goffaAWB f. n-St., seit dem 9. Jh. in Gl.:
‚Hinterbacke, Hinterteil, Lende; clunis, coxa,
lumbus, tergum‘ 〈Var.: c-; -fph-, -ph-, -p-〉.
— Mhd. goffe, guffe ‚Hinterbacke‘, nhd. bair.
(veralt.) goffe ‚Hinterbacke‘.
Ahd. Wb. 4, 320; Splett, Ahd. Wb. 2, 1217; Schützei-
chel⁶ 136; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 481; Starck-Wells
233. 819; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 483 f.;
Seebold, ChWdW8 146; Graff 4, 176; Lexer 1, 1043;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 109 (clunia. clunis). 383
(lumbus). 661 (tergum); Dt. Wb. 8, 669 f. — Schmeller,
Bayer. Wb.² 1, 875. — Thies 1989: 79.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndl. gope ‚Hinterteil‘ (unwahrscheinlich ist
die Annahme einer Verwechslung mit huepe,
hope ‚Hüfte‘; so Verwijs-Verdam, Mndl. wb.
2, 2069); ae. gupe ‚Steiß, Hüfte, Lende‘: <
westgerm. *gupōn-. Dazu stellt sich weiter-
hin aisl. gumpr (entweder aus dem Aostnord.
oder mit dialektal erhaltenem -mp-; vgl. No-
reen [1923] 1970: § 266 mit Anm. 1), nisl.,
fär. gumpur, nnorw., ndän., nschwed. gump
‚Steiß‘ (vgl. auch orkn. gump ‚das Hintere‘)
< nordgerm. *umpa-, das wohl auf der
Grundlage von urgerm. *up(p)an- (s. u.) als
Reimwortbildung zu urgerm. *χumpa- ‚Hin-
terteil‘ (> aisl. -huppr [in aptrhuppr ‚Hinter-
teil der Pferdehüfte‘, nisl. huppur, nnorw. di-
al. hupp ‚Weiche [beim Vieh]‘, nnorw. dial.,
ält. nschwed. hump ‚Bergknollen‘, mndd.
humpeler ‚hinkender Mensch, träger
Mensch, Stümper‘, hümpel ‚Häuflein, kleine
Menge‘, nhd. Humpen, nndl. homp ‚Stück,
Brocken, Kanten‘; vgl. Lühr 1988: 118) ge-
bildet ist. Neben *gupōn- stehen auch For-
men mit doppeltem *-pp-, die sich aus unter-
schiedlichem Ausgleich von Formen mit und
ohne n-Gemination (Lühr 1988: 274) erklä-
ren: mhd. gupfe m. ‚Spitze, Giebel‘ (wegen
der abweichenden Bedeutung kann das Wort
nicht aus lat. cuppa ‚Becher‘ entlehnt sein;
vgl. Lühr 1988: 273), nschwed. guppa,
nschwed. dial. guppa ‚kurzer Unterrock‘
(vgl. auch die Ableitungen ndän. dial. gup-
ping ‚Klumpen‘, nschwed. guppig ‚schwanz-
los, mit gestutztem Schwanz‘) < urgerm.
*uppa(n)/ō(n)-.
Fick 3 (Germ.)⁴ 137; Seebold, Germ. st. Verben 227;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 385; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 332; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 2, 2069; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 258; Vries,
Ndls. et. wb. 264; Et. wb. Ndl. F-Ka 450; Holthausen,
Ae. et. Wb. 140; Bosworth-Toller, AS Dict., Suppl.
490; Vries, Anord. et. Wb.² 194 f.; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 231. 1018; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 1, 665; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 99;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 361; Ordb. o. d. dan-
ske sprog 7, 375 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb. 190;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 312; Svenska akad. ordb.
s.vv.
Urgerm. *eu̯pe/a- führt auf die Verbalwur-
zel uridg. *gheu̯b/bh- ‚biegen‘ zurück, die
sonst nur noch im Balto-Slaw. vertreten ist
(bei dieser Verbindung ist der Wurzelansatz
*g(u̯)eu̯bh- im LIV² 188 aufzugeben; dagegen
wäre der dort erwogene Ansatz als uridg.
*g(u̯)heu̯bh-, mit Entwicklung von *gu̯h > ur-
germ. * vor dunklen Vokalen und Konso-
nanten [vgl. ahd. gund- (s. d.) ‚Kampf‘ <
*gu̯h-t-], möglich; als uridg. *g/gheu̯bh- noch
LIV 167 angesetzt): aksl. gybe ‚ging zugrun-
de‘ < *ghu(h)- mit sekundärer Dehnung zur
Differenzierung von urslaw. *gъbe ‚bog‘,
das wegen des neu gebildeten Nasalpräs.
aksl. -gъnǫti (s. u.) vorauszusetzen ist, lett.
gùbt ‚sich senken, sich niederbücken‘ (<
*ghu-né/n-b[h]-; mit Entwicklung von tauto-
syllabischem *un > lett. ū; vgl. Forssman
2001: 86), aksl. gybljǫ ‚gehe zugrunde‘ (mit
Gleitlaut -l- zwischen b und j; vgl. Bräuer
1961—69: 1, 198), lit. gaũbti ‚überdecken,
einhüllen‘ (< *ghóu̯b[h]-tēi̯), aksl. gubiti ‚ver-
derben, vernichten‘ (< *ghou̯b[h]-éi̯e-tēi̯); da-
zu auch die neugebildeten Nasalpräsentien
aksl. -gъnǫti, aruss. gъ(b)nuti, russ. gnuti,
ukrain. hnúty, wruss. hnuć, serbo-kroat.
nàgnuti, slowen. gániti, tschech. hnouti, slo-
wak. hnút’, poln. gnę, osorb. hnuć, ndsorb.
gnuś ‚biegen‘ (< urslaw. *gъnǫti), und
-gybnǫti, russ. gú(b)nyti, ukrain. hýnuty, ser-
bo-kroat. gȉnuti, slowen. gíniti, tschech. hy-
nouti, poln. ginąć, osorb. hinyć, ndsorb.
ginuś ‚zugrunde gehen‘ (< urslaw. *gъbnǫti
mit sekundärer Dehnung wie bei aksl. gybe
‚ging zugrunde‘); zum Ausfall von silben-
auslautendem b vgl. Bräuer 1961—69: 1, 204.
Nicht weiter abzustützen ist die Annahme,
daß uridg. *gheu̯bh- durch Metathese aus
uridg. *bheu̯gh- ‚biegen‘ (→ biogan) entstan-
den ist (so Vaillant 1950—77: 3, 238. 254;
Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr.
110 f.).
Walde-Pokorny 1, 567 f.; Pokorny 450; LIV² 188;
Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 100 f.; Trubačev, Et. slov.
slav. jaz. 7, 218 f.; Berneker, Slav. et. Wb. 1, 366 f.;
Sadnik-Aitzetmüller, Handwb. zu den aksl. Texten 31.
241; Vasmer, Russ. et. Wb. 1, 267. 281; Schuster-
Šewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 284. 297; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 140; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 1,
674.