glanAWB adj., nur in Gl. 2,681,9 (Schlett-
stadt, Ms. 7, 1. Viertel des 12. Jh.s, alem.):
‚mild, lieblich; mollis‘. In der Gl. steht die
Form glani über dem Sup. lindista wina
‚sehr milde Weine‘ und ist sicher um das
Sup.-Suffix zu ergänzen: *glanista. Die En-
dung -a für -e des Nom.Pl. ist typisch für die
Schlettst. Gl. (s. Fasbender 1908: 76). —
Mhd. glan übertr. ‚träge, weichlich‘, älteres
nhd. glan ‚glatt, schlüpfrig, dünn, durchsich-
tig‘, nhd. mdartl.: steir. glanig ‚schlüpfrig‘
(Unger-Khull, Steir. Wortschatz 294).
Ahd. Wb. 4, 298; Splett, Ahd. Wb. 1, 1217; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 478; Schützeichel⁶ 135; Starck-Wells
231; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 470; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 849; Lexer 1, 1027; Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 411 (mollis); Dt. Wb. 7, 7593. —
Schatz 1927: § 403; Weinhold [1863] 1967: § 424.
Das ahd. Verbaladj. mit Suffix *-na- muß
auch im Ndd. und Frk. existiert haben, wie
zahlreiche, mit *glana- gebildete oder darauf
zurückgehende ndsächs., westfäl. und gallo-
roman. Flußbezeichnungen und danach ge-
bildete ON belegen (Förstemann [1900—16]
1966—68: 2, 1, 1063 ff.; Gamillscheg 1970:
112; Schmeller, Bayer. Wb. 1, 974). Die ent-
sprechenden süddt. Namen dürften dagegen
kelt. Ursprungs sein: Clana (Erstbeleg 774;
heute Glonn, südöstlich von München); Glan
bei Salzburg (Bach 1952 ff.: 2, 2, § 436).
Ansonsten hat das Adj. nur im Nordgerm.
Verwandte: schwed. dial. glan ‚bleich, gelb-
bleich‘, schwed. glanig ‚dss.‘ und subst. nisl.
glan ‚Glanz‘, norw. dial. subst. glan ‚Helle
am Himmel‘ < urgerm. *lana- ‚glänzend‘.
Während im Nordgerm. die Grundbedeutung
bewahrt ist, hat sich im Dt. eine Bedeutungs-
entwicklung in unterschiedliche Richtungen
vollzogen. Zunächst fand eine Bedeutungs-
entwicklung von ‚glänzend, blank‘ zu ‚glatt,
schlüpfrig‘ als Resultat von ‚glänzend, blank
sein‘ statt (z. B. Eis auf Gewässern). In
‚mild, lieblich‘ liegt dagegen eine fach-
sprachliche Bedeutung vor, die vielleicht auf
Personen übertragen und dann pejorativ für
‚weichlich, träge‘ (mhd.) verwendet wurde.
Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 246; Vries,
Anord. et. Wb.² 172 (s. v. glanni). 173 (s. v. glenna);
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 376; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 88; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 325;
Torp, Nynorsk et. ordb. 161; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 285 (s. v. glana); Svenska akad. ordb. s. v.
Urgerm. *lana- geht auf vorurgerm. *ghlǝ₂-
nó- für zu erwartendes *ghh₂-nó- zurück — in
*ghlǝ₂-nó- ist nach der vollstufigen Wurzel-
form *ghleh₂-nó- syllabifiziert worden (vgl.
urgerm. *lađa- ‚glänzend, fröhlich, glatt‘ <
vorurgerm. *ghlǝ₂d-ó- mit geneuerter Sylla-
bifizierung [statt *ghh₂d-o-]). Bei dem Wort
handelt es sich um eine germano-kelt. Iso-
glosse. Verwandt sind nir., kymr., mkorn.,
mbret. glan ‚rein, glänzend‘ < urkelt. *gla-
no-. Da -a- aus *-ā- gemäß der Regel von
Dybo in vortoniger Stellung nach Resonant
gekürzt sein kann, ist als Vorform entweder
von *ghh₂-nó- oder *ghleh₂-nó- auszugehen
(Schrijver 1995: 173).
Walde-Pokorny 1, 624 f.; Pokorny 429; Fick 2 (Kelt.)⁴
119; Holder, Acelt. Spr. 1, 2024; Dict. of Irish G-92 f.;
Dict. of Welsh 2, 1399; Falileyev 2000: 61. — K. H.
Schmidt, in Beck 1979—80: 2, 759; de Bernardo Stem-
pel 1987: 117.