garminônAWB, germinônAWB sw. v. II, in Gl.,
bei N, Npg (seit dem 10. Jh.): ‚(mahnend,
warnend, eindringlich) beschwören, (töricht,
kindisch) daherreden; aggarrire, incantare‘
〈Var.: k-〉. Die im Obd. belegten Formen
mit -ar- zeigen keinen Umlaut, da im Bair.
der Umlaut in der Folge ar + Konsonant
nicht generell durchgeführt ist (vgl. Braune-
Reiffenstein 2004: § 27; Schatz 1927: § 52).
Das Verb ist aus spätlat. carminare ‚bezau-
bern‘, einer Ableitung zu carmen ‚Gedicht,
Lied‘, entlehnt. Zur Einordnung der lat. Ver-
ben auf -āre in die sw. Verben der Klasse II
vgl. etwa kestigôn ‚züchtigen, strafen‘ (s. d.)
< lat. castigare. Das Wort ist später nicht
mehr fortgesetzt.
Ahd. Wb. 4, 114; Splett, Ahd. Wb. 1, 301; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 336; Schützeichel⁶ 133; Starck-Wells
322; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 151; Graff 4,
263 f.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 27 (aggarrire). 324 f.
(incantare). — Wesche 1932—27: 24 ff.; Raven 1963—
67: 2, 52.
Spätlat. carminare ist auch in frz. charmer
‚bezaubern‘, italien. ciurmare ‚zaubern, be-
trügen‘ fortgesetzt.
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 169 f.; Ernout-Meil-
let, Dict. ét. lat.⁴ 101; Thes. ling. lat. 3, 474; Nier-
meyer, Med. Lat. lex.² 1, 191; Du Cange² 2, 175; Kör-
ting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 1942; Meyer-Lübke, Rom. et.
Wb.³ Nr. 1699; Wartburg, Frz. et. Wb. 2, 1, 379 f.