furbenAWB sw. v. I, in Gl., Mons. Frg., Tatian,
Notker, Ps.gl.: ‚reinigen, säubern, putzen,
glätten, polieren, expurgare, levare, mundare,
purgare, tergere, (Bäume u. Weinstöcke) be-
schneiden, putare, (Brachland neu) pflügen,
novare, wiederherstellen, herrichten, curare,
verzeihen, expiare‘ 〈Var.: u-; -iur- (12. Jh.);
-p-〉. — Mhd. vürben, vurben ‚reinigen, säu-
bern, putzen, fegen‘, nhd. nur noch mdartl.
(obd.) erhalten: schweiz. fürben ‚kehren, fe-
gen, weißen (beim Gipsen)‘ (Schweiz. Id. I,
991), schwäb. fürben ‚dss.‘ (Fischer, Schwäb.
Wb. II, 1838), vorarlb. fürben ‚kehren‘ (Jutz,
Vorarlberg. Wb. I, 1026), bair. furben, fürben
‚fegen, kehren‘ (Schmeller, Bayer. Wb.² I,
751), kärnt. fürb’n ‚säubern, reinigen‘ (Lexer,
Kärnt. Wb. 105), tirol. fürben ‚dss.‘ (Schatz,
Wb. d. tirol. Mdaa. I, 196), steir. fürben, fürb-
nen ‚fegen, putzen, scheuern, reinigen‘ (Un-
ger-Khull, Steir. Wortschatz 259).
Das Wort ist aufs Dt. beschränkt und hat nur
im As. eine Entsprechung: *furvian ‚reinigen,
glätten‘ (part.prät. gifvrvid ‚casta‘ Gl. 2, 578, 21;
gifuriuidemo ‚levato‘ Gl. 2, 717, 38; vgl. Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 92, 26. 113, 3. 243). Aus
dem Germ. entlehnt sind afrz. forbir, furbir,
nfrz. fourbir ‚putzen, glätten‘, italien. forbire;
aus dem Frz. (Stamm f[o]urbisse-) me. furbishen,
ne. furbish ‚polieren, auffrischen‘.
Ahd. Wb. III, 1370 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 275; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 341; Schützeichel⁵ 144; Starck-Wells
185; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 347; Graff
III, 680; Schade 233; Raven, Schw. Verben d. Ahd. I,
51; Lexer III, 590; Benecke III, 446; Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 164 f. (curare). 242 (expiare). 244 (expur-
gare). 372 (levare²). 418 (mundare). 433 (novare). 541
(purgare). 542 (putare²). 660 (terere); Dt. Wb. IV, 1,
1, 662 ff.; Holthausen, As. Wb. 24. — Meyer-Lübke,
Rom. et. Wb.³ Nr. 3592; Wartburg, Frz. et. Wb. XV,
2, 188 ff.; ME Dict. E-F, 943; OED² VI, 275; Oxf.
Dict. of Engl. Et. 382.
Gewöhnlich wird ahd. furben zu gr. πρέπω ‚falle
in die Augen, erscheine, steche hervor, zeichne
mich aus‘; arm. erewim ‚werde sichtbar, er-
scheine‘, erewak ‚Gestalt, Bild, Zeichen‘; air.
richt ‚Form, Gestalt‘ gestellt und auf eine idg.
Wz. *prep- ‚in die Augen fallen, Erscheinung,
Gestalt‘ zurückgeführt (Walde-Pokorny II, 89;
Pokorny 845; LIV² 492). Diese zuerst von
F. Holthausen, Zfvgl. Spr. 28 (1887), 284 vorge-
schlagene Etymologie (die von Frisk, Gr. et.
Wb. II, 591 als „ganz unsicher“ bezeichnet
wird) ist lautlich möglich (germ. *fur- < *pp-),
aber die nur in der dt. Sprache stattgefundene
Bed.entwicklung ist etwas problematisch; nach
H. Osthoff, IF 8 (1898), 43 f. (und ihm folgend
Walde-Pokorny und Pokorny) war die Bed.
ursprl. ‚in die Augen fallend machen, ein Anse-
hen geben‘. Obgleich genaue Parallelen fehlen,
ist eine derartige Entwicklung nicht unmöglich:
daß Begriffe wie ‚in die Augen fallen, erschei-
nen‘ mit solchen wie ‚hell, klar‘ verbunden wer-
den können, zeigt u. a. aind. citrá- ‚augenfällig,
herrlich, hell‘, als Subst. n. ‚Erscheinung‘; daß
‚hell, klar‘ und ‚rein, lauter‘ nahe verwandte Be-
griffe sind, beweist u. a. ae. scīr ‚klar, glänzend,
rein‘, afries. skīria ‚reinigen, läutern‘. Für diese
Etymologie spricht weiter mhd. vürbe, das so-
wohl ‚Reinigung‘ als auch ‚Sternschnuppe‘
(‚glänzende Erscheinung?‘) bedeutet (vgl. Lexer
III, 590).
Nicht besser Zipper, Et. Gl. to OHG Tatian 64: zu
ahd. prûsten (eigtl. mhd., ursprl. wohl mndd.; → prû-
sten) ‚prusten(?), brutire‘, aind. pruṣṇóti ‚spritzt aus‘,
lit. praũsti ‚das Gesicht waschen‘, von der idg. Wz.
*per(ǝ)- : *prē- : *preu̯- ‚sprühen, spritzen, prusten,
schnauben‘ (Pokorny 809); bloß eine sehr fragliche
Wurzeletymologie (wenn sich all diese meist lautma-
lenden Wörter tatsächlich auf eine uridg. Wz. zurück-
führen lassen).
Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 810; Chantraine, Dict. ét. gr.
935 f.; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. R-29.