fuoga f. ō-St., nur Gl. 4, 141, 63 (13. Jh.):
‚Geschicklichkeit‘. In der Verbindung cleine
fuga glossiert das Wort lat. experientia, wes-
halb im Ahd. Wb. III, 1334 ein Bedeutungsan-
satz „Geschicklichkeit?“ erwogen wird, die
Grundvorstellung wäre dann ‚Stelle, wo zwei
Teile zusammengefügt sind‘; vgl. die Bedeu-
tungen im Mhd. — Mhd. vuoge st.f. ‚Zusam-
menfügung, feste Vereinigung, Fuge; Schick-
lichkeit, passende Gelegenheit, gebührende
Weise, Wohlanständigkeit, Festsetzung, Ge-
schicklichkeit, Kunstfertigkeit, Bewerkstelli-
gung, Zutun‘, nhd. Fuge f. mit Bedeutungsver-
engung zu ‚Ritze, Verbindungslinie zwischen
zusammengehörigen Bauteilen‘, also ‚Verbin-
dungsstelle zwischen festen Gegenständen wie
Holz, Mauern‘. Dagegen setzt das Mask. nhd.
Fug ‚Berechtigung, Zuständigkeit‘, das im
heutigen Dt. nur noch in der Verbindung mit
Fug und Recht vorkommt, zusammen mit sei-
nem Gegenwort Unfug die bei mhd. vuoc,
vouges m. (‚Schicklichkeit, passende Gelegen-
heit, Kunstfertigkeit‘) und vuoge f. belegte Be-
deutung ‚Angemessenheit, Schicklichkeit‘ fort.
Splett, Ahd. Wb. I, 273; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 338;
Starck-Wells 183; Schützeichel, Glossenwortschatz III,
329; Schade 232; Lexer III, 571 f.; Benecke III, 437.
439 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 143. 312 (unter den
lat. Lemmata coniunctio bzw. iunctura nur die Ablei-
tung fgung); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 242 (expe-
rientia); Dt. Wb. IV, 1, 1, 378 ff. (hier jedoch als Ab-
leitung von dem Prät. der Vorform von „goth. fagan,
ahd. fakan“ aufgefaßt); Kluge²¹ 223; Kluge²⁴ 320;
Pfeifer, Et. Wb.² 382.
Ahd. fuoga entsprechen: mndd. vȫge, vōge f.
‚Päßlichkeit, Schicklichkeit, schickliches Be-
nehmen, geeignete Weise; Billigkeit, Berechti-
gung, Gelegenheit, passender Ausweg, Mittel
und Wege‘ (vgl. auch mndd. recht unde vȫge
‚Fug und Recht‘, in de vȫge vallen ‚sich fügen‘);
mndl. voege, voge, vuege, voige f. (auch voech,
voich, vooch m.), nndl. voeg ‚Fügung, Ord-
nung, Regel, Geschicklichkeit‘. Die Vorform
*fōō- ist wohl eine Rückbildung von dem west-
germ. Verb *fōijan- ‚fügen‘ (→ fuogen), da das
Verb früher als das Substantiv bezeugt ist und
eine weitere Verbreitung hat.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 759; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. V, 293 f.; Verdam, Mndl.
handwb. 723 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 753;
Vries, Ndls. et. wb. 796. — Darms, Schwäher und
Schwager 265.