garo
Volume IV, Column 84
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garoAWB adj., seit dem 8. Jh. in Gl., B, GB,
I, L, MF, N, Npg, O, OT, T, WH: bereit(et),
vorbereitet, gerüstet, bereitwillig, kampf-
bereit, -gerüstet, entschlossen, geschmückt,
herausgeputzt (mit Kleidung), vollendet, ver-
wirklicht; cultus, exertus, expeditus, infula-
tus, paratus, partus, praeparatus, proclivis,
in promptu
Var.: k- (zur Schreibung von
urgerm. * als k im Wortanlaut vor a vgl.
etwa Mayer 1994: 96; Meineke 1983: 272).
Mhd. gar(e) bereit gemacht, gerüstet, be-
reit
, nhd. gar fertig gekocht, gebraten, ge-
backen, fertig zubereitet
.

Ahd. Wb. 4, 115 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 288; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 357 f.; Schützeichel⁶ 129; Starck-Wells
192. 814; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 402; See-
bold, ChWdW8 141; Graff 4, 238 ff.; Lexer 1, 738;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 241 (expeditus). 337 (infula-
tus). 464 (paratus). 511 (praeparatus). 523 (proclivis).
529 (in promptu); Dt. Wb. 4, 1312 ff.; Kluge²¹ 232;
Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 396 f.

Das Wort ist nur im Nord- und Westgerm.
belegt: as. garu bereit, gerüstet, ge-
schmückt
, mndd. gār(e) fertig bereitet, fer-
tig gekocht, gebacken
; andfrk. garo bereit;
paratus
, mndl. gaer bereit(willig), fertig
bereitet
, nndl. gaar fertig (bereitet); ae.
gearo, gearu bereit, fertig, ausgerüstet, me.
gearu, gáre fertig, ne. (veralt., dial.) yare
fertig; aisl. grr, nisl. ger, gjör, aschwed.
run. karuR (zu lesen als garuR; Stein von
Rök, ca. 800 n. Chr.), aschwed. gor, gör,
adän. gør bereit(et), gerüstet, geneigt (aus
dem Skand. wurde ne. gar[e] bereit ebenso
wie lapp.-norw. garves, karves bereit ent-
lehnt): < urgerm. *ara-. In den nordgerm.
Sprachen suppliert das Adj. das Part.Prät.
Pass. von aisl. grva zurechtmachen, berei-
ten, ausführen
.

Fick 3 (Germ.)⁴ 128; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 233 f.; Holthausen, As. Wb. 25; Sehrt, Wb. z.
Hel.² 167; Berr, Et. Gl. to Hel. 148; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 100. 104. 181; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 15 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 12;
Quak, Wortkonkordanz zu d. am.- u. andfrk. Ps. u. Gl.
62; Quak, Die am.- u. andfrk. Ps. u. Gl. 113. 128. 199;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 887 f.; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 171; Vries, Ndls. et. wb. 178 f.; Et. wb. Ndl.
F-Ka 148 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 126; Bosworth-
Toller, AS Dict. 368; Suppl. 289; Suppl. 2, 30; ME Dict.
s. v.; OED s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 199; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 418 ff.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 1, 671 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 102;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 323; Torp, Nynorsk et.
ordb. 158; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 323. Thorson
1936: 26; Thomsen 191932: 2, 184; E. Seebold, in
Mayrhofer 1980: 458 f.; A. Kabell, ZVSp 87 (1973),
26 ff.; F. Heidermanns, ZVSp 99 (1986), 301 ff.

Da für urgerm. *ara- direkte Anschlüsse
fehlen, ist für die weitere etymologische Ein-
ordnung die semantische Nähe zu urgerm.
*ara- schnell bereit ( arawûn) zu be-
achten. So wurde für urgerm. *ara- ein
Kompositum *a-ara- als Vorform erwo-
gen. Doch kann *a-ara- offenbar nicht di-
rekt komponiert sein, da weitere Fälle für ei-
ne so frühe Verbindung von *a- mit einem
Primäradj. nicht nachweisbar sind (vgl. W.
Sanders, FS Kolb 1989: 558 ff.; Heidermanns,
Et. Wb. d. germ. Primäradj. 234). Da das Adj.
aisl. grr als Part.Prät.Pass. des *-ja-Verbs
urgerm. *arie/a- bereit machen, machen
auftritt, liegt es näher, in *ara- ein zu die-
sem Verb rückgebildetes Adj. zu sehen. Das
Verb *arie/a- ist dabei aus komponiertem
*a-arie/a- entstanden, einer Ableitung von
urgerm. *ara- (vgl. zum Ableitungstyp ahd.
ginuog genug [s. d.]).

Aus semantischen Gründen ist die früher häufig an-
zutreffende Verbindung (etwa Pokorny 493 f.) mit der
Verbalwz. uridg. *gher- warm werden (vgl. zur
Verbalwz. LIV² 219 f.) abzulehnen. Sie beruht auf der
nhd. Bedeutung fertig gekocht, welche aber erst in
nachmhd. Zeit bezeugt ist (vgl. W. Sanders, FS Kolb
1989: 558 ff.; E. Seebold, ZVSp 81 [1967], 107 f.; ders.,
in Mayrhofer 1980: 458 f.). Auch die von A. Kabell,
ZVSp 87 (1973), 26 ff. vorgeschlagene Verbindung mit
der Sippe von ahd. gart² Garten ist problematisch. Es
wäre dabei von einer Bedeutungsentwicklung des zu-
grundeliegenden Verbums uridg. *her- von flechten
zu tun auszugehen (urgerm. *ara- wäre dann das,
was getan ist
; vgl. bereit machen tun im Nord-
germ.), wofür es keine weitere Stütze gibt.

Aus lautlichen Gründen zurückzuweisen ist die Verbin-
dung mit toch. A kāsu gut, da dabei eine Vorform ur-
germ. *aza- (< uridg. *ghas-ó-) anzusetzen ist (so
Lühr 2000: 200 nach einem Vorschlag von Klingen-
schmitt). Dies ist wegen des -r- in aschwed. run. karuR
(s. o.) jedoch nicht möglich.

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