gidehtAWB adj., nur MH: ‚andächtig,
fromm; devotus‘. — gidehtiAWB n. ja-St.(?), nur
NCat: ‚Kult; cultus‘. — gidehtgîAWB f. īn-St., nur
Nps, Npw (9. Jh.): ‚Andacht, Frömmigkeit‘.
— gidehtnissîAWB f. īn-St., nur Gl. 2,51,23
(9. Jh.): ‚Andacht, Frömmigkeit; devotio‘
〈Var.: ki-; -th-〉. Die Wörter sind weder im
Mhd. noch im Nhd. belegt.
E. Ochs, PBB 44 (1920), 319 ff. hat mit
Recht diese Sippe von gidâht, gidâhti (s.dd.)
getrennt, aber sein Erklärung von gideht als
ein altalem. Partizip von gidîhan (s. d.) mit
der Bed. ‚vollkommen‘ ist sicher verfehlt.
Erstens handelt es sich um kein echtes Parti-
zip, sondern um ein altes Adj. auf *-to- wie
alt, haft usw., in dem sich das Suffix unmit-
telbar an die Wurzel schließt (vgl. Wilmanns
[1906—30] 1967: 2, § 336); die Wurzel von
dîhan ist aber *þinχ-/*þin- und das Adj.
müßte entweder *þīhta- (vgl. mhd. dîchte,
aisl. þettr ‚dicht‘) oder *þinta- lauten.
Zweitens bedeutet lat. devotus nicht ‚voll-
kommen‘.
Die Wörter gehören eher zur Wz. *þe- von
diggen ‚bitten, (an-)beten; adorare, precari‘
(s. d.; vgl. auch digî ‚Gebet, Gelübde; preces,
votum‘): *(a-)þeχ-ta- bedeutet etwa ‚der
Andacht ergeben‘. Das Präfix ist wie in gi-
reht (s. d.) nur verstärkend; ohne Präfix
kommt -deht in gotadeht ‚gottergeben,
fromm; sanctus‘, -dehtigî ‚Gottesverehrung,
Andacht, religio‘ (s.dd.) vor.
Nur der Glossator von Nps hat die Sippe von
gideht mit der von gidâht verwechselt (→ gi-
dâht f. i-St. ‚devotio‘, gotadâht adj. ‚devotus‘).
Ahd. Wb. 2, 361 f.; 4, 356 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 135 f.
(irrig: zu dîhan); Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 380 f. 483 f.
(irrig: zu denken); Schützeichel⁶ 70; Starck-Wells
204; Schützeichel, Glossenwortschatz 2, 158; Graff 5,
162 f.