garpfôn sw. v. II, nur in einer Gl. des
9. Jh.s (s. H. Butzmann, PBB 86 [Halle,
1964], 397, 144 garphon): ‚raufen, rupfen;
vellere‘. Das Wort, das sonst weder im Dt.
noch in anderen germ. Sprachen belegt ist,
gehört offenbar zur Sippe von garba (s. d.),
aber der Konsonantismus ist problematisch.
Wie bei garba liegt diesem Wort wohl eine
nur im Germ. vorkommende Variante
*gherbh- von der idg. Wz. *ghrebh- ‚(er-)grei-
fen‘ zugrunde. Auch die germ. Wörter, die
auf *ghrebh- zurückgehen, haben mitunter -p-
statt -b-, z. B. aisl. grápa ‚an sich reißen‘, ae.
gegræppian ‚ergreifen‘, das entweder auf ei-
ne frühe n-Gemination (*ghrebhn-) zurück-
geht oder eine lautmalende Variante darstellt
(→ garba). Da auch im Mhd. Formen mit -p-
vorkommen (grâpen, grappeln; Lexer 1,
107; 3, Nachtr. 217), ist die letztere Erklä-
rung wahrscheinlicher. Ahd. garpfôn (< ur-
germ. *arpō[i̯a]n-) ist ein Spiegelbild von
ae. (ge-)græppian und ist also auf eine ähnli-
che Weise zu erklären.
Das über dem ph geschriebene F ist kaum, wie Klei-
ber 1971: 150 Anm. 685 annimmt, als Korrektur des
ph zu deuten, sondern bedeutet, wie auch sonst in den
Glossen, francisce ‚auf fränkisch (deutsch)‘; vgl. H.
Butzmann, a. a. O.
Ahd. Wb. 4, 118; Splett, Ahd. Wb. 1, 1217 f.; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 358; Schützeichel⁶ 130; Starck-Wells
192; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 403.