*frenken²EWA sw. v. I, nur Notker, Ps. 143, 12
part.prät. gefrenchet: ‚geziert, geschmückt,
compositus‘. Dieses Hapaxlegomenon hat keine
sichere Etymologie. Schon der Schreiber des
Wiener Psalters hat es offenbar nicht verstan-
den und durch das keinen Sinn ergebende ge-
lenchit ersetzt. Nach R. Heinzel, Sitz.ber. d.
Akad. d. Wiss. in Wien 80 (1875), 686 ist ge-
frenchet ein Fehler für gescrenket (→ [gi]skren-
ken), das aber auch dem Sinn der Stelle nicht
entspricht.
Bereits Graff (III, 827) hat die Möglichkeit er-
wogen, daß frenken zu Franko ‚Franke‘ (s. d.)
gehört (jetzt auch Splett, Ahd. Wb. I, 260). Da
die Franken als vornehm und schön galten (vgl.
das afrz. Adj. franc, das u. a. ‚vornehm, schön‘
bedeutete; Wartburg, Frz. et. Wb. III, 759 f.), ist
frenken viell. als ‚jmdn. wie einen eleganten,
schönen Franken schmücken, aufputzen‘ zu
deuten.
Die Bed. ist nicht wie bei Köbler und Schützeichel
(s. u.) ‚wohlgestaltet‘, sondern ‚geschmückt, geziert‘
(Ahd. Wb. [s. u.], Splett, a. a. O.). Im lat. Kommentar
Cassiodors zur Stelle steht: „dicit eas (die Töchter der
Ketzer) non naturaliter pulchras, sed hominum uoluntate
compositas“ (vgl. P. W. Tax, Notker Latinus [Die Wer-
ke Notkers des Deutschen. Bd. 10A. Tübingen, 1975],
689).
Ahd. Wb. III, 1245; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 391;
Schützeichel⁵ 140; Sehrt, Notker-Gl. 59.