glinsenAWB sw. v. I, nur Gl. 1,663,54
(12. Jh.): ‚glänzen; candere‘; wohl auch
glinsônAWB sw. v. II, nur Gl. 2,523,38 (13. Jh.):
‚(blechen) glinsondiv (zievla): (bracteolis)
crepitantia (lora)‘ (Prud., Psych. 335). Die
freie Übersetzung wurde wohl durch den
Kontext beeinflußt: es handelt sich um einen
glänzenden Wagen mit blinkenden Juwelen
und goldenen Schmuckblättchen (bracteo-
lis), auf den man hingafft (inhiant); vgl. Ahd.
Wb. 4, 306; anders Graff 4, 565, Raven
1963—67: 2, 77 f. und Starck-Wells 336: eine
Verschreibung von klingisôn (s. d.). — Mhd.
glinsen ‚glühen, glimmen‘; mndd. glinsen
‚glänzen‘.
Das Wort, das außerhalb des Deutschen
nicht belegt ist, ist wohl eine nasalierte Form
von germ. *līs- in mndd. glīs(s)en, afries.
glīsia, as. glīsian usw. (→ glîzan). Vgl. Lühr
1988: 113: „Bei einem ‚Glanzwort‘ kann nun
der Nasal zur Wiedergabe eines Sinnesein-
drucks beitragen“.
Vielleicht wurde die Nasalierung auch von
dem gleichbedeutenden Verb glinzen (erst
mhd. belegt, aber wohl älter; vgl. Pokorny
431) beeinflußt (vgl. Lühr, a. a. O.). Daß
glinsen aus mhd. glimsen ‚glühen, glimmen‘
hervorgegangen sein könnte (vgl. Lühr,
a. a. O.), ist unwahrscheinlich, denn glimsen
ist ein erst im 14. Jh. belegtes, auf das
Spätmhd. beschränktes Wort.
Zur Etymologie → glîzan.
Splett, Ahd. Wb. 1, 310; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 479;
Schützeichel⁶ 136; Starck-Wells 231; Schützeichel,
Glossenwortschatz 3, 475; Riecke 1996: 179; Lexer 1,
1034; Dt. Wb. 8, 121 f. — Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 121; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2,
120.