grîmoAWB m. n-St., seit dem 10. Jh. in Gl.:
‚Larve, Maske, Träger einer Maske, Schau-
spieler, Mime; mascus, scaenicus‘ 〈Var.:
c-〉. Der bei Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 111
als as. verbuchte Beleg (Gl. 4,245,12) grimo
. mascus (Hs. muscus) kann ebensogut dem
Ahd. zugeordnet werden, da die Hs. sowohl
as. wie ahd. Interpretamente bietet (vgl.
Bergmann 1973: 2, 83 f.). Später ist das Wort
nicht fortgesetzt, es gelangte aber als Entleh-
nung aus dem Frz. als Grimasse (s. u.) wie-
der ins Nhd.
Ahd. Wb. 4, 427. 430; Splett, Ahd. Wb. 1, 325; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 492; Schützeichel⁶ 140; Starck-Wells
240. 820; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 50; Graff
4, 327; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 395 (mascus). 591
(scaenicus); Dt. Wb. 9, 336 ff.; Kluge²¹ 271; Kluge²⁴
s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 477.
In den germ. Sprachen entsprechen: as.
grīmo ‚Maske‘ (s. aber oben); ae. grīma
‚Maske, Helm, Gespenst‘; ne. grime
‚Schmutz, Staub‘ (im Me. nur in der Verbal-
ableitung grīmen ‚schwarz machen‘; die ne.
Bedeutung erklärt sich somit über die Farbe,
die für die Maske verwendet wurde); langob.
grīm(o)- (nur in PN, etwa Grimoald, Grima-
rit; auch [mit Wandel von -m- > -n-; vgl.
Bruckner, Spr. d. Langob. 141] Grinpo, Gri-
nebertus): < westgerm. *grīman-. Daneben
sind mndd. grēme ‚Schmutz, Unreinheit‘;
aisl. gríma ‚Gesichtsmaske, Drachenkopf am
Steven, (poet.) Nacht‘, nisl., fär. gríma ‚Mas-
ke‘, nnorw. grima ‚Schmutzstreifen im Ge-
sicht‘, adän. grime ‚Gesichtsmaske‘ Femini-
na: < nordgerm. *rīmōn-. Ebenfalls hierher
zu stellen ist urgerm. *rīma- ‚Schmutz‘,
fortgesetzt in fläm. grijm ‚Schmutz‘. Die n-
stämmige Sekundärbildung bezeichnet eine
Ähnlichkeit mit dem Grundbegriff, die Mas-
ke ist somit ‚das Schmutz Ähnliche‘ (vgl. ae.
beard ‚Bart‘ : barda ‚Schiffsschnabel‘; Kra-
he-Meid 1969: 3, § 91, 6).
Das im 15. Jh. aufkommende Wort frz. grimace ‚Frat-
ze‘ (daraus entlehnt span. grimazo) ist eine innerro-
manische Weiterbildung mit dem Pejorativa bilden-
den Suffix -ace von entlehntem andfrk. *grimo. We-
gen des für das -i- vorauszusetzenden Langvokals -ī-
liegt im Grundwort nicht andfrk. *grim (→ grim)
‚grimmig‘ vor (so etwa Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³
Nr. 3867; Gamillscheg 1969: 500). Nfrz. grimace wur-
de im 17. Jh. als nhd. Grimasse, nndl. grimas, nost-
fries. grimasse, ne. grimace, nschwed. grimas über-
nommen.
Fick 3 (Germ.)⁴ 143 f.; Holthausen, As. Wb. 29; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 111. 188; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 2, 1, 155; Schiller-Lübben, Mndd. Wb.
2, 143; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 216; Vries, Ndls. et.
wb. 220 f.; Et. wb. Ndl. F-Ka 335 f.; Doornkaat Kool-
man, Wb. d. ostfries. Spr. 1, 685; Holthausen, Ae. et.
Wb. 137; Bosworth-Toller, AS Dict. 489; Suppl. 486;
ME Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 189;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 391 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 1, 645 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 96; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 347 f.; Nielsen,
Dansk et. ordb. 162; Ordb. o. d. danske sprog 2, 90 ff.;
Torp, Nynorsk et. ordb. 182; Bruckner, Spr. d. Langob.
261. — Francovich Onesti 2000: 197.
Westgerm. *grīman-, nordgerm. *rīmōn-
gehen auf vorurgerm. *ghrei̯mo/ah₂n- zurück
und sind Ableitungen von der Verbalwurzel
uridg. *ghrei̯- ‚bestreichen, beschmieren‘ mit
dem Verbaladjektiva bildenden Suffix uridg.
*-mo/eh₂- (*ghrei̯mo/eh₂- ‚bemalt‘), die dann
mit individualisierendem -n-Suffix erweitert
wurde (*ghrei̯mo/eh₂n- ‚das Bemalte, das,
womit gemalt wird‘). Die Verbalwurzel ist in
lit. grejù ‚Sahne abschöpfen‘ (< *ghréi̯-e/o-)
und gr. χρω ‚ich salbe, bestreiche‘ (< *ghri-
i̯é/ó-, mit Dehnung von *-i- vor der Mor-
phemgrenze) fortgesetzt.
Walde-Pokorny 1, 646 f.; Pokorny 457; LIV² 180; Frisk,
Gr. et. Wb. 2, 1120; Chantraine, Dict. ét. gr. 1277;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 168. — B. Vine, ZVSp 98 (1985),
67; Lühr 2000: 216.