gellanAWB st. v. III (präs. gillu, prät. gal,
gullum, part.prät. gigollan), seit dem 8. Jh. in
Gl. und bei N: ‚(schrill) klingen, gellen, win-
seln, piepsen, knurren, mucken; muttire, pi-
pare, tinnire‘ 〈Var.: kh-, gi-, gæ-〉. — Mhd.
gellen ‚laut tönen, schreien‘, nhd. gellen
‚durchdringend und schrill tönen‘.
Ahd. Wb. 4, 197 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 296; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 363; Schützeichel⁶ 132; Starck-Wells
196. 815; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 426;
Seebold, ChWdW8 143; Graff 4, 778; Lexer 1, 821;
Dt. Wb. 5, 3037 ff.; Kluge²¹ 245; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer,
Et. Wb.² 419. — H. Glombik-Hujer, DWEB 5 (1968),
111 ff.
Ahd. gellan hat nur im Nordwestgerm. Ent-
sprechungen: mndd. gellen, gillen ‚laut/gel-
lend schreien‘; mndl. gellen ‚schreien‘, nndl.
gillen ‚laut schreien‘; ae. gi(e)llan, gyllan
‚gellen, schreien‘, me. yellen ‚laut schreien‘,
ne. yell ‚schreien‘; aisl. gjalla, gella, nisl.
gjalla, fär. gella, norw. dial. gjella, ält. dän.
gælde (ndän. gjalde ist dagegen nach jüt.
gjaldre ‚klingend‘ gebildet), aschwed. gælle,
nschwed. gälla ‚laut tönen, schreien‘: < ur-
germ. *elle/a-. Daneben findet sich das
schwache Verb as. gellon ‚mucken‘ (<
*ellōi̯e/a-).
Fick 3 (Germ.)⁴ 130; Seebold, Germ. st. Verben
222 f.; Holthausen, As. Wb. 25; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 182; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2,
1, 55. 115; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 45. 112;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 1267; Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 200; Vries, Ndls. et. wb. 208; Et. wb. Ndl.
F-Ka 280 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 129; Bosworth-
Toller, AS Dict. 410; Suppl. 361; ME Dict. s. v.; OED
s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 169 f.; Bjorvand, Våre ar-
veord 278 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 382f; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog 1, 576. 604; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 86; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 313; Nielsen, Dansk et. ordb. 157; Ordb. o. d.
danske sprog 6, 1004 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb. 157;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 319; Svenska akad. ordb.
s. v. — W. H. Snyder, ZVSp 85 (1971), 79.
Urgerm. *elle/a- ist auf eine uridg. Verbal-
wurzel *ghel- ‚rufen‘ zurückzuführen, zu der
auch ahd. galan ‚singen‘ (s. d.) gehört (diese
Verbalwurzel ist im LIV² nicht aufgeführt).
Die Gemination weist entweder lautgesetz-
lich auf eine Folge *-ln- oder auf *-ls- (so
W. Snyder, ZVSp 85 [1971], 79), wozu je-
doch keine weiteren Parallelen vorliegen.
Auch eine lautsymbolische Gemination
kommt in Frage. Zu der Verbalwurzel stellt
sich wohl auch gr. χελιτδών ‚Schwalbe‘,
doch bleibt das τ unerklärt (zum Teil wird es
als lautmalend erklärt). Ein weiterer hierher
gehöriger Vogelname ist wohl gr. κίχλη
‚Drossel‘ (mit ‚volkstümlicher‘ Reduplikati-
on). Zu einer möglicherweise zu dieser Wur-
zel gehörigen Erweiterung mit dem Suffix
uridg. *-b- s. gelpfôn? ‚sich anmaßen‘, mit
uridg. *-bh- s. gelbôn ‚vorspiegeln, täuschen‘
und mit uridg. *-d- s. gelzôn ‚stöhnend aus-
rufen, aussprechen‘.
Walde-Pokorny 1, 628; Pokorny 428; Frisk, Gr. et.
Wb. 1, 862; 2, 1084 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 536.