gêrvalc
Band IV, Spalte 171
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gêrvalcAWB mhd. st. m., nur Gl. 3,23,22
(14. Jh.); girfalco m. n-St., nur Schützeichel,
Glossenwortschatz 3, 440 (Karlsruhe, Aug.
XC, ahd.?, mlat.?): (nordischer) Jagdfalke;
herodius
(Falco gyrfalco) (mhd. ger-, gir-
valke, nhd. Ge[h]rfalke; mndd. gērvalke;
aisl. geirfalki). S. falk. Der erste Bestandteil
der Zss. ist umstritten. Da der Vogel aus den
skand. Ländern nach Mitteleuropa importiert
wurde, ist der Vogelname wohl aus aisl.
geirfalki entlehnt (vgl. Suolahti [1909] 2000:
334 f.), wo geir- zu geirr Speer und geiri
Keil, dreieckiger Streifen gehört ( gêr,
gêro) und das blendend weiße Gefieder [des
Vogels] mit dicht bestreuten Schaftstrichen,
die wie Pfeilspitzen aussehen
beschreibt
(Suolahti [1909] 2000: 335). Aus dem
(Nord-)Germ. stammen auch mlat. gir-, ger-
falco, afrz. girfaut, girfaucon woraus ne.
(vom lat. Wort beeinflußt) gyr-, gerfalcon ,
nfrz. gerfaut, prov. girfalc, italien. gerfalco,
span. gerifalte.

Abzulehnen sind: Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 306:
die germ. Wörter seien Umbildungen des romani-
schen Wortes (aber woher kommt dieses Wort?);
Diez, Et. wb. d. rom. Spr.⁵ 165 f.: zu lat. gyrare sich
herumdrehen
; Wartburg, Frz. et. Wb. 16, 43: zu ahd.
gîr Geier (auch OED² 6, 984); Lexer 1, 1022: zu gêr
Speer: der falke, der einen friedlich ruhenden ger
od. speer zur sitzstange ... hat
oder zu gîr, ger Gier
(spez. die Begierde des Jagdvogels); ger. Obgleich
diese letzte Etym. verfehlt ist, entspricht sie wohl der
Volksetymologie, die zu Formen wie nhd. gehrfalke
geführt hat. Volksetym. Verknüpfung mit lat. gyrare
andererseits war wohl für die ne. Form gyrfalcon ver-
antwortlich.

Ahd. Wb. 4, 222; Splett, Ahd. Wb. 1, 300 (s. v. ger);
Schützeichel⁶ 133; Starck-Wells 197; Dt. Wb. 5,
2552; Kluge²¹ 250. Lasch-Borchling, Mndd. Hand-
wb. 2, 1, 77; Lübben-Walther [1888] 1993: 118; Vries,
Anord. et. Wb.² 161; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 287;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 82; ME Dict. G-
H, 81. Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 3713.

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