helten, Lex. d. Aostfries. 29.
Diese Wörter haben keine sichere Etymologie.
Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 206 f.
nimmt eine Grundbed. ‚entzünden‘ an und führt
die Sippe auf die idg. Wz. *prē- [**preH₁-] ‚an-
zünden, anfachen‘ zurück (LIV² 489; nach Po-
korny 809 f. *perǝ- : *prē- ‚sprühen, spritzen
usw.‘). Er vergleicht bes. gr. πίμπρημι ‚blase an,
fache an, sprühe aus‘, πρηδών f. ‚entzündliche
Geschwulst‘, πρῆσμα n., πρῆσις f. ‚Entzündung‘.
Man könnte auch russ. pret’ ‚schwitzen, sieden‘,
ukrain. príty ‚brennen (Sonne)‘, výprity ‚sich er-
hitzen, faulen‘, poln. przeć ‚schwitzen, sich er-
hitzen‘ (< *prēi̯eti) und heth. parai- (nach Oet-
tinger, Stammbildung d. heth. Verbums 468 f. par-
i̯e-) ‚blasen, anfachen‘ hinzufügen. Wenn diese
durchaus plausible Etym. richtig ist, handelt es
sich bei ahd. frat um ein Verbaladj. *prǝtó- ‚ent-
zündet‘ und bei afries. -frōtha um ein Subst. mit t-
Suffix (vgl. Wilmanns, Dt. Gr. II § 254 ff. und →
eid) *prṓto- — neben dem höchst fraglichen
nnorw. Wort frøsa ‚sprudeln, schnauben, fau-
chen‘ (vgl. Pokorny 809; Torp, Nynorsk et. ordb.
138) der einzige Beleg für die ō-Stufe dieser Wz.
Bestimmt abzulehnen ist E. Piirainens (a. a. O.) An-
schluß an die Sippe von ahd. fruot, frad (s. d. d.).
Walde-Pokorny II, 27 f.; Frisk, Gr. et. Wb. II, 538 f.;
Chantraine, Dict. ét. gr. 902 f.; Vasmer, Russ. et. Wb.
II, 430 f.