gaganAWB, geginAWB Präp. (mit Dat., Akk. und
Gen.) und Adv., seit dem 9. Jh. in Gl., B,
GB, MH, bei N, in Npg, Ph und WH: ‚(mit
Dat.) auf, gegen, entgegen, dagegen, in die
Nähe von, auf der Gegenseite, gegenüber, im
Verhältnis zu, im Vergleich mit, für, anstelle
von, (mit Akk.) in Richtung auf, in bezug
auf, (mit Gen.) in dem Maße, wie ..., soweit,
(Adv.) gegenüber; ad, adversum, altrinsecus,
contra, obviam, obvius, pro, quantum, super‘
〈Var.: k-; gein, iegen〉. — Mhd. gagen, ge-
gen, gein, gēn, kein (md.) ‚hin, zu, nach, ent-
gegen, gegenüber, um, so viel als, gemäß,
um zu‘, nhd. gegen präp. ‚wider, in Richtung
auf, annähernd, fast, im Austausch für‘.
Ahd. Wb. 4, 5 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 279; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 350; Schützeichel⁶ 125 f.; Starck-Wells
188; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 366; Graff 4,
135 ff.; Lexer 1, 778; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 11
(ad). 18 f. (adversum). 443 (obvius). 521 (pro). 545
(quantum). 642 f. (super); Dt. Wb. 5, 2194 ff.; Kluge²¹
240; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 409 f.
Zu ahd. gagan stellen sich: as. -gegin (in an-
gegin ‚entgegen, auf — zu; gegen[über]‘; →
ingagan), gegin- (in geginward ‚gegenüber-
stehend, zugänglich‘) (das häufig angeführte
as. gagan scheint nicht zu existieren), mndd.
gēgen, gēn, gein, jēgen, jēn ‚gegen (- hin),
zu, an, gegenüber, im Vergleich mit, um,
(da-)gegen, entgegen‘, auch in tēgen (< te
jēgen) ‚gegen(über)‘; andfrk. -gegin (in an-
gegin ‚gegen‘), gegin- (in geginlōup ‚Begeg-
nung‘, geginuuirdi ‚Gegenwart‘), mndl. je-
gen, gegen ‚gegen(über), entgegen, um, in
der Nähe von‘, auch in tegen (< te jegen)
‚gegen(über), wegen, entgegen‘, jegens
(adv.) ‚von, an, gegen(über)‘ (mit adverbia-
lem -s), nndl. nur noch in tegen ‚gegen-
(über), wegen, entgegen‘, jegens (adv.) ‚von,
an, gegen(über)‘; afries. ien(s), ion, ienst
‚gegen‘, nostfries. gägen, tägen ‚gegen, wi-
der, hin nach‘, nwestfries. jen ‚gegen‘; ae.
ge(a)gn, ge(a)n ‚gegen, wider, direkt‘, me.
nur ayē(n), again (mit -g- unter Einfluß von
aisl. gegn, gagn) ‚gegen, wider, erneut,
rückwärts‘ (aus ae. ongēn, agēn; → inga-
gan), ne. again ‚erneut‘, against ‚gegen‘ (mit
ebenfalls adverbialem -s und sekundärem -t
wie in amidst ‚inmitten‘); aisl. (í) gegn,
gagn, nisl., fär. (í) gegn, nnorw. gjen, ndän.
gen, aschwed., nschwed. gen, gin ‚gerade,
recht, dienlich, entgegen, zuwider, durch (—
hindurch)‘ (auch substantiviert in aisl. gagn
n., nisl., fär., nnorw., nschwed. gagn, ndän.
gavn ‚Vorteil, Hilfe‘, eigtl. ‚was geradeaus
ist‘ [zur Semantik vgl. ahd. fruma ‚Nutzen‘
zu fram ‚vorwärts‘]; aus dem Skand. entlehnt
in me. gein, gain, ne. gain ‚Vorteil, Nutzen‘;
vgl. Björkman [1900—02] 1973: 151): <
nordwestgerm. *an(i)-.
Fick 3 (Germ.)⁴ 119 f.; Holthausen, As. Wb. 25; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 31 f., 173; Berr, Et. Gl. to Hel. 151; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 169; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 40 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2,
404; Quak, Wortkonkordanz zu d. am.- u. andfrk. Ps.
u. Gl. 17. 64; Quak, Die am.- u. andfrk. Ps. u. Gl. 195.
199; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 1021 ff. 1037 f.;
8, 157 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 279. 692; Vries,
Ndls. et. wb. 286. 727; Et. wb. Ndl. F-Ka 568; Hol-
thausen, Afries. Wb.² 53; Richthofen, Afries. Wb. 843;
Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 1, 581;
Dijkstra, Friesch Wb. 1, 26; Holthausen, Ae. et. Wb.
124. 126; Bosworth-Toller, AS Dict. 366. 396. 420;
Suppl. 285. 335. 377; ME Dict. s. v.; OED s. v.; Vries,
Anord. et. Wb.² 152. 160; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
295 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 1, 570;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 79. 82; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 314 f.; Nielsen, Dansk et.
ordb. 152. 154; Ordb. o. d. danske sprog 6, 771 ff.;
Torp, Nynorsk et. ordb. 157; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 274 f.; Svenska akad. ordb. s. v. — Schmidt
1962: 390 ff.; Lühr 2000: 283.
Wie aus dem Unterbleiben der Gemination
vor *-n- hervorgeht, setzt urgerm. *an(i)-
wohl keine ererbte ni-Bildung vorurgerm.
*ghokní- (oder *ghoghni-) fort (es wäre dabei
**akki- zu erwarten gewesen). Die Grund-
lage *ghok- (oder *ghogh-) läßt sich womög-
lich mit ahd. gâhi ‚rasch, hastig, plötzlich‘
(s. d.) verbinden, das aber selbst etymolo-
gisch mehrdeutig ist.
Schmidt 1962: 390 ff.