gambarAWB adj. a-St., seit dem 9. Jh. in Gl.,
MH: ‚tüchtig, kraftvoll; strenuus‘ 〈Var.: k-,
c-〉.
Nicht zugehörig ist das formal anklingende Adj. mhd.
ungamper ‚steif, unnachgiebig‘, nhd. (veraltet) gamper
‚nachgiebig, bequem‘, dial. rhein. gammer, gamper, das
auf mhd. ungancbære ‚ungangbar, schwer zu gehen‘
beruht (vgl. Dt. Wb. 10, 1214 und Heidermanns, Et. Wb.
d. germ. Primäradj. 229).
Ahd. Wb. 4, 35; Splett, Ahd. Wb. 1, 281; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 354; Schützeichel⁶ 127; Starck-Wells 189;
Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 380; Graff 4, 207 f.;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 629 (strenuus). — Müller,
Rhein. Wb. 2, 995 ff.
In den anderen germ. Sprachen finden sich le-
diglich im Namenschatz verwandte Formen:
lat.-germ. VN Su-gambri, Gambrivii; langob.
PN Gambara; westgot. PN Cambra (mit
Schreibung C- für G-). Wie westgot. Cambra
zeigt, ist der Zwischenvokal -a- im Ahd. und
Langob. als Sproßvokal aufzufassen und die
urgerm. Vorform so als *am-ra- mit dem
Verbaladj. bildenden Suffix urgerm. *-ra- an-
zusetzen (der Ansatz bei Heidermanns, a. a. O.
229: *am[a]ra- ist zu korrigieren). Als ver-
bale Grundlage wird üblicherweise (trotz se-
mantischer Abweichung) urgerm. *amō-
‚hüpfen, springen, umherschlendern, schwan-
ken, wiegen, schaukeln, auf- und abbewegen‘
angesehen, das neben den gleichbedeutenden
Formen *ampō-, *impō-, *umō- und
*umō- steht (zu den Lautungen vgl. Lühr
1988: 110. 336). Diese Verbgruppe ist in den
germ. Sprachen fortgesetzt als: mhd. gampen,
gimpen, gumpen, frühnhd. gumpfen ‚hüpfen‘,
nhd. gumpen, nhd. dial. gampen; mndd. gam-
ben; nndl. veralt. gumpen (Kiliaan, Plantin);
nnorw. dial., nschwed. dial. gimpa ‚(mit dem
Oberkörper) wackeln‘, ndän. gimpe, gumpe
‚stoßen, humpeln‘.
Ein vom Adj. urgerm. *amra- abgeleitetes
Verbum liegt in aisl., nisl. gambra ‚sich brü-
sten, prahlen‘ vor.
Abzulehnen ist die Herleitung von ahd. gambar und
dessen Verwandten aus urgerm. *am-ra- mit einge-
schobenem -- (so Rooth 1926: 44 ff.; Lühr 1988: 111),
da das -b- im ältesten onomastischen Material fest ist.
Semantisch nicht einleuchtend ist die Deutung der Völ-
kernamen Sugambri und Gambrivii aus *Gam-bara
‚Gebärerin, Mutter‘ (Paul 1901 ff.: 2, 1, 58 f.).
Fick 3 (Germ.)⁴ 127; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 66. 80. 229; Lexer 1, 732 f. 1017. 1118;
Nachtr. 3, 222; Dt. Wb. 9, 1100 ff.; 10, 1213; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 7; Vries, Anord. et.
Wb.² 154 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 414 f.; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 79. 362; Falk-Torp, Norw.-dän.
et. Wb. 311. 361; Nielsen, Dansk et. ordb. 156; Ordb. o.
d. danske sprog 6, 980; 7, 378; Torp, Nynorsk et. ordb.
153. — Schönfeld [1911] 1965: 101 f. 215 ff.; Förste-
mann [1900—16] 1966—67: 2, 992; Grimm [1875—78]
1992: 1, 301; K. Müllenhoff, ZDA 23 (1879), 26 ff.; N.
Wagner, BNF 18 (1983), 71—73; ders., HS 106 (1993),
316 f.; RGA² 10, 406 ff.
Die urgerm. Verbalwurzel *am- kann (falls
nicht eine rein onomatopoetische Lautform
vorliegt) mit gr. Hesych ἀθεμβοῦσα ⋅ ἀκο-
λασταίνουσα ‚ausgelassen‘ verbunden werden.
In diesem Fall ergäbe sich eine Verbalwurzel
uridg. *gu̯hembh- ‚lustig springen, hüpfen‘, die
möglicherweise eine Erweiterung um *-bh-
von uridg. *gu̯hem- ‚lustig springen, hüpfen‘
ist (→ gaman).
Wohl nur als onomatopoetische Elementarparallele ist
ai. jhampa- m. ‚Sprung‘ aufzufassen (vgl. Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. 1, 452).
Walde-Pokorny 1, 678 f.; Pokorny 490. — Zupitza 1896:
22; A. Fick, BB 12 (1887), 161 f.; ders., BB 16 (1890),
290 f.