gartîsanAWB n. a-St., nur Gl. 3,678,5
(13. Jh.). 287,58 (13./14. Jh.; s. u.): ‚Sichel-
messer, Rebmesser, Hippe, Haue; piduuium
(= biduvium; vgl. Mittellat. Wb. 1, 1471), sar-
culum‘. Trotz Splett, Ahd. Wb. 1, 289 gehört
das Wort wohl zu gart² ‚Garten‘, denn die
lat. Lemmata bezeichnen verschiedene im
Garten benutzte Werkzeuge. Es wurde aber
offenbar selten gebraucht, weil es mit einer
Variante von ahd. gertîsan ‚Stachelstock mit
eiserner Spitze‘ zusammenfiel (vgl. mhd.
gartîsen [Lexer 1, 741], ält. nhd. garteisen
[Dt. Wb. 4, 1386]) und in der urspr. Bed.
ausstarb. Die Verwechslung der beiden Wör-
ter zeigt sich in Gl. 3,287,58, wo lat. sarcu-
lum in einer Hs. richtig durch getisin (=
jetîsa[r]n ‚Jäthacke‘; s. d.), in einer anderen
aber durch kertheisin statt kart- glossiert
wurde. Diese Glosse wurde vielleicht auch
von ahd. gertri (s. d.) beeinflußt, das urspr.
offenbar ‚ein Messer zum Beschneiden der
Reben‘ (vgl. auch zu ahd. gerta) bedeutete,
aber auch auf andere durch lat. biduvium und
sarculum bezeichnete Geräte übertragen
wurde. Diese Verwechslung bei Gerätena-
men hat im Mittellat. Parallelen; vgl. Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 512; Mittellat. Wb.
a. a. O.; Heyne 1899—1908: 2, 113. — Ahd.
Wb. 4, 122; Splett, Ahd. Wb. 1, 289. 428;
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 358; Schützeichel⁶
130; Starck-Wells 192; Schützeichel, Glos-
senwortschatz 3, 406.