gîraAWB f. ō-St., nur Npw, JB: ‚Begierde,
Habgier‘ (weder mhd. noch nhd. belegt;
mndd. gīre f. [selten], gīr m.; mndl. gier m.;
nnorw. gīr m.; vielleicht got. [faihu-]geiro f.
[wenn nicht -geigo; vgl. Lehmann, Gothic
Et. Dict. F-9]). Das Wort ist, wie gîr ‚Geier‘
(s. d.), eine r-Ableitung von der vorurgerm.
Wz. *ĝheh₁i̯-/*ĝhih₁- ‚den Mund aufsperren,
gähnen, klaffen‘. Im Mhd. und Nhd. ist es
durch das synonymische und ähnlich klin-
gende, aber nicht verwandte Wort girî(n)
(s. d.) > nhd. Gier verdrängt; in anderen
germ. Sprachen sind die beiden Sippen z. T.
zusammengefallen.
Ahd. Wb. 4, 284; Splett, Ahd. Wb. 1, 304; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 429; Schützeichel⁶ 135. — Fick 3 (Germ.)⁴
133; Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 238;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 116; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 113; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 2, 1953; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 316 f.;
Torp, Nynorsk et. ordb. 154 (Gir m. 2). — Walde-
Pokorny 1, 549; Pokorny 420.