garoAWBEWA adj., seit dem 8. Jh. in Gl., B, GB,
I, L, MF, N, Npg, O, OT, T, WH: ‚bereit(et),
vorbereitet, gerüstet, bereitwillig, kampf-
bereit, -gerüstet, entschlossen, geschmückt,
herausgeputzt (mit Kleidung), vollendet, ver-
wirklicht; cultus, exertus, expeditus, infula-
tus, paratus, partus, praeparatus, proclivis,
in promptu‘ 〈Var.: k-〉 (zur Schreibung von
urgerm. * als 〈k〉 im Wortanlaut vor a vgl.
etwa Mayer 1994: 96; Meineke 1983: 272). —
Mhd. gar(e) ‚bereit gemacht, gerüstet, be-
reit‘, nhd. gar ‚fertig gekocht, gebraten, ge-
backen, fertig zubereitet‘.
Ahd. Wb. 4, 115 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 288; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 357 f.; Schützeichel⁶ 129; Starck-Wells
192. 814; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 402; See-
bold, ChWdW8 141; Graff 4, 238 ff.; Lexer 1, 738;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 241 (expeditus). 337 (infula-
tus). 464 (paratus). 511 (praeparatus). 523 (proclivis).
529 (in promptu); Dt. Wb. 4, 1312 ff.; Kluge²¹ 232;
Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 396 f.
Das Wort ist nur im Nord- und Westgerm.
belegt: as. garu ‚bereit, gerüstet, ge-
schmückt‘, mndd. gār(e) ‚fertig bereitet, fer-
tig gekocht, gebacken‘; andfrk. garo ‚bereit;
paratus‘, mndl. gaer ‚bereit(willig), fertig
bereitet‘, nndl. gaar ‚fertig (bereitet)‘; ae.
gearo, gearu ‚bereit, fertig, ausgerüstet‘, me.
gearu, gáre ‚fertig‘, ne. (veralt., dial.) yare
‚fertig‘; aisl. gǫrr, nisl. ger, gjör, aschwed.
run. karuR (zu lesen als garuR; Stein von
Rök, ca. 800 n. Chr.), aschwed. gor, gör,
adän. gør ‚bereit(et), gerüstet, geneigt‘ (aus
dem Skand. wurde ne. gar[e] ‚bereit‘ ebenso
wie lapp.-norw. garves, karves ‚bereit‘ ent-
lehnt): < urgerm. *aru̯a-. In den nordgerm.
Sprachen suppliert das Adj. das Part.Prät.
Pass. von aisl. gǫrva ‚zurechtmachen, berei-
ten, ausführen‘.
Fick 3 (Germ.)⁴ 128; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 233 f.; Holthausen, As. Wb. 25; Sehrt, Wb. z.
Hel.² 167; Berr, Et. Gl. to Hel. 148; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 100. 104. 181; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 15 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 12;
Quak, Wortkonkordanz zu d. am.- u. andfrk. Ps. u. Gl.
62; Quak, Die am.- u. andfrk. Ps. u. Gl. 113. 128. 199;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 887 f.; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 171; Vries, Ndls. et. wb. 178 f.; Et. wb. Ndl.
F-Ka 148 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 126; Bosworth-
Toller, AS Dict. 368; Suppl. 289; Suppl. 2, 30; ME Dict.
s. v.; OED s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 199; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 418 ff.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 1, 671 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 102;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 323; Torp, Nynorsk et.
ordb. 158; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 323. — Thorson
1936: 26; Thomsen 1919—32: 2, 184; E. Seebold, in
Mayrhofer 1980: 458 f.; A. Kabell, ZVSp 87 (1973),
26 ff.; F. Heidermanns, ZVSp 99 (1986), 301 ff.
Da für urgerm. *aru̯a- direkte Anschlüsse
fehlen, ist für die weitere etymologische Ein-
ordnung die semantische Nähe zu urgerm.
*aru̯a- ‚schnell bereit‘ (→ arawûn) zu be-
achten. So wurde für urgerm. *aru̯a- ein
Kompositum *a-aru̯a- als Vorform erwo-
gen. Doch kann *a-aru̯a- offenbar nicht di-
rekt komponiert sein, da weitere Fälle für ei-
ne so frühe Verbindung von *a- mit einem
Primäradj. nicht nachweisbar sind (vgl. W.
Sanders, FS Kolb 1989: 558 ff.; Heidermanns,
Et. Wb. d. germ. Primäradj. 234). Da das Adj.
aisl. gǫrr als Part.Prät.Pass. des *-ja-Verbs
urgerm. *aru̯ii̯e/a- ‚bereit machen, machen‘
auftritt, liegt es näher, in *aru̯a- ein zu die-
sem Verb rückgebildetes Adj. zu sehen. Das
Verb *aru̯ii̯e/a- ist dabei aus komponiertem
*a-aru̯ii̯e/a- entstanden, einer Ableitung von
urgerm. *aru̯a- (vgl. zum Ableitungstyp ahd.
ginuog ‚genug‘ [s. d.]).
Aus semantischen Gründen ist die früher häufig an-
zutreffende Verbindung (etwa Pokorny 493 f.) mit der
Verbalwz. uridg. *gu̯her- ‚warm werden‘ (vgl. zur
Verbalwz. LIV² 219 f.) abzulehnen. Sie beruht auf der
nhd. Bedeutung ‚fertig gekocht‘, welche aber erst in
nachmhd. Zeit bezeugt ist (vgl. W. Sanders, FS Kolb
1989: 558 ff.; E. Seebold, ZVSp 81 [1967], 107 f.; ders.,
in Mayrhofer 1980: 458 f.). Auch die von A. Kabell,
ZVSp 87 (1973), 26 ff. vorgeschlagene Verbindung mit
der Sippe von ahd. gart² ‚Garten‘ ist problematisch. Es
wäre dabei von einer Bedeutungsentwicklung des zu-
grundeliegenden Verbums uridg. *ĝher- von ‚flechten‘
zu ‚tun‘ auszugehen (urgerm. *aru̯a- wäre dann ‚das,
was getan ist‘; vgl. ‚bereit machen‘ → ‚tun‘ im Nord-
germ.), wofür es keine weitere Stütze gibt.
Aus lautlichen Gründen zurückzuweisen ist die Verbin-
dung mit toch. A kāsu ‚gut‘, da dabei eine Vorform ur-
germ. *azu̯a- (< uridg. *ghas-u̯ó-) anzusetzen ist (so
Lühr 2000: 200 nach einem Vorschlag von Klingen-
schmitt). Dies ist wegen des -r- in aschwed. run. karuR
(s. o.) jedoch nicht möglich.