gruozen
Band IV, Spalte 669
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gruozenAWB sw. v. I, seit dem 8. Jh. in Gl.,
MH, im T, OT, O, Ps, WH, bei N: erregen,
reizen, anstacheln, bewegen, erschüttern, be-
unruhigen, bedrängen, anregen, beeinflussen,
anreden, anrufen, ansprechen, anflehen, (mit
Worten) angreifen, angehen, aufrufen, auf-
fordern, ermuntern, hervorbringen, erzeugen;
adire, adoriri, agere, agitare, appellare, cie-
re, commovere, compellare, compellere, con-
citare, concutere, exacerberare, exagitare,
excitare, exercere, exserere, hortari, illicere,
impellere, inciere, interpellare, irritare, lo-
qui, movere, perstringere, pertemptare, pro-
ponere, provocare, pulsare, salutare, sollici-
tare, subscalpere, tangere, vocare
Var.: k-,
c-; -o-, -oo-, -ua-, -ui-, -u-. Mhd. grüezen
sw. v. anreden, ansprechen, grüßen, auf-,
herausfordern, antreiben, hetzen, beunruhi-
gen, angreifen
, nhd. grüßen jemandem mit
einer Höflichkeitserweisung begegnen, eine
freundliche Empfehlung übermitteln
.

Ahd. Wb. 4, 462 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 330 f.; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 497; Schützeichel⁶ 141; Starck-Wells
243. 820; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 74 ff.;
Graff 4, 337ff; Lexer 1, 1099; Dt. Wb. 9, 1001 ff.;
Kluge²¹ 276; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 485 f.
Raven 196367: 1, 61; Riecke 1996: 664; Braune-
Reiffenstein 2004: § 160.

Das Wort hat folgende Entsprechungen im
Germ.: as. grōtian grüßen, anreden, fragen,
mndd. grȫten (be-)grüßen, ansprechen, her-
ausfordern
; mndl. groeten an-, auffordern,
(be-)grüßen, ansprechen, angreifen
, nndl.
groeten grüßen; afries. grēta grüßen, (an-)
klagen
, nfries. groetsje grüßen; ae. grētan
nähern, hingehen, angreifen, ansprechen,
grüßen
, me. grēten, ne. greet grüßen; im
Nordgerm. mit abweichender Bedeutung
aisl., nisl. grœta, fär., nnorw. grøta,
aschwed. gröta weinen machen: < urgerm.
*rōtie/a-. Es handelt sich um eine Kausa-
tivbildung zu urgerm. *rēte/a- red. v. II
lärmen, klagen, weinen, erregt sein, das
fortgesetzt ist in: as. grātan; ae. grētan (ein-
mal schwaches Prät. begrette), me. grēten,
ne. greet; aisl., nisl., fär. gráta, nnorw. graa-
ta, ndän. grœde, nschwed. gråta; got. gretan.
Während im Nordgerm. die kausative Be-
deutung erhalten blieb, liegt den in den
westgerm. Sprachen belegten Bedeutungen
angreifen, anklagen, erschüttern eine Zwi-
schenstufe zum Weinen bringen zugrunde.
Die Bedeutung grüßen schließlich ist über
angehen ohne negative Konnotation zu er-
klären (ähnlich ist das Verhältnis zwischen
aisl. kveðja grüßen : kveða reden, spre-
chen
).

Fick 3 (Germ.)⁴ 139; Seebold, Germ. st. Verben 241;
Holthausen, As. Wb. 28 f.; Sehrt, Wb. z. Hel.² 210 f.;
Berr, Et. Gl. to Hel. 166 f.; Wadstein, Kl. as. Spr.
denkm. 58. 189; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2,
1, 173; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 156; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 2, 2158 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl.
taal² 217; Vries, Ndls. et. wb. 222 f.; Et. wb. Ndl. F-
Ka 339 f.; Holthausen, Afries. Wb.² 36; Richthofen,
Afries. Wb. 783; Fryske wb. 7, 397 f.; Dijkstra,
Friesch Wb. 1, 478; Holthausen, Ae. et. Wb. 135. 138;
Bosworth-Toller, AS Dict. 488 f.; Suppl. 486; Suppl.
2, 38; ME Dict. s.vv.; OED s.vv.; Vries, Anord. et.
Wb.² 185. 192; Bjorvand, Våre arveord 323; Jóhan-
nesson, Isl. et. Wb. 403; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 1, 634. 656; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 94. 98; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 339.
1472; Nielsen, Dansk et. ordb. 164; Ordb. o. d. dan-
ske sprog 7, 218 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb. 189;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 305 f.; Svenska akad.
ordb. s.vv.; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 221; Lehmann,
Gothic Et. Dict. G-106. Darms 1978: 265. 500
Anm. 214; García García 2005: 67 f.

Urgerm. *rēte/a- < vorurgerm.
*h/ghr/éh₁d-e/o- weinen (dazu als Kausa-
tiv vorurgerm. *h/ghrō/oh₁d-ée/o-) hat kei-
ne sichere Anschlußmöglichkeit. Möglich ist
eine Schallwurzel uridg. *gher- als Basis, de-
ren Ableitungen aber lediglich jüngere Wort-
schöpfungen sein dürften; vgl. ai. ghargha-
ra- m. Gerassel, Gelächter; lat. hirrīre
winseln, knurren; ae. gierren tönen, knar-
ren, schwatzen
, nhd. girren, grollen; russ.-
ksl. gъrkati girren, tschech. hrkati kra-
chen, schnarren
. Jedoch bleibt das genaue
Verhältnis unklar.

Vorgeschlagen wurde auch die Zusammenstellung mit
ai. hrádate läßt ertönen, schlägt (die Trommel), die
aber wegen der abweichenden Semantik unsicher
bleiben muß (Werba 1997: 475 führt die Wurzel ai.
hrād- auf uridg. *hr[/l]ah₂d- zurück).

Walde-Pokorny 1, 659 f.; Pokorny 439; LIV² 202;
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. 3, 615 f.; ders., Et. Wb.
d. Altindoar. 2, 823.

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