furkulaAWB f. ō- oder n-St., nur in Monseer Gl.
des 12.-14. Jh.s: ‚Haken, uncinus‘ 〈Var.: uurc-,
urc-, usc-; verschrieben: surcula, wicla〉. Belegt
ist nur der Nom. Sg. Das ahd. Wort wurde aus
lat. furcula f. ‚kleine Gabel, gabelförmige Stüt-
ze, Engpaß‘ entlehnt. Es glossiert lat. uncīnus
‚Haken, Widerhaken‘, eine Rückbildung zu
uncĭnātus ‚durch Haken verklammert‘ (vgl.
Leumann, Lat. Laut- u. Formenlehre 225a),
nicht aber lat. furcula, das im Ahd. durch gart-
gabala (→ gabala) wiedergegeben wird. — Mhd.
furkel sw. f., nhd. veralt. u. mdartl. Furkel, For-
kel. Mdartl. ist das Wort vorwiegend im süddt.
Raum, der Schweiz und Luxemburg anzutref-
fen: schweiz. furkle ‚Gabel in der Landwirt-
schaft, Wäschestütze, Gabelstecken bei Zäu-
nen zum Tragen der Querstangen‘, bair. furkel
‚Gabelstecken‘, steir. furkel ‚dreieckige Egge
mit hölzernen, ungleich langen Zähnen‘, bad.
furkel ‚Gabel zum Aufladen von Garben, Mist-
gabel, Hackwerkzeug mit mehreren Zinken‘,
tirol. furggl ‚Gerät in Form einer Gabel‘, rhein-
u. moselfrk. furkel, forkel, firkel, ferkel ‚Ga-
belholz, gabelförmige Holzarme am Wagen
oder Pflug‘, luxemb. fiirkel ‚Strebe des Lang-
baumes am Wagen, Vorderteil des Pfluges‘
(nach Frings, Germania Romana II, 262 sind
die Formen mit e oder i in der Wurzelsilbe von
lat. ferculum ‚Tragbahre‘ beeinflußt); geogra-
phisch reicht die Gerätebezeichnung bis in den
mitteldt. Sprachraum wie obersächs. forkel
‚Rechen, Teil des Rechens‘ zeigt.
Ahd. Wb. III, 1405 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 277; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 348; Starck-Wells 187. 813; Schützei-
chel, Glossenwortschatz III, 360; Graff III, 685; Lexer
III, 602; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 626 (uncinus);
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 686 (uncinus); Dt. Wb. III,
1897; IV, 1, 1, 757 f.; Hirt, Et. d. nhd. Spr.² 153.
Schweiz. Id. I, 1012 f.; Ochs, Bad. Wb. II, 260;
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 756; Schatz, Wb. d. tirol.
Mdaa. I, 196; Unger-Khull, Steir. Wortschatz 260; Lu-
xemb. Wb. I, 108; Müller, Rhein. Wb. III, 918; Mül-
ler-Fraureuth, Wb. d. obersächs. Mdaa. I, 351; Frings-
Große, Wb. d. obersächs. Mdaa. I, 702 (Furchel); III,
453 (Rechenfurchel); Frings, Germania Romana II,
262 f.
Die Bedeutungen ‚Engpaß‘ und ‚gabelförmige Stütze‘
haben sich vor allem im Galloroman. erhalten, wobei
die Bedeutung ‚Engpaß‘ in Ortsnamen des Wallis zu
finden ist. Die Gerätebezeichnung ist fortgesetzt in
aprov. forcola und it. forcola ‚gegabelter Ruderpflock‘.