goffa
Band IV, Spalte 518
Symbol XML-Datei TEI Symbol PDF-Datei PDF Zitat-Symbol Zitieren

goffaAWB f. n-St., seit dem 9. Jh. in Gl.:
Hinterbacke, Hinterteil, Lende; clunis, coxa,
lumbus, tergum
Var.: c-; -fph-, -ph-, -p-.
Mhd. goffe, guffe Hinterbacke, nhd. bair.
(veralt.) goffe Hinterbacke.

Ahd. Wb. 4, 320; Splett, Ahd. Wb. 2, 1217; Schützei-
chel⁶ 136; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 481; Starck-Wells
233. 819; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 483 f.;
Seebold, ChWdW8 146; Graff 4, 176; Lexer 1, 1043;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 109 (clunia. clunis). 383
(lumbus). 661 (tergum); Dt. Wb. 8, 669 f. Schmeller,
Bayer. Wb.² 1, 875. Thies 1989: 79.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndl. gope Hinterteil (unwahrscheinlich ist
die Annahme einer Verwechslung mit huepe,
hope Hüfte; so Verwijs-Verdam, Mndl. wb.
2, 2069); ae. gupe Steiß, Hüfte, Lende: <
westgerm. *gupōn-. Dazu stellt sich weiter-
hin aisl. gumpr (entweder aus dem Aostnord.
oder mit dialektal erhaltenem -mp-; vgl. No-
reen [1923] 1970: § 266 mit Anm. 1), nisl.,
fär. gumpur, nnorw., ndän., nschwed. gump
Steiß (vgl. auch orkn. gump das Hintere)
< nordgerm. *umpa-, das wohl auf der
Grundlage von urgerm. *up(p)an- (s. u.) als
Reimwortbildung zu urgerm. *χumpa- Hin-
terteil
(> aisl. -huppr [in aptrhuppr Hinter-
teil der Pferdehüfte
, nisl. huppur, nnorw. di-
al. hupp Weiche [beim Vieh], nnorw. dial.,
ält. nschwed. hump Bergknollen, mndd.
humpeler hinkender Mensch, träger
Mensch, Stümper
, hümpel Häuflein, kleine
Menge
, nhd. Humpen, nndl. homp Stück,
Brocken, Kanten
; vgl. Lühr 1988: 118) ge-
bildet ist. Neben *gupōn- stehen auch For-
men mit doppeltem *-pp-, die sich aus unter-
schiedlichem Ausgleich von Formen mit und
ohne n-Gemination (Lühr 1988: 274) erklä-
ren: mhd. gupfe m. Spitze, Giebel (wegen
der abweichenden Bedeutung kann das Wort
nicht aus lat. cuppa Becher entlehnt sein;
vgl. Lühr 1988: 273), nschwed. guppa,
nschwed. dial. guppa kurzer Unterrock
(vgl. auch die Ableitungen ndän. dial. gup-
ping Klumpen, nschwed. guppig schwanz-
los, mit gestutztem Schwanz
) < urgerm.
*uppa(n)/ō(n)-.

Fick 3 (Germ.)⁴ 137; Seebold, Germ. st. Verben 227;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 385; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 332; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 2, 2069; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 258; Vries,
Ndls. et. wb. 264; Et. wb. Ndl. F-Ka 450; Holthausen,
Ae. et. Wb. 140; Bosworth-Toller, AS Dict., Suppl.
490; Vries, Anord. et. Wb.² 194 f.; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 231. 1018; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 1, 665; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 99;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 361; Ordb. o. d. dan-
ske sprog 7, 375 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb. 190;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 312; Svenska akad. ordb.
s.vv.

Urgerm. *epe/a- führt auf die Verbalwur-
zel uridg. *gheb/bh- biegen zurück, die
sonst nur noch im Balto-Slaw. vertreten ist
(bei dieser Verbindung ist der Wurzelansatz
*g()ebh- im LIV² 188 aufzugeben; dagegen
wäre der dort erwogene Ansatz als uridg.
*g()hebh-, mit Entwicklung von *gh > ur-
germ. * vor dunklen Vokalen und Konso-
nanten [vgl. ahd. gund- (s. d.) Kampf <
*gh-t-], möglich; als uridg. *g/ghebh- noch
LIV 167 angesetzt): aksl. gybe ging zugrun-
de
< *ghu(h)- mit sekundärer Dehnung zur
Differenzierung von urslaw. *gъbe bog,
das wegen des neu gebildeten Nasalpräs.
aksl. -gъnti (s. u.) vorauszusetzen ist, lett.
gùbt sich senken, sich niederbücken (<
*ghu-né/n-b[h]-; mit Entwicklung von tauto-
syllabischem *un > lett. ū; vgl. Forssman
2001: 86), aksl. gyblj gehe zugrunde (mit
Gleitlaut -l- zwischen b und j; vgl. Bräuer
196169: 1, 198), lit. gaũbti überdecken,
einhüllen
(< *ghób[h]-tē), aksl. gubiti ver-
derben, vernichten
(< *ghob[h]-ée-tē); da-
zu auch die neugebildeten Nasalpräsentien
aksl. -gъnti, aruss. gъ(b)nuti, russ. gnuti,
ukrain. hnúty, wruss. hnu, serbo-kroat.
nàgnuti, slowen. gániti, tschech. hnouti, slo-
wak. hnút’, poln. gn, osorb. hnu, ndsorb.
gnu biegen (< urslaw. *gъnti), und
-gybnti, russ. gú(b)nyti, ukrain. hnuty, ser-
bo-kroat. gȉnuti, slowen. gíniti, tschech. hy-
nouti, poln. gin, osorb. hiny, ndsorb.
ginu zugrunde gehen (< urslaw. *gъbnti
mit sekundärer Dehnung wie bei aksl. gybe
ging zugrunde); zum Ausfall von silben-
auslautendem b vgl. Bräuer 196169: 1, 204.
Nicht weiter abzustützen ist die Annahme,
daß uridg. *ghebh- durch Metathese aus
uridg. *bhegh- biegen ( biogan) entstan-
den ist (so Vaillant 195077: 3, 238. 254;
Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr.
110 f.).

Walde-Pokorny 1, 567 f.; Pokorny 450; LIV² 188;
Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 100 f.; Trubaev, Et. slov.
slav. jaz. 7, 218 f.; Berneker, Slav. et. Wb. 1, 366 f.;
Sadnik-Aitzetmüller, Handwb. zu den aksl. Texten 31.
241; Vasmer, Russ. et. Wb. 1, 267. 281; Schuster-
ewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 284. 297; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 140; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 1,
674.

Information

Band IV, Spalte 518

Zur Druckfassung
Zitat-Symbol Zitieren
Symbol XML-Datei Download (TEI)
Symbol PDF-Datei Download (PDF)

Lemma:
Referenziert in: