glîanAWB st. v. I, nur in Gl. 2,12,8
(3.pl.ind.präs.) glifent . pipant (10. Jh.,
alem./obd./frk.): ‚piepen [von Vögeln]; pipa-
re‘. In der Hs. findet sich die Schreibung gli-
fent, die für glifent steht, wie mehrmals in
dieser Hs. (vgl. etwa Gl. 2,12,2: fslot für
fslot). Das -f- ist ein fälschlicherweise in das
Wort und damit in den Haupttext geratenes
francisce ‚auf deutsch‘ (W. Beck mündlich).
— Mhd. glîen ‚schreien‘, nhd. nur dial., vgl.
schweiz. gleien ‚gellend schreien‘, vorarlb.
gleien ‚gellend, durchdringend schreien‘,
bair. gleien ‚schreien‘.
Ahd. Wb. 4, 305; Splett, Ahd. Wb. 1, 309; Schützei-
chel⁶ 135; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 479; Starck-Wells
231; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 474; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 112; Lexer 1, 1033; Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 492 (pip[i]are). — Schweiz. Id. 2,
585; Jutz, Vorarlberg. Wb. 1, 1198; Schmeller, Bayer.
Wb.² 1, 969. — Riecke 1996: 108.
Ahd. glîan < urgerm. *līe/a- hat in den an-
deren germ. sowie in den idg. Sprachen kei-
ne Verwandten. Eine Anschlußmöglichkeit
ist aber die Verbalwurzel uridg. *ghel- ‚ru-
fen, schreien‘ (→ gellan), wenn man in ur-
germ. *līe/a- < *ghlei̯-e/o- eine nur hier be-
legte Erweiterung mit *-ei̯- sieht (zu diesem
Bildetyp vgl. uridg. *ĝher- ‚strahlen, schei-
nen, sehen‘ : *ĝhrei̯- ‚ds.‘; → grîs; uridg.
*bher[h₁]- ‚aufwallen‘ : *bhr-ei̯- ‚ds.‘; →
brîo).
Seebold, Germ. st. Verben 230; Walde-Pokorny 1,
628; Pokorny 428.