glan
Band IV, Spalte 469
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glanAWB adj., nur in Gl. 2,681,9 (Schlett-
stadt, Ms. 7, 1. Viertel des 12. Jh.s, alem.):
mild, lieblich; mollis. In der Gl. steht die
Form glani über dem Sup. lindista wina
sehr milde Weine und ist sicher um das
Sup.-Suffix zu ergänzen: *glanista. Die En-
dung -a für -e des Nom.Pl. ist typisch für die
Schlettst. Gl. (s. Fasbender 1908: 76).
Mhd. glan übertr. träge, weichlich, älteres
nhd. glan glatt, schlüpfrig, dünn, durchsich-
tig
, nhd. mdartl.: steir. glanig schlüpfrig
(Unger-Khull, Steir. Wortschatz 294).

Ahd. Wb. 4, 298; Splett, Ahd. Wb. 1, 1217; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 478; Schützeichel⁶ 135; Starck-Wells
231; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 470; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 849; Lexer 1, 1027; Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 411 (mollis); Dt. Wb. 7, 7593.
Schatz 1927: § 403; Weinhold [1863] 1967: § 424.

Das ahd. Verbaladj. mit Suffix *-na- muß
auch im Ndd. und Frk. existiert haben, wie
zahlreiche, mit *glana- gebildete oder darauf
zurückgehende ndsächs., westfäl. und gallo-
roman. Flußbezeichnungen und danach ge-
bildete ON belegen (Förstemann [190016]
196668: 2, 1, 1063 ff.; Gamillscheg 1970:
112; Schmeller, Bayer. Wb. 1, 974). Die ent-
sprechenden süddt. Namen dürften dagegen
kelt. Ursprungs sein: Clana (Erstbeleg 774;
heute Glonn, südöstlich von München); Glan
bei Salzburg (Bach 1952 ff.: 2, 2, § 436).
Ansonsten hat das Adj. nur im Nordgerm.
Verwandte: schwed. dial. glan bleich, gelb-
bleich
, schwed. glanig dss. und subst. nisl.
glan Glanz, norw. dial. subst. glan Helle
am Himmel
< urgerm. *lana- glänzend.
Während im Nordgerm. die Grundbedeutung
bewahrt ist, hat sich im Dt. eine Bedeutungs-
entwicklung in unterschiedliche Richtungen
vollzogen. Zunächst fand eine Bedeutungs-
entwicklung von glänzend, blank zu glatt,
schlüpfrig
als Resultat von glänzend, blank
sein
statt (z. B. Eis auf Gewässern). In
mild, lieblich liegt dagegen eine fach-
sprachliche Bedeutung vor, die vielleicht auf
Personen übertragen und dann pejorativ für
weichlich, träge (mhd.) verwendet wurde.

Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 246; Vries,
Anord. et. Wb.² 172 (s. v. glanni). 173 (s. v. glenna);
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 376; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 88; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 325;
Torp, Nynorsk et. ordb. 161; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 285 (s. v. glana); Svenska akad. ordb. s. v.

Urgerm. *lana- geht auf vorurgerm. *ghlǝ₂-
nó- für zu erwartendes *ghh₂-nó- zurück in
*ghlǝ₂-nó- ist nach der vollstufigen Wurzel-
form *ghleh₂-nó- syllabifiziert worden (vgl.
urgerm. *lađa- glänzend, fröhlich, glatt <
vorurgerm. *ghlǝ₂d-ó- mit geneuerter Sylla-
bifizierung [statt *ghh₂d-o-]). Bei dem Wort
handelt es sich um eine germano-kelt. Iso-
glosse. Verwandt sind nir., kymr., mkorn.,
mbret. glan rein, glänzend < urkelt. *gla-
no-. Da -a- aus *-ā- gemäß der Regel von
Dybo in vortoniger Stellung nach Resonant
gekürzt sein kann, ist als Vorform entweder
von *ghh₂-nó- oder *ghleh₂-nó- auszugehen
(Schrijver 1995: 173).

Walde-Pokorny 1, 624 f.; Pokorny 429; Fick 2 (Kelt.)⁴
119; Holder, Acelt. Spr. 1, 2024; Dict. of Irish G-92 f.;
Dict. of Welsh 2, 1399; Falileyev 2000: 61. K. H.
Schmidt, in Beck 197980: 2, 759; de Bernardo Stem-
pel 1987: 117.

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