glûhAWB oder gilûhAWB st. m. (oder n.?), Gl.
2,15,66 (12./13. Jh., alem.): ‚Grauer Star,
Glaukom; glaucoma‘ 〈Var.: giluh〉. Für die
Wortbildung des ahd. Wortes kommen
wenigstens zwei Möglichkeiten in Betracht:
1. Bei einer Ableitung vom st. v. II -lûchan
‚-schließen‘ (bi-, innebi-, untar-, ûzbi-; →
bilûchan) ist ein Präfix gi- anzunehmen, das
ähnlich wie in ahd. ginist ‚Rettung, Heilung‘
auf den Abschluß einer Verbalhandlung
weist. Dann könnte es sich um ein
substantiviertes, urspr. Adj. mit der
Bedeutung ‚geschlossen‘, übertr. ‚nicht mehr
sehend‘ handeln. Daß die Sippe in Bezug auf
‚Auge‘ verwendet wurde, zeigt das sw. v. II
lûh-ougôn (s. d.) ‚mit den Augen zucken‘ an.
2. Eine andere Möglichkeit ist die
Verbindung der Krankheitsbezeichnung mit
mhd. adj. glûhe ‚glänzend‘, älteres nhd.
glauch ‚glänzend, bläulich schimmernd, taub
[von Gestein], geschwollen, feucht, stockig,
dumpfig‘, nhd. dial. ‚feucht‘ im Thür.,
Osächs. (auch ‚unter der Haut entzündet und
eitrig‘). Ist die Bedeutung ‚feucht‘ alt, dann
läßt sich durchaus eine semantische Be-
ziehung zu ahd. glûh herstellen: Die Augen-
krankheiten Grauer und Grüner Star, die mit
einer Trübung der Linse einhergehen,
werden als triefäugig, ahd. sûr-ougi, mndd.
sūr-ōgede, ae. sūr-īege, aisl. súr-eygr, be-
zeichnet.
Ein anderes Wort für den ‚Grauen Star‘ ist
wesentlich älteres glas(a)ougi (s. d.), das als
Benennungsmotiv den starren Blick eines
Starerkrankten hat, es glossiert lat. albugo f.
‚das Weiße, weißer Fleck‘.
Ahd. Wb. 4, 314; Splett, Ahd. Wb. 1, 1217; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 414; Schützeichel⁶ 222; Starck-Wells
212. 816; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 185;
Raven 1963—67: 2, 93; Lexer 1, 1039; Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 290 (glaucoma); Dt. Wb. 7, 7921 ff. —
Höfler 1899: 351 (Lauch-Warze ohne Bedeutungsan-
gabe); Mettke 1957: 31 f.; Riecke 2004: 2, 335. —
Spangenberg, Thür. Wb. 2, 650; Müller-Fraureuth,
Wb. d. obersächs. Mdaa. 1, 424; Frings-Große, Wb. d.
obersächs. Mdaa. 2, 111 f.