furdanchant (?), nur Gl. 2, 110, 58 (11. Jh.,
bair.) uurdanchant zum lat. Lemma sub pretex-
tu. Das ahd. Wort ist nicht mit Sicherheit zu
deuten. Es ist wohl entweder als *furdanchonti
oder *urdanchonti zu lesen, d. h. part. präs. ei-
nes Verbs *furdankôn oder urdankôn ‚vorwen-
den, als Vorwand gebrauchen, praetexere‘
(kaum zu *furidecken, Starck-Wells 799).
Der Ansatz *furdanchonti (zum Subst. furdan-
ka, s. u.) empfiehlt sich wegen der Schreibung
uur- (in den Glossen wird ur- sonst nicht durch
uur- wiedergegeben; vgl. W. Wegstein, in Alt-
hochdeutsch 1222 ff.), aber die negative Bed. die-
ser Glossenstelle paßt nicht zur durchaus positi-
ven Bed. der verwandten Formen furidenken
‚vorausdenken‘, -dâht ‚Voraussicht‘, -dâhtîg
‚vorhersehend‘ (s. d. d.). Nur einmal erscheint
ein Subst. uurdanca in der Darmstädter Hs. 6
des SH (12. Jh.) zum Lemma argumentum. Ob-
wohl diese Glosse ohne weiteren Kontext im al-
phabetisch geordneten Teil der Hs. überliefert
ist, glaubt W. Wegstein, a. a. O. 1228 f., daß
auch dieses Wort positiv zu deuten sei: ‚das
scharfsinnig Erfundene, Überlegte; die Begrün-
dung, Beweisführung‘; jedoch ist das lat. Lem-
ma zweideutig (vgl. urdanka, urdanc unten).
Dagegen kommt auch sonst ein ahd. Verb ur-
dankôn vor, das etwa ‚Unwahres ersinnen‘ be-
deutet (Gl. 2, 91, 18 urdancanter zum Lemma
commentus. Raven, Schw. Verben d. Ahd. I, 245;
II, 167 und Starck-Wells 68 setzen urdanken
sw. v. I an, aber das zweite a ist eher als eine
Schwächung von ō zu deuten; vgl. Schatz, Ahd.
Gr. § 492 und → urdankôn), zum Subst. urdan-
ka ‚Betrug, List, mendium, argumentum‘ oder
urdanc ‚Erdichtung, Mutmaßung, List, com-
mentum, coniectura, argumentum‘ (s. d. d.). Das
Präfix uur- statt ursprl. ur- könnte entweder
durch das prae- von lat. praetextu oder durch
das gleichbed. Verb firtarkenen (s. d.), das auf
derselben Seite der Hs. steht (110, 40 f. zum
Lemma pretextu), beeinflußt sein.