grnoAWB m. n-St., nur Gl. 1,615,59:
‚Korn, Körnchen; granum‘. Der Nom.Sg.
grano kommt nur im Clm. 14689 (11./
12. Jh., bair., alem.) vor und ist direkt aus lat.
grānum n. ‚Korn, Körnchen, Kern‘ entlehnt.
Alle anderen Hss. geben die Stelle mit ahd.
kern m. a-St. oder kerno m. n-St. ‚Kern,
Korn‘ wieder. (In Gl. 5,46,27 ist grana si-
cher lat. Interpretament zu lat. mustacia, da
es sich insgesamt um eine lat. Gl. handelt.) —
Erst im 15. Jh. wird gran wieder entlehnt
und zwar aus mlat. granum in der Bedeutung
‚kleinste Gewichtseinheit‘. Urspr. wurden
zum Wiegen von sehr kleinen Mengen Ge-
treidekörner und Pflanzenkerne verwendet.
Noch heute bezeichnet nhd. Gran eine ‚sehr
kleine Menge‘.
Ahd. Wb. 4, 403; Splett, Ahd. Wb. 1, 1218; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 489; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 293
(granum); Dt. Wb. 8, 1820 ff.; Kluge²¹ 267; Kluge²⁴
s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 468.
Das Wort wurde auch in andere west- und
nordgerm. Sprachen entlehnt. Aus afrz.
grain, grein ‚Korn, kleine Menge‘ stammen
mndd. grēn, grein m. n. ‚Korn, Samenkorn,
das kleinste Gewicht‘; mndl., nndl. grein
‚Korn, Samenkorn, kleines Gewicht‘ und
me. grain (grein[e], greyn[e]) ‚Samenkorn,
kleine Portion‘ (1. Beleg 1398), ne. grain
‚kleines, hartes Teilchen, Getreidekorn,
kleinste englische Gewichtseinheit‘.
Nschwed., ndän. gran n. ‚kleinste Gewichts-
einheit‘ sind dagegen aus dem Deutschen
übernommen.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 156; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 143; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 2, 2123 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 213;
Vries, Ndls. et. wb. 218; Et. wb. Ndl. F-Ka 328; ME
Dict. s. v.; Stratmann-Bradley [1891] 1995: 305;
OED² (s. v. grain); Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1015;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 341; Nielsen, Dansk et.
ordb. 161 (s. v. II. gran); Ordb. o. d. danske sprog 7, 2;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 295; Svenska akad. ordb.
s. v.
In den roman. Sprachen ist lat. grānum als
italien., span. grano, logudures. ranu, engad.
graun, friaul. gran, katal., prov. grá, rum.
grâu, afrz., nfrz. graine ‚Korn, Samenkorn‘
fortgesetzt.
Über dt. Vermittlung gelangte lat. grānum
auch ins Slaw.: nruss. gran ‚kleinstes Ge-
wicht (besonders der Apotheker und Goldar-
beiter)‘ (seit Peter dem Großen).
Alb. grunë ‚Weizen‘ ist gegen Meyer, Et. Wb. d. alb.
Spr. 133 nicht aus dem Lat. entlehnt, sondern ererbt
(s. Orel, Alb. et. dict. 125 f. und → korn). Um Erb-
wörter handelt es sich wohl auch bei air. grán ‚Körn-
chen‘, kymr. grawn (anders Pedersen [1909—13]
1976: 1, 52). Weiteres s. ahd. korn.
Walde-Pokorny 1, 600; Pokorny 391; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 618 f.; Ernout-Meillet, Dict.
ét. lat.⁴ 281; Thes. ling. lat. 6, 2, 2192 ff.; Niermeyer,
Med. Lat. lex.² 1, 619; Du Cange² 4, 101; Körting,
Lat.-rom. Wb.³ Nr. 4335; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³
Nr. 3846; Wartburg, Frz. et. Wb. 4, 227 ff.; Vasmer,
Russ. et. Wb. 1, 303; Fick 2 (Kelt.)⁴ 117; Dict. of Irish
G-147; Dict. of Welsh 2, 1526. — Gamillscheg 1969:
491 f.