grîmo
Band IV, Spalte 621
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grîmoAWB m. n-St., seit dem 10. Jh. in Gl.:
Larve, Maske, Träger einer Maske, Schau-
spieler, Mime; mascus, scaenicus
Var.:
c-. Der bei Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 111
als as. verbuchte Beleg (Gl. 4,245,12) grimo
. mascus (Hs. muscus) kann ebensogut dem
Ahd. zugeordnet werden, da die Hs. sowohl
as. wie ahd. Interpretamente bietet (vgl.
Bergmann 1973: 2, 83 f.). Später ist das Wort
nicht fortgesetzt, es gelangte aber als Entleh-
nung aus dem Frz. als Grimasse (s. u.) wie-
der ins Nhd.

Ahd. Wb. 4, 427. 430; Splett, Ahd. Wb. 1, 325; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 492; Schützeichel⁶ 140; Starck-Wells
240. 820; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 50; Graff
4, 327; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 395 (mascus). 591
(scaenicus); Dt. Wb. 9, 336 ff.; Kluge²¹ 271; Kluge²⁴
s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 477.

In den germ. Sprachen entsprechen: as.
grīmo Maske (s. aber oben); ae. grīma
Maske, Helm, Gespenst; ne. grime
Schmutz, Staub (im Me. nur in der Verbal-
ableitung grīmen schwarz machen; die ne.
Bedeutung erklärt sich somit über die Farbe,
die für die Maske verwendet wurde); langob.
grīm(o)- (nur in PN, etwa Grimoald, Grima-
rit; auch [mit Wandel von -m- > -n-; vgl.
Bruckner, Spr. d. Langob. 141] Grinpo, Gri-
nebertus): < westgerm. *grīman-. Daneben
sind mndd. grēme Schmutz, Unreinheit;
aisl. gríma Gesichtsmaske, Drachenkopf am
Steven, (poet.) Nacht
, nisl., fär. gríma Mas-
ke
, nnorw. grima Schmutzstreifen im Ge-
sicht
, adän. grime Gesichtsmaske Femini-
na: < nordgerm. *rīmōn-. Ebenfalls hierher
zu stellen ist urgerm. *rīma- Schmutz,
fortgesetzt in fläm. grijm Schmutz. Die n-
stämmige Sekundärbildung bezeichnet eine
Ähnlichkeit mit dem Grundbegriff, die Mas-
ke ist somit das Schmutz Ähnliche (vgl. ae.
beard Bart : barda Schiffsschnabel; Kra-
he-Meid 1969: 3, § 91, 6).

Das im 15. Jh. aufkommende Wort frz. grimace Frat-
ze
(daraus entlehnt span. grimazo) ist eine innerro-
manische Weiterbildung mit dem Pejorativa bilden-
den Suffix -ace von entlehntem andfrk. *grimo. We-
gen des für das -i- vorauszusetzenden Langvokals -ī-
liegt im Grundwort nicht andfrk. *grim ( grim)
grimmig vor (so etwa Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³
Nr. 3867; Gamillscheg 1969: 500). Nfrz. grimace wur-
de im 17. Jh. als nhd. Grimasse, nndl. grimas, nost-
fries. grimasse, ne. grimace, nschwed. grimas über-
nommen.

Fick 3 (Germ.)⁴ 143 f.; Holthausen, As. Wb. 29; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 111. 188; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 2, 1, 155; Schiller-Lübben, Mndd. Wb.
2, 143; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 216; Vries, Ndls. et.
wb. 220 f.; Et. wb. Ndl. F-Ka 335 f.; Doornkaat Kool-
man, Wb. d. ostfries. Spr. 1, 685; Holthausen, Ae. et.
Wb. 137; Bosworth-Toller, AS Dict. 489; Suppl. 486;
ME Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 189;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 391 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 1, 645 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 96; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 347 f.; Nielsen,
Dansk et. ordb. 162; Ordb. o. d. danske sprog 2, 90 ff.;
Torp, Nynorsk et. ordb. 182; Bruckner, Spr. d. Langob.
261. Francovich Onesti 2000: 197.

Westgerm. *grīman-, nordgerm. *rīmōn-
gehen auf vorurgerm. *ghremo/ah₂n- zurück
und sind Ableitungen von der Verbalwurzel
uridg. *ghre- bestreichen, beschmieren mit
dem Verbaladjektiva bildenden Suffix uridg.
*-mo/eh₂- (*ghremo/eh₂- bemalt), die dann
mit individualisierendem -n-Suffix erweitert
wurde (*ghremo/eh₂n- das Bemalte, das,
womit gemalt wird
). Die Verbalwurzel ist in
lit. grejù Sahne abschöpfen (< *gh-e/o-)
und gr. χρω ich salbe, bestreiche (< *ghri-
é/ó-, mit Dehnung von *-i- vor der Mor-
phemgrenze) fortgesetzt.

Walde-Pokorny 1, 646 f.; Pokorny 457; LIV² 180; Frisk,
Gr. et. Wb. 2, 1120; Chantraine, Dict. ét. gr. 1277;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 168. B. Vine, ZVSp 98 (1985),
67; Lühr 2000: 216.

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