fuodarAWB n. a-St., nur in Gl. des 12. u.
13. Jh.s: ‚Fuder, Fuhre, carrata, plaustrum‘
〈Var.: u-, v-; -u-, -o-; -er, -ir〉. — Mhd. vuoder
st. n. ‚Fuder, Fuhre, Wagenlast‘, nhd. Fuder.
Ahd. Wb. III, 1334; Splett, Ahd. Wb. I, 273; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 338; Starck-Wells 183; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 328 f.; Graff III, 379; Schade
232; Lexer III, 571; Benecke III, 443; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 103 (carrata). 441 (plaustrum); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 92 (carratum). 495 (plaustrum); Dt.
Wb. IV, 1, 1, 364 ff.; Kluge²¹ 223; Kluge²⁴ 320; Pfei-
fer, Et. Wb.² 381 f. — Baur, Wortschatz d. Landwirt-
schaft 76.
In den anderen germ. Sprachen finden sich fol-
gende Entsprechungen: as. vōther, mndd. vōder;
mndl. voeder, voder, voider, voyer, voer, nndl.
voer; afries. fōther ‚Fuder‘ (nur bei Holthausen,
Afries. Wb.² 138); ae. fōđer, fōđur, me. fōther,
foder, fud(d)er, ne. fother: < urgerm. *fōþran-.
Fick III (Germ.)⁴ 223; Holthausen, As. Wb. 22; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 21. 241; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. I, 1, 757 f.; Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. V, 292; Verdam, Mndl. handwb. 723; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 753; Suppl. 184; Vries, Ndls. et. wb.
796; Holthausen, Ae. et. Wb. 113; Bosworth-Toller,
AS Dict. 328; Suppl. 259; ME Dict. E-F, 830; OED²
VI, 114 f.; Oxf. Dict. of Engl. Et. 373.
Für germ. *fōþra- bestehen drei Möglichkeiten
der Wortbildung und Herkunft: 1. Es könnte
eine Ableitung mit dem Nomina agentis bilden-
den Suffix urgerm. *-ra- (vgl. ahd. scobar ‚Scho-
ber‘ zu scioban ‚schieben‘) vorliegen. Unter einer
Grundbedeutung ‚das Umfaßte‘ ergäbe sich ein
Anschluß an ahd. fadum ‚Garn, Klafter‘ (s. d.),
wobei aber die Dehnstufe unerklärt bliebe.
2. Falls das Instrumentalsuffix urgerm. *-þra-
vorliegt, könnte das Verbum urgerm. *fōr-ejan-
‚führen‘ (→ fuoren) die Grundlage bilden, also
urgerm. *fōr-þra-. Schwierig ist bei dieser An-
nahme allerdings, daß der dissimilatorische
Schwund von r vor r sonst erst im Mhd. beleg-
bar ist (mhd. köder neben körder : ahd. querdar
‚Köder‘).
3. Daher liegt es näher, bei der Analyse von ur-
germ. *fō-þra- auszugehen, einer Ableitung mit
dem Instrumentalsuffix uridg. *-tro- zur Wurzel
uridg. *peH₂- ‚nähren, füttern‘ (→ fuoten); di-
rekt mit der germ. Bildung zu vergleichen sind
dann aind. ptra- ‚Behälter, Gefäß‘, jav. pāθra-
uuant- ‚Schutz gewährend‘ < uridg. *péH₂-tro-.
Urgerm. *fōþra- ist somit Vernersche Variante
zu *fōđra- (→ fuotar1,2).
Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. I § 108; III § 81. 138;
Schaffner, Vernersches Gesetz 194 ff.
Abzulehnen ist die Verbindung von ahd. fuodar mit
got. faþa ‚Zaun‘ durch J. Trier, ZfRechtsgesch. 65
(1947), 239 ff. (auch Trier, Wege der Etym. 14 f.), da
das Benennungsmotiv sicher nicht die Umzäunung,
die die Fuhre zusammenhält (also nicht ‚Laderaum‘ zu
‚Ladung‘), sondern das Maß selbst ist.
Aus dem Deutschen ist das Wort in das Frz. als
foudre ‚Flüssigkeitsmaß‘ entlehnt, wogegen sich
die Bedeutung ‚Wagenlast‘ im romanisch-ger-
manischen Sprachkontaktraum findet. Der älte-
ste Beleg apik. voder (13. Jh.) stammt allerdings
wohl aus dem Mndl.
Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 4022; Meyer-Lübke,
Rom. et. Wb.³ Nr. 3547; Wartburg, Frz. et. Wb. XV.
II, 186; Diez, Et. Wb. d. rom. Spr.⁵ 587.