gelpf¹AWB n. a-St., nur in Gl. seit dem
8. Jh. und KT (Kruse 1976: 91, 7): ‚Ge-
schrei, Getöse, clamor; Prahlerei, eitle
Pracht, gloria, iactantia‘ 〈Var.: gh-, k-; -f,
-p, -b〉. — Mhd. gelf, gelpf st. n. ‚lautes Tö-
nen, Brüllen, Übermut, Spott, Fröhlichkeit‘,
nhd. nicht belegt (zu verwandten Formen
s. u. und → gelpf²).
Ahd. Wb. 4, 203; Splett, Ahd. Wb. 1, 295 f.; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 363 f.; Schützeichel⁶ 132; Starck-
Wells 196. 815; Seebold, ChWdW8 143; Graff 4, 197;
Lexer 1, 812; Dt. Wb. 5, 3012 (nur adj. gelf, vb. gel-
fen).
Germanische Entsprechungen sind: as. gelp
st. n. ‚Hohn, Anmaßung, Prahlerei‘, mndd.
gelp m. ‚Übermut, Spott, Hohn‘; (mndl. nur
adj. gelp); ae. gielp (gelp, gylp, gilp) m. n.
‚Prahlerei, Stolz, Anmaßung, Ruhm‘, me.
yelp, gelp(e), ne. yelp ‚Gekläff, schriller
Schrei‘; aisl. gjalp n. ‚Prahlerei‘: < urgerm.
*elpa-.
Es ist nicht nötig (wie bei Lühr 1988: 265 f.), ahd.
gelpf auf eine geminierte Form *elppa- zurückzufüh-
ren, denn ahd. pf ist die regelmäßige Entsprechung
von urgerm. p nach l, r selbst im Auslaut; es wird
dann im Ahd. manchmal weiter zu f verschoben (vgl.
Braune-Reiffenstein 2004: § 131 b und Anm. 5).
Diese Verbalsubstantiva gehören zu einem
germ. st. Verb *elpan- ‚prahlen, usw.‘, das
im Ae. am vollständigsten vertreten ist: giel-
pan, gealp, gulpon, golpen, aber auch im
Mhd.: gelfen (3. Pers. Sg. gilfet) und Mndl.:
gelpen vorkommt und wohl nur zufällig im
Ahd. nicht belegt ist. Germ. *elpan- ist
wohl eine Erweiterung der idg. Schallwurzel
*ghel- (→ gellan; zur Variante germ. *gal-
→ galan).
Im Germ. sind bei Wörtern mit der Bed. ‚rufen,
schreien, usw.‘ p-Erweiterungen häufig, z. B. got.
hropjan, ahd. ruofan ‚rufen‘ (s. d.), got. hropan ‚sich
rühmen‘, got. wopjan ‚laut rufen‘, ahd. wuofan ‚weh-
klagen‘ (s. d.), aisl karpa ‚prahlen‘ (vgl. H. Petersson,
PBB 38 [1913], 321). Z. T. kommen verwandte b-
Erweiterungen im Balt. und Slaw. vor, aber es ist sehr
fraglich, ob diese erweiterten Schallwurzeln uridg.
Ursprungs sind.
Neben germ. *elp- kommt auch die ablau-
tende Wz. *alp- vor in mhd. galf ‚lautes,
übermütiges Geschrei‘, frühnhd., nhd.
mdartl. bair. galf ‚Geschrei‘; as. galpon ‚sich
rühmen‘ (neben galbon; s. u.), mndd. gal-
pern ‚heulen‘ (neben galfern); mndl. galpen
‚schreien [von Tieren]‘. Außerdem gibt es
eine Wz. mit germ. b-Erweiterung, z. T. mit
e-Vokalismus, z. T. ablautend: ahd. gelbôn
‚jemandem etwas vorspielen‘ (s. d.), mhd.
galp ‚Gekläff‘, galpen ‚kläffen‘, nhd. mdartl.
(rhein.) galp ‚Schrei‘; as. galbon ‚sich rüh-
men‘, mndd. galfern ‚heulen‘, gelve ‚Woge‘;
nostfries. galp ‚lauter Schrei‘, galpen ‚laut
schreien‘; aisl. gjalfr ‚Wellengetöse‘. Zu as.
galpon neben galbon vgl. W. Schulze, KS
Schulze 1933: 597 f.
Lexer 1, 727. 728; Dt. Wb. 4, 1160 (galb). 1164
(galf); Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 901; Müller, Rhein.
Wb. 2, 992. — Fick 3 (Germ.)⁴ 132; Seebold, Germ. st.
Verben 223 f.; Holthausen, As. Wb. 24 f.; Sehrt, Wb. z.
Hel.² 175 f. 737; Berr, Et. Gl. to Hel. 146; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 5. 7. 57. 62; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 7. 48. 50; Verwijs-Verdam,
Mndl. wb. 2, 1295; Vries, Ndls. et. wb. 192 (s. v. gelp
adj.); Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 1,
583 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 129; Bosworth-Toller,
AS Dict. 476; Suppl. 467; ME Dict. s. v.; OED² s. v.;
Vries, Anord. et. Wb.² 169 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
384; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 86. — Lühr
1988: 265 f. 365 f.
Germ. *elpa- : *alpa- hat keine Ver-
gleichsmöglichkeiten.
Wenn es tatsächlich uridg. erweiterte Schallwurzeln
*ghel-b-, *ghel-bh- gab (s. o.), könnten ai. gálbhate ‚ist
kühn, ist zuversichtlich‘, pragalbhá- ‚mutig, selbstsi-
cher‘ mit germ. *ela- : *ala- verwandt sein, aber
dieser Vergleich gilt als unsicher (vgl. Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. 1, 330: „das zu fordernde semantische
Zwischenglied ‚ruft prahlerisch‘ fehlt im Indischen“;
noch negativer ders., Et. Wb. d. Altindoar. 1, 475 [s. v.
gárbha-]).
Noch fraglicher ist der Vergleich mit tschech. chlubiti
sę ‚sich rühmen‘ (mit expressivem ch-; V. Machek,
Slavia 16, 198; vgl. Seebold, a. a. O.). Kaum hierher
gehört lit. gulbe, gulbis, apreuß. gulbis ‚Schwan‘, lett.
gùlbis ‚Schwan, Name einer weißen Kuh‘ (nach A.
Bezzenberger, GGA 1898, 554 u. a.), sondern zur Wz.
*ghel- ‚glänzen‘ (nach W. Prellwitz, BB 22 [1897],
103 ff.; vgl. Pokorny 431); ein von Pokorny u. a. zi-
tiertes lit. Wort gubinti ‚rühmen, preisen‘ ist in kei-
nem uns bekannten lit. Wörterbuch zu finden (vgl.
Seebold, a. a. O.).
Walde-Pokorny 1, 623. 628; Pokorny 428. 431;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 175; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. 1, 676.