grensing
Volume IV, Column 607
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grensingAWB m. a-St., nur in Gl. seit dem
10. Jh.; vom 12. Jh. an auch grensihAWB (s. u.):
Gänserich, Gänsefingerkraut; doma, hercu-
laris, nimphea(?), potentilla, rosmarinum(?)

(Potentilla anserina L.). Mhd. grensinc,
nhd. mdartl. grensing (schweiz., schwäb.
[veraltet], bair., thür., meckl.), grensick
(preuß.); mndd. grensinc; mndl. grensinc,
grensich. Es ist unklar, ob ahd. grensing
auch andere Pflanzen bezeichnet (wie in den
nhd. Mdaa.), oder ob lat. Bezeichnungen wie
nimphea und rosmarinum (die gewöhnlich
für die weiße Seerose, Nymphaea alba L.,
und den Rosmarin, Rosmarinus officinalis
L., stehen) auf Potentilla anserina übertra-
gen wurden. Vgl. Marzell [194358] 2000:
2, 347 f. (Nymphaea alba). 998 ff. (Potentilla
anserina). 1441 ff. (Rosmarinus officinalis).

Der PflanzenN ist wohl von ahd. grana
Barthaar (s. d.), mhd. gran dss., auch
Granne abgeleitet, weil die Pflanzen ge-
fiederte Blätter mit grannenähnlichen Spit-
zen
haben (Marzell [194358] 2000: 3,
999), mit -ing-Suffix ( -ing und vgl. Wil-
manns [190630] 1967: 2, § 278). Die Va-
riante grensih ist durch Assimilation (wie bei
kuning, pfenning, s.dd.) oder durch Einwir-
kung anderer PflanzenN auf -ih (wie ahd. ep-
fih
, pfenih, ratih, s.dd. und vgl. Wilmanns,
a. a. O. § 284,4) entstanden (vgl. Dt. Wb. 9,
117).

Das Wort ist kaum von ahd. grans Schnabel, mhd.
grans Schnabel der Vögel abgeleitet (wie z. B. bei
Weigand [190910] 1968: 1, 765), denn die Pflanze
hat in keinem Teil Ähnlichkeit mit einem Vogel-
oder Gänseschnabel
(Marzell, a. a. O. 3, 999).

Die nhd. Bezeichnung Gänserich, die erst seit dem
16. Jh. belegt ist (zuerst als genserich), ist wohl da-
durch entstanden, daß grensih unter dem Einfluß von
Namen wie gensekraut (Hildegard, Physica) und
Ähnlichem (Marzell, a. a. O. 3, 1001 ff.) mit der Be-
zeichnung für eine männliche Gans verwechselt wur-
de (vgl. die Mischform grenserich; Marzell, a. a. O. 3,
1000). Der Name Gänsefingerkraut besteht aus der
allgemeinen Bezeichnung für Potentilla-Arten: Fin-
gerkraut (weil die meisten Arten fingerförmig geteilte
Blätter haben) und dem Bestimmungswort Gänse-,
das Potentilla anserina identifiziert.

Ahd. Wb. 4, 418; Splett, Ahd. Wb. 1, 320; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 491; Schützeichel⁶ 140; Starck-Wells
239. XLII. 819; Schützeichel, Glossenwortschatz 4,
42 ff.; Graff 4, 333; Lexer 1, 1079; Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 211 (doma). 302 (hercularius). 505 (potentil-
la); Dt. Wb. 9, 116 f. Schweiz. Id. 2, 783 f.; Fischer,
Schwäb. Wb. 3, 826; Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1005;
Spangenberg, Thür. Wb. 2, 710 f.; Wossidlo-Teuchert,
Meckl. Wb. 3, 280; Frischbier, Preuß. Wb. 1, 252;
Riemann, Preuß. Wb. 2, 512. Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 2, 1, 158; Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. 2, 143 f.; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 2129.
Fischer [1929] 2001: 280 (Potentilla).

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